Ideen für den Unterricht

Wozu Sicherheitsforschung?

Vorausgesetzt werden Grundkenntnisse in Genetik/Molekularbiologie/Ökologie. Zur inhaltlichen Vorbereitung/Ergänzung eignen sich die folgenden Unterrichtseinheiten: Zulassungsverfahren: Wer entscheidet über die Sicherheit von GVOs?, Bewertungsmaßstab: Was ist ein ökologischer Schaden, Gentechnik-Debatte: Kriterien bei der Einschätzung von Risiken, Bt-Mais: Eine Pflanze schützt sich selbst

Ziele

  • Ziele und Aufgaben der staatlich geförderten, biologischen Sicherheitsforschung an gentechnisch veränderten Pflanzen kennenlernen
  • Auseinandersetzung mit möglichen Auswirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen auf das Ökosystem und mit den wissenschaftlichen Ergebnissen der biologischen Sicherheitsforschung
  • Eigene Risikoeinschätzung und Bewertung der öffentlichen Debatte

Vorbemerkung

Die Grüne Gentechnik ist ein Wissenschaftsgebiet, das sich mit starker Dynamik weiterentwickelt und dem Agrar- und Ernährungsbereich neue Perspektiven eröffnet. Wie bei allen neuen Entwicklungen und Technologien stehen den Chancen auch Risiken gegenüber. Insbesondere mögliche Auswirkungen gentechnisch veränderter Kulturpflanzen auf das Ökosystem werden in der Öffentlichkeit seit Jahren kontrovers diskutiert. Die Bundesregierung fördert daher seit den 80er Jahren Forschungsprojekte zur biologischen Sicherheit gentechnisch veränderter Organismen. Das an „Schadensvermeidung statt Schadensbehebung“ orientierte Prinzip der Vorsorge ist auch in Paragraph 1 des Gentechnik-Gesetzes verankert (Folie 1).

In den vergangen Jahren hat sich die Förderung auf Fragestellungen der Grünen Gentechnik und die in Deutschland hauptsächlich angebauten Kulturarten (Raps, Zuckerrübe, Kartoffel, Mais, Getreide, Gehölze) konzentriert. Die biologische Sicherheitsforschung untersucht mit einem breiten Spektrum an Methoden deren Umweltsicherheit. Die Überprüfung findet zuerst unter Laborbedingungen und danach im Freiland statt. Dabei werden Themen aufgegriffen, bei denen Forschungsbedarf besteht, wobei auch die in der öffentlichen Debatte um die Grüne Gentechnik vorgebrachten und wissenschaftlich begründeten Einwände und Befürchtungen berücksichtigt werden.

Die biologische Sicherheitsforschung liefert wissenschaftliche Grundlagen für notwendige politische Entscheidungen der Bundesregierung. Durch begleitende kommunikative Maßnahmen wird das gewonnene Wissen für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht (www.biosicherheit.de).

Unterrichtsgestaltung

Einstieg

Als Einstieg ins Thema dient eine Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vom 23.7.2007. Das Ministerium kündigt darin an, die biologische Sicherheitsforschung im Bereich der grünen Gentechnik in den nächsten drei Jahren erneut mit zehn Millionen Euro zu fördern. Wissenschaftler sind aufgerufen, Projekte hierfür einzureichen. Es sollen insbesondere Methoden entwickelt werden, um die Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen zu erhöhen. In einem weiteren Schwerpunkt sollen ökologische Fragestellungen an noch nicht zum Anbau zugelassenen transgenen Kulturpflanzen untersucht werden.

Erarbeitung

Nachdem die SchülerInnen die Pressemitteilung gelesen haben, werden mit Hilfe der Folien 5-8 Inhalte und Fragestellungen der BMBF-geförderten, biologischen Sicherheitsforschung in Deutschland erläutert.

Folie 5 und die Frage „Welche Auswirkungen auf die Umwelt sind denkbar?“ soll die Schüler dazu anregen, sich mit möglichen ökologischen Auswirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen auseinanderzusetzen (Verwilderung, Auskreuzung, Wirkung auf die Nahrungskette). Es geht dabei darum, den SchülerInnen eine differenzierte Betrachtungsweise zu vermitteln: Auskreuzung ist nicht per se ein ökologischer Schaden. Das Risiko ist je nach Kulturpflanze, Ökosystem und gentechnisch vermittelter Eigenschaft unterschiedlich zu bewerten.

Die Ergebnisse der biologischen Sicherheitsforschung werden am Beispiel Bt-Mais erläutert (Folie 9). Das „Bt-Prinzip“ kann zuvor mit Hilfe der Kopiervorlagen aus der Unterrichtseinheit „Bt-Mais: Eine Pflanze schützt sich selbst“ erklärt werden.

Anschließend erhalten die SchülerInnen Kärtchen zu den möglichen Auswirkungen auf Nicht-Zielorganismen inkl. Kurzzusammenfassung der wissenschaftlichen Ergebnisse (Folie 10-16). Je nach technischer Ausstattung und zeitlichem Rahmen können die SchülerInnen sich auch im Internet unter www.maisfeld.info einen Überblick über die Ergebnisse der biologischen Sicherheitsforschung verschaffen und einen virtuellen „Spaziergang“ durch das Ökosystem Maisfeld unternehmen. Gemeinsam trägt die Klasse dann alle Aspekte und Ergebnisse zusammen und diskutiert diese.

Folie 3-4 dient dazu, der Klasse ja nach Bedarf zusätzlich einen Überblick über die biologische Sicherheitsforschung außerhalb Deutschlands zu vermitteln.

Ergebnissicherung/Diskussion

Die staatlich geförderte biologische Sicherheitsforschung erfüllt eine wichtige Aufgabe wenn es darum geht, mögliche Umweltrisiken beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu erforschen. Dennoch sind die Forschungsergebnisse in der öffentlichen Diskussion wenig präsent oder werden von verschiedenen Gruppen in Frage gestellt. Die Schüler werden aufgefordert, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Die folgenden Aspekte können in der Klasse aufgegriffen und diskutiert werden:

Restrisiken bleiben (Nabu)

„Eine umfassende ökologische Sicherheitsforschung müsste theoretisch eine Vielzahl von Parametern erfassen und mit einer hinreichenden Systematik alle Organisationsebenen von der molekularen bis zur ökosystemaren mit allen Folge- und Nebenwirkungen betrachten. Praktisch ist es allerdings unmöglich, alle Parameter über einen ausreichend langen Zeitraum in ihrer Vernetzung und Komplexität zu erfassen. Notwendigerweise muss sich daher die Betrachtung des Phänomens auf eine Auswahl der Kriterien beschränken. Ungewissheiten spielen eine wichtige Rolle und sind in die Bewertung mit einzubeziehen. (Nabu Hintergrundinformation „Grüne Gentechnik und biologische Vielfalt“, Dezember 2004)

Grüne Gentechnik und die Stimme der Wissenschaft

Obwohl es seit Jahren eine biologische Sicherheitsforschung gibt, ist die Auffassung weit verbreitet, mögliche Folgen gentechnisch veränderter Pflanzen für die Umwelt seien nicht erforscht. Wissenschaftler sind in der öffentlichen Debatte kaum zu vernehmen.

"Feldbefreiung": Illegal gegen die Forschung (siehe auch Folie 17)

Die Diskussion um die Grüne Gentechnik wird nicht immer friedlich geführt - um Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen zu verhindern, schrecken einzelne Gruppen radikaler Gentechnik-Gegner auch vor illegalen Mitteln nicht zurück: Sie rufen öffentlich zu Angriffen auf Versuchsfelder und Institute auf. Für bundesweites Aufsehen sorgte die Zerstörung eines Freilandversuchs der Universität Gießen mit gentechnisch veränderter Gerste im Juli 2006. Umweltschutzorganisationen wie BUND, Nabu und Greenpeace distanzieren sich von gewalttätigen und zerstörerischen Protestaktionen.