Timothy Sharbel

Kanada

" Der Schlüssel zu einer Welt ohne Konflikte liegt in der Nahrungsmittelsicherheit. "

Kanadas Prärien gehören zu den ertragreichsten Regionen der Welt

Timothy Sharbel / Kanada

21.04.2014 | Redaktion Pflanzenforschung.de
(Quelle: © iStock.com / HannamariaH)

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Was ist ein Plantainment?

Wissen und Fakten über Pflanzen. Kurz, knackig und leicht verständlich. Das heißt bei uns „Plantainment“. 

Mit wechselnden Spezialthemen informieren die Plantainments lebensnah und anschaulich über Entwicklungen und Innovationen in der Pflanzenforschung.

Diesmal widmen wir uns dem Thema Ernährung unter dem Motto: “Was isst die Welt - Unser Speiseplan”.

 

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Timothy Sharbel

Gespräch

Poutine

Rezept

Bio-Landbau

Aufgabe

Gespräch

Timothy Sharbel / Kanada

Bei Kanada denken die meisten an unberührte Natur und Ahornbäume. Dass das Land weltweit zu den führenden Exporteuren landwirtschaftlicher Produkte gehört, wissen die wenigsten.  Fruchtbare Schwarzerde und landwirtschaftliche Spitzentechnologien, haben die kanadische Landwirtschaft so erfolgreich gemacht.

Es ist ein Märztag in Sachsen-Anhalt, die Außentemperatur liegt bei 14 °C. Tim Sharbel, Leiter der Forschungsgruppe „Apomixis“ am IPK Gatersleben, ist heute trotzdem in kurzen Hosen zur Arbeit geradelt. In seiner Heimatstadt, dem kanadischen Montreal, herrschen momentan noch weitaus winterlichere Temperaturen.

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Heimat der Naturburschen: Auch der kanadische Wissenschaftler Tim Sharbel ist am liebsten draußen- egal bei welchen Temperaturen.

Heimat der Naturburschen: Auch der kanadische Wissenschaftler Tim Sharbel ist am liebsten draußen- egal bei welchen Temperaturen.

Bildquelle: © Tim Sharbel / IPK Gatersleben

Als der in Quebec geborene Biologe 1995 nach Deutschland kam, wollte er seinen Aufenthalt vor allem dazu nutzen, um die unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien von Plattwürmern zu erforschen. Im Jahr 1999 wechselte er an das MPI für chemische Ökologie in Jena, um dieser Fragestellung in Pflanzen nachzugehen. „Pflanzen eigenen sich aus verschiedenen Gründen besonders gut dazu: Sie lassen sich einfach manipulieren, bewegen sich nicht und man kann mit ihren Geschlechtsorganen experimentieren, ohne in einen ethischen Konflikt zu geraten.“, erklärt Tim Sharbel.

Multikulti im Topf

Mittlerweile haben Tim Sharbel und seine Familie sich gut in Gatersleben eingelebt. Manchmal fehlt ihm jedoch die kulinarische Vielfalt, die Kanada als Land mit der weltweit höchsten Einwanderer-Quote zu bieten hat: In den Großstädten liegt der Anteil der im Ausland geborenen bei etwa 40 Prozent. Diese stammen meist von den Philippinen, aus Indien, den USA, dem Vereinigten Königreich und aus Mittelamerika. Dementsprechend bunt geht es auch in der Küche zu. „Man kann in Sachsen-Anhalt zwar alles bekommen, aber mit der kulinarischen Vielfalt Montreals ist Gatersleben nicht zu vergleichen“, sagt Tim mit einem Augenzwinkern.

Legendäre Wildheit

Vor allem aber vermisst er die unberührte Natur: „Die knapp 10 Millionen Quadratkilometer Kanadas sind relativ dünn besiedelt und herrlich einsam. In dem vergleichsweise übervölkerten Deutschland ist es dagegen schwierig, der Zivilisation zu entkommen“, bedauert Sharbel, der gerne wandert, angelt, Kanu- und Mountainbike fährt. Mit seinem rauen Klima ist Kanada in der Tat kein Land für Warmduscher.

Überwiegend herrschen kurze, heiße Sommer und lange kalte Winter. In einigen Regionen fallen die Temperaturen im Winter bisweilen auf bis zu fünfzig Grad unter dem Gefrierpunkt. Während an der Pazifikküste in der Provinz Britisch-Kolumbien sehr hohe Niederschläge fallen, leiden die Prärie-Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba eher unter Trockenheit. 

Ahorn, Raps und rote Linsen

Der Eindruck, in Kanada gäbe es nur karge, ungezähmte Wildnis täuscht jedoch. Kanada gehört zu den weltweit führenden Exporteuren landwirtschaftlicher Produkte und seine unterschiedlichen Klimazonen bringen eine breite pflanzliche Vielfalt hervor. Die Vegetation reicht von  baumloserTundra im Norden bis hin zu den südlichen borealen Nadelwäldern und gemäßigten Regenwäldern im Südwesten.

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Linsen gehören zu einem von Kanadas landwirtschaftlichen Exportschlagern. Die kanadische Linsenproduktion macht sogar Indien Konkurrenz.

Linsen gehören zu einem von Kanadas landwirtschaftlichen Exportschlagern. Die kanadische Linsenproduktion macht sogar Indien Konkurrenz.

Bildquelle: © Otto Wilhelm Thomé / Flora von Deutschland

Zu den häufigsten Baumarten gehört der Zucker-Ahorn (Acer saccharum), das Wahrzeichen Kanadas. Er ist ein wichtiger Holzlieferant und aus seinem Saft entsteht der berühmte goldgelbe Ahornsirup (Maple syrup), der gerne über Pfannkuchen-Türme gegossen wird.

Die Prärien östlich der Rocky Mountains sind das Füllhorn der kanadische Landwirtschaft: Hier liegen 80 Prozent der kanadischen Agrarflächen und die fruchtbare Schwarzerde der Prärie-Böden machte Kanada zu einem der größten Getreideexporteure der Welt. Neben Weizen, Hafer und Gerste werden dort vor allem Ölsaaten wie Raps und Leinsamen angebaut. Das kühle Klima bietet außerdem optimale Bedingungen für den Linsenanbau. Allein die Provinz Saskatchewan liefert derzeit etwa 40 Prozent der Welternte. An den Küsten von Québec und Britisch-Kolumbien gedeihen außerdem Gemüse, Obst- und Wein.

Landwirtschaft mit viel Know-How

„Die kanadischen Bauern bewirtschaften große Flächen und lassen dabei keine noch so ausgefeilte Technik ungenutzt“, erklärt Tim Sharbel. „Darum sind sie so erfolgreich.“ Bereits im 19. Jahrhundert gründete Kanada erste Agrarforschungsinstitute, um neue Pflanzensorten, Anbau- und Tierhaltungsmethoden zu entwickeln, die in dem kühlen Klima und den kurzen Vegetationsperioden gute Erträge lieferten. Kanada ist zudem Vorreiter bei der Anwendung landwirtschaftlicher Spitzentechnologien: Viele Landwirte nutzen mittlerweile GPS-gesteuerte Maschinen, um Pestizide und Düngemittel punktgenau auf dem Feld zu verteilen. Ertrag und Wasserverfügbarkeit im Boden werden durch Satelliten erfasst. Kanada baut bereits seit 20 Jahren gentechnisch veränderte Nutzpflanzen an: Auf über 90 Prozent der Rapsfelder wachsen GV-Pflanzen.

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Auch das ist Kanada. Auf seinen Prärien östlich der Rocky Mountains wird großflächig Getreide angebaut.

Auch das ist Kanada. Auf seinen Prärien östlich der Rocky Mountains wird großflächig Getreide angebaut.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ 4loops

Wie in Europa ist die intensive Landwirtschaft Kanadas jedoch nicht ohne ökologische Folgen. Besonders problematisch ist die Bodenerosion, die im schlimmsten Fall in Bodenzerstörung enden kann. Landwirte setzen inzwischen vermehrt auf bodenschonende Maßnahmen und einfache Fruchtfolgen, die dem Boden eine dringend nötige Regenerationszeit verschaffen. Auch die schier unendliche Größe des Landes hat ihre Tücken: Bahnstrecken werden häufig durch Stürme und Schnee unpassierbar und  es kommt zu Engpässen bei den Rohstofflieferungen.

Apomixis: Eine Technik mit Umsturz-Potenzial 

Tim Sharbel ist überzeugt, dass sich landwirtschaftliche Systeme durch Forschung revolutionieren lassen. Er und seine Mitarbeiter wollen eine spezielle Form der asexuellen Vermehrung („Apomixis“) auf Kulturpflanzen übertragen. Diese Pflanzen ließen sich ohne weitere Kreuzung, also ohne Genaustausch, vermehren. Das spart nicht nur Zeit und Geld, es würde Landwirte auch die Möglichkeit geben, eigenständig  Saatgut aus Kulturpflanzenlinien herzustellen, deren Samen sich bei sexueller Vermehrung nicht zur Wiederaussaat eignen. Tim Sharbel ist optimistisch: „Das ist vermutlich nicht morgen der Fall, aber vielleicht in 10 Jahren. Es geht dabei nicht um die kanadische oder deutsche Landwirtschaft. Der Schlüssel zu einer intelligenten Welt ohne Konflikte liegt vor allem in der globalen Nahrungsmittelsicherheit.“

Aufgabe

Nio-Landbau - Erosion und logistische Engpässe

Quelle: © iStock.com/ Sundown001

Quelle: © iStock.com/ Sundown001

Auch in Kanada hat die intensive Hochertragslandwirtschaft ihren Preis: Pestizid- und Düngemitteleinsatz bedrohen die Artenvielfalt und verschmutzen Gewässer und der Verlust fruchtbarer Böden durch Wind- und Wassererosion wurde bereits in den 1920er Jahren zum Problem.

Um diese Umweltbelastung und Zerstörung der Böden zu minimieren, fördert Kanada bodenschonende Maschinen und Anbaumethoden. Im mittleren Westen praktizieren Landwirte mittlerweile eine einfache Form der Fruchtfolge die bereits im Biolandbau Anwendung findet.

Aus ökonomischer Sicht sind vor allem die Transporte durch die riesigen Entfernungen eine Herausforderung für den Landwirtschafts-Sektor. Wirtschaftlich nachteilig ist auch, dass Kanada fast ausschließlich ein „Samenexporteur“ ist und seine Rohstoffe nicht selbst verarbeitet.

Rezept

Poutine

Kanada ist ein multikulturelles Einwandererland, das kulinarisch weitaus mehr zu bieten hat, als amputierte Zehen im Whisky! Zum Beispiel empfiehlt Tim Sharbel „Poutine“, eine Kartoffel-Spezialität aus dem französischsprachigen Quebec. 

Wichtigste Zutat ist der Käse: Ein Cheddar, der aus ungepresstem Käsebruch besteht. Für eine gute „Poutine fromage“ darf der Käse nicht älter als 24 Stunden sein, damit er seine „Quietscheigenschaft“ nicht verliert.

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Nichts für Kalorienbewusste: Das kanadische Gericht "Poutine".

Nichts für Kalorienbewusste: Das kanadische Gericht "Poutine".

Bildquelle: © Jonathunder / WikiCommons

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Zutaten
  • Pommes frites
  • Original Gravy aus Kanada/USA
  • Cheese Curds (ungepresster Cheddar-Käsebruch)

ODER

  • starke Brühe
  • Butter
  • Mehl
  • Mozzarella (mind. 45% Fett)

Zubereitung
Hier die einfache 10 Minuten-Variante:

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    Die Pommes Frites nach Anleitung zubereiten.
  2. 2
    In der Zwischenzeit die Butter (etwa 1 EL) in einem Topf erhitzen und eine braune Mehlschwitze zubereiten. Dann die vorbereitete Brühe (1/2 l) zugeben. Das ganze gut 5 Minuten köcheln lassen und von der Herdplatte nehmen. 
  3. 3
    Die Soße abkühlen lassen und notfalls mit Speisestärke andicken. 
  4. 4
    Auf einem Teller eine Schicht Mozzarella auslegen, anschließend die heißen Pommes drüber geben und wieder mit Käse belegen. 
  5. Fertig!
    Mit der Soße übergießen. 
  6. Gut zu wissen: Das Gericht ist vor allem bei Jungendlichen sehr beliebt und auch Tim Sharbel erinnert sich gerne an die ein oder andere Portion, die in frühen Morgenstunden verputzt wurde. Ob „Poutine“ auch bei ihm Zuhause als Kind öfter auf den Tisch kam? „Oh no! Wem die Gesundheit seiner Kinder etwas Wert ist, sollte versuchen. sie so lange wie möglich davon fern zu halten!“