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Freier Welthandel mildert die Folgen des Klimawandels

15.09.2016 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Länder wie Äthiopien, Burundi oder Kamerun werden voraussichtlich besonders stark unter den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels leiden. (Bildquelle: © iStock.com/Alida Vanni)

Länder wie Äthiopien, Burundi oder Kamerun werden voraussichtlich besonders stark unter den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels leiden. (Bildquelle: © iStock.com/Alida Vanni)

Der Klimawandel birgt ein hohes Risiko für die Landwirtschaft. Bis zum Ende des Jahrhunderts können die Verluste der Landwirtschaft auf 0,8 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts ansteigen. Was als Zahl nicht sonderlich groß klingt, hätte verheerende Auswirkungen für ärmere Länder und deren Bevölkerung. Eine freie Handelspolitik kann die negativen Effekte abmildern, so eine aktuelle Studie unter Beteiligung Deutscher Forscher.

Der Klimawandel und seine Folgen stellen eine ernste Bedrohung für die weltweite Landwirtschaft dar. Ein Anstieg der globalen Mitteltemperatur von ein bis zwei Grad hätte, das zeigen Modellrechnungen und Simulationen, dramatische Konsequenzen für regionale Ernten. Erträge würden deutlich geschmälert und das bei einer global, noch über das Jahr 2050 hinaus, wachsenden Weltbevölkerung. Für Länder, deren Wirtschaftskraft stark von der Landwirtschaft abhängt, wie es bei vielen afrikanischen Ländern der Fall ist, käme dies einem dramatischen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts gleich. Hungerkatastrophen, Unruhen und Flucht wären die Folgen.

Um dem zu entgehen, müssten Landwirte ihre Produktion intensivieren und möglicherweise die Anbauflächen erweitern. Jedoch stoßen die konventionellen Möglichkeiten der Erweiterung der Produktionsflächen mehr und mehr an Grenzen. Umwelt und Klima würden, beispielsweise durch eine weitere Entwaldung, noch stärker belastet werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Kosten für Nahrungsmittel steigen und die Einkommen der Bevölkerung stärker durch Nahrungsmittel belastet werden. Das Risiko für Nährstoffmangel und Unterversorgung würde steigen.

Wichtigste Stellschraube ist der Welthandel

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Es besteht die Gefahr, dass die Kosten für Nahrungsmittel durch den Klimawandel steigen und die Einkommen der Bevölkerung stärker durch belastet werden.

Es besteht die Gefahr, dass die Kosten für Nahrungsmittel durch den Klimawandel steigen und die Einkommen der Bevölkerung stärker durch belastet werden.

Bildquelle: © Claus_Bnnagel / Pixelio.de

Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben nun für den Zeitraum von 1995 bis 2095 die globale und regionale Anfälligkeit der Landwirtschaft durch den Klimawandel berechnet. Die Forscher kombinierten für ihre Studie 19 verschiedene Klimaprojektionen mit Simulationen zu landwirtschaftlichen Erträgen, um so die möglichen Folgen des Klimawandels auf den Agrarsektor zu berechnen.

Die Auswirkungen variieren je nach Produktivität, Düngung, sozio-ökonomischen Faktoren und dem Welthandel. Der Faktor Welthandel ist laut Forscher die wichtigste Stellschraube für die Folgen des Klimawandels auf die Landwirtschaft. Die Forscher nutzten für ihre Berechnungen das vom PIK entwickelte  „Model of Agricultural Production and its Impact on the Environment“ (MAgPIE), welches wirtschaftliche Folgen aus den Klimawandel berechnet.

Der Klimawandel als Risiko-Multiplikator

Ergebnis der Studie, die in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde, war, dass bei einer restriktiven Handelspolitik die Verluste der Landwirtschaft bis zum Ende des Jahrhunderts auf circa 0,8 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts ansteigen könnten. In absoluten Zahlen entsprechen diese 0,8 Prozent 2,5 Billionen US-Dollar. Zu dieser Summe wären die jährlichen Verluste des weltweiten BIP bis zum Jahr 2095 angewachsen.

Für Länder wie Deutschland, dessen Landwirtschaft heute nicht einmal ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, würden die Folgen nicht dramatisch sein. Jedoch würden Länder wie Äthiopien, Burundi oder Kamerun deutlich stärker leiden. Dort macht die Landwirtschaft mehr als 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, weshalb der Klimawandel hier als ein Risiko-Multiplikator wirkt. Ein freier Welthandel könnte die Verluste des globalen Bruttoinlandsprodukts um 65 Prozent auf 0,3 Prozent eingrenzen.

Freihandel bezeichnet einen internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr, der keinerlei Zollschranken oder anderweitigen Beschränkungen unterliegt. Vorteile des Freihandels sind eine erhöhte Effizienz, eine beschleunigte Innovation und das schnelle Erreichen optimaler Betriebsgrößen durch Wettbewerb. Die Vereinigten Staaten und die Europäische Union gelten als starke Befürworter von Freihandel. Allerdings wird ihnen vorgeworfen, beispielsweise den eigenen Agrarmarkt durch Subventionen zu bevorteilen.  

Maßnahmen gegen den Klimawandel

Die Studie zeigt, dass der Klimawandel die globale Landwirtschaft beeinflussen wird. Besonders die bereits heute stark belasteten Länder Afrikas werden vor die größten Herausforderungen gestellt und aller Voraussicht nach am stärksten unter den Folgen zu leiden haben.


Quelle: Stevanovic, M. et al. (2016) The impact of high-end climate change on agricultural welfare. In: Science Advances 24 Aug 2016: Vol. 2, no. 8, e1501452, doi: 10.1126/sciadv.1501452

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Titelbild:

Länder wie Äthiopien, Burundi oder Kamerun werden voraussichtlich besonders stark unter den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels leiden. (Bildquelle: © iStock.com/Alida Vanni)