Kein wirklicher Erfolg in Durban

13.12.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Viele Experten gehen davon aus, dass das 2-Grad-Ziel kaum noch zu halten ist (Quelle: iStockphoto.com/ Jan Will)

Viele Experten gehen davon aus, dass das 2-Grad-Ziel kaum noch zu halten ist (Quelle: iStockphoto.com/ Jan Will)

Die bisher längste Klimakonferenz dauerte 14 Tage (statt 12) und hat am frühen Sonntagmorgen ihren Abschluss gefunden. Entgegen vieler Erwartungen gab es tatsächlich erste Schritte in die richtige Richtung, aber sie reichen nicht aus. Da der Klimawandel die Pflanzenforschung wie auch die landwirtschaftliche Produktion vor große Herausforderungen stellt, verfolgte pflanzenforschung.de die Klimakonferenz.

Die guten Nachrichten

Folgendes wurde beim Klimagipfel in Durban in Südafrika erreicht: Das Kyoto-Protokoll geht in eine zweite Phase, die Inhalte des Nachfolgeprotokolls sollen auf der nächsten Konferenz 2012 in Katar ausgehandelt werden, so dass es 2013 in Kraft treten könnte. Ab 2020 soll es zusätzlich einen neuen Weltklimavertrag geben, in den auch die USA und die Schwellenländer (China, Indien, Mexiko, Brasilien) mit eingebunden werden. Dieses Abkommen soll bis 2015 stehen. Der Klimafonds wird ab 2020 kommen. Ein Maßnahmen-Fahrplan wurde beschlossen.

Die ganz große Katastrophe scheint damit erst mal abgewendet, nämlich ein komplettes Scheitern des Klimagipfels. Stattdessen wird auch in den nächsten Jahren weiter verhandelt.

Die schlechten Nachrichten 

Aber es gibt auch reichlich Negatives: Am Kyoto-Nachfolgeprotokoll wollen Russland, Neuseeland, Japan und Kanada nicht mehr teilnehmen. Die übrig gebliebenen Teilnehmerstaaten des Kyoto-Protokolls sind zusammen aber nur für etwa 15 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zudem wurde nicht festgelegt, wie lange das Nachfolgeprotokoll dauern soll, ob bis 2017 oder bis 2020. Beim neuen Weltklimavertrag wurde bis zuletzt um die Formulierungen gestritten. Vor allem die Umweltverbände befürchten jetzt, dass sich bisherige Blockierer wie Indien, China und die USA hinter der unklaren Formulierung einer „vereinbartes Ergebnis mit Rechtskraft“ doch noch ein Hintertürchen offen halten wollen. Über verbindliche Reduktionsziele wurde nichts vereinbart. Beim Grünen Klimafond (Green Climate Fund, GCF), der den Entwicklungsländern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels helfen soll und aus dem ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen sollen, ist weiterhin unklar, woher das Geld kommen wird. Die Möglichkeit, Einnahmen aus einer Abgabe für die stark steigenden Emissionen aus dem Flug- und Schiffsverkehr zu gewinnen, wie von den Umweltschutzorganisationen gefordert, wurde verworfen. 

Für das Waldschutzprogramm REDD gab es keinen nennenswerten Fortschritt, insbesondere bei der Finanzierung. Der WWF befürchtet, dass sich die Teilnehmer durch die bestehenden Unsicherheiten von diesem Projekt abwenden könnten. REDD soll Emissionen aus der Waldzerstörung verringern, indem es dem dort gespeicherten CO2 einen Geldwert zurechnet.

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Viele Länder, vor allem in Afrika, sind bereits jetzt vom Klimawandel betroffen (Quelle: © Robson / pixelio.de).

Viele Länder, vor allem in Afrika, sind bereits jetzt vom Klimawandel betroffen (Quelle: © Robson / pixelio.de).

Gut oder schlecht?

Ist das Gesamtergebnis jetzt gut oder schlecht? Politiker sprechen von einem „wegweisenden Erfolg“, wie Bundesumweltminister Röttgen. Tatsächlich ist es schon ein Erfolg, dass es weiterhin Verhandlungen geben wird, denn die Chancen standen dafür schlecht. Ein neues Klimaabkommen mit allen Staaten ist zumindest nicht unwahrscheinlicher geworden. Umweltverbände sehen die Ergebnisse allerdings etwas anders: Es wurde zwar ein neues Abkommen in Aussicht gestellt, aber der Erfolg ist damit noch längst nicht garantiert. Die Absprachen seien zu unverbindlich und nicht ausreichend, um das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen, betonen Umweltverbände und NGOs. Außerdem werde weiterhin wertvolle Zeit mit zähen Verhandlungen vergeudet. Bereits von den Folgen des Klimawandels betroffene Länder sprachen von einem Minimal-Konsens. 

Das Problem

Eine Steigerung der globalen Temperatur von zwei Grad gilt unter Experten als die Marke, mit der die Folgen des Klimawandels gerade noch beherrschbar wären. Um die globale Erwärmung mit 50-prozentiger Sicherheit auf maximal 2 Grad zu begrenzen, müsste es laut Umweltschutzprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) bis 2021 eine Umkehr beim Ausstoß der Treibhausgasemissionen geben, sie müssten weltweit beginnen zu sinken, der maximale weltweite Ausstoß dürfte 2020 nur noch maximal 48,3 Milliarden Tonnen betragen. Nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) lag der weltweite CO2-Ausstoß 2010 allein aus der Energieerzeugung bereits bei dem neuen Rekordwert von 30,6 Gigatonnen (30,6 Milliarden Tonnen). Um das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen, empfiehlt die IEA einen CO2-Ausstoß von maximal 32 Gigatonnen bis 2020. Aber: Unabhängig davon sind viele Länder, vor allem in Afrika, bereits jetzt vom Klimawandel betroffen.

Das heißt: Selbst wenn es 2015 zu einer historischen Einigung aller Staaten kommen sollte, wird es zeitlich nahezu unmöglich, das Zwei-Grad-Ziel noch zu halten. Inzwischen gehen viele Experten davon aus, dass diese zwei Grad Temperaturerhöhung nicht mehr zu erreichen sind. Eine Steigerung von 3 bis zu 6 Grad Celsius wird somit immer wahrscheinlicher. Die damit verbundenen Folgen für Entwicklung und Wohlstand in der Welt oder das Erreichen der Millenniumsziele umso gravierender.