Die große Inventur

Der weltweit vollständigste Pflanzenkatalog kommt aus Leipzig

11.12.2020 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Leipzig beherbergt den ältesten Botanischen Garten Deutschlands. Auf nur drei Hektar Fläche wachsen hier rund 6500 von 351.180 Pflanzenarten weltweit. (Bildquelle: © Swen Reichhold)

Leipzig beherbergt den ältesten Botanischen Garten Deutschlands. Auf nur drei Hektar Fläche wachsen hier rund 6500 von 351.180 Pflanzenarten weltweit. (Bildquelle: © Swen Reichhold)

ForscherInnen der Universität Leipzig (UL) und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) haben die weltweit umfassendste Liste aller bekannten Pflanzenarten veröffentlicht. Der Katalog zählt über 1,3 Mio. Pflanzennamen.

In der Pflanzenforschung muss man wissen, mit welcher Pflanze man arbeitet. Doch das ist überraschenderweise problematischer als gedacht. „In meiner täglichen Arbeit im Botanischen Garten stoße ich regelmäßig auf Artbezeichnungen, die nicht eindeutig sind, da die bisherigen Referenzlisten Lücken haben. Das bedeutet jedes Mal Recherchearbeit, die einen von der eigentlichen Arbeit abhält, und vor allem auch eine eingeschränkte Verlässlichkeit der Forschungsergebnisse“, erzählt Dr. Martin Freiberg, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biologie der Universität Leipzig.

LCVP ist umfangreicher als alles zuvor

Der Biologe fing daher in Eigenregie an, für sein Institut an der Leipziger Universität eine eigene Pflanzen-Datenbank anzulegen: Der Leipzig Catalogue of Vascular Plants (LCVP).

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Auf Exkursion: Nicht nur durch moderne Genomsequenzierung – auch in der Natur sucht Martin Freiberg immer wieder nach neuen Pflanzenarten.

Auf Exkursion: Nicht nur durch moderne Genomsequenzierung – auch in der Natur sucht Martin Freiberg immer wieder nach neuen Pflanzenarten.

Bildquelle: © Wolfgang Teschner

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der LCVP ist mit 1.315.562 wissenschaftlichen Namen nun der umfangreichste Katalog für Gefäßpflanzen weltweit. Als Grundlage nutzten Freiberg und seine KollegInnen die Rohdaten von bereits bestehenden Datenbanken wie „The Plant List“ (TPL) - der bisher meist genutzten Referenzliste. Sie wurde vor einem knappen Jahrzehnt vom Königlichen Botanischen Garten Kew in London veröffentlicht und zählt über 1,1 Mio. Pflanzenarten. Diese Daten überprüften und aktualisierten die Leipziger ForscherInnen in einem aufwändigen Verfahren. Die mehr als 181.000 neuen Einträge des Katalogs sind erstmals in einer Datenbank erfasst worden und stammen aus über 4.500 Studien.

Datensatz ist von großer Bedeutung für die Wissenschaft

Der Leipziger Katalog zog schnell das Interesse befreundeter Kollegen auf sich, was Freiberg dazu veranlasste, den Datensatz für die Forschungs-Community frei zugänglich zu machen. Die nötige Datenverarbeitung und Infrastruktur kam dabei von den Kollegen des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Dank ihnen kann der Katalog nun in Form eines Datenpakets (R-Datenpaket) heruntergeladen und genutzt werden. Prof. Dr. Christian Wirth, Freibergs Kollege an der UL und Co-Autor des LCVP, lobt die Zusammenarbeit: „Es freut mich, dass die Kolleginnen und Kollegen von iDiv mit ihrer Expertise in der Biodiversitätsinformatik einen wesentlichen Beitrag zu dieser Arbeit leisten konnten.“


Quelle:
Freiberg, M. et al. (2020): LCVP, The Leipzig catalogue of vascular plants, a new taxonomic reference list for all known vascular plants. In: Nature, Scientific Data 7, 416, (26. November 2020), doi: 10.1038/s41597-020-00702-z.

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Titelbild: Leipzig beherbergt den ältesten Botanischen Garten Deutschlands. Auf nur drei Hektar Fläche wachsen hier rund 6500 von 351.180 Pflanzenarten weltweit. (Bildquelle: © Swen Reichhold)