Frühlingsgefühle trotz Corona

FLORA Incognita App erfreut nicht nur die Wissenschaft

15.04.2020 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Mit der App FLORA incognita kann nun jeder die Pflanzen in seiner Umgebung bestimmen. (Bildquelle: © TU Ilmenau/Patrick Mäder)

Mit der App FLORA incognita kann nun jeder die Pflanzen in seiner Umgebung bestimmen. (Bildquelle: © TU Ilmenau/Patrick Mäder)

Was blüht denn da?“ – eine Frage, die man sich beim Spaziergang oder der Radtour in der Natur häufiger stellt. Dank neuester Technik erhält man die Antwort nun mit dem eigenen Smartphone in Sekundenschnelle.

FLORA Incognita heißt die Smartphone-App, die möglich macht, was für den Laien bisher nur aufwendig herauszufinden war: die artgenaue Bestimmung von Wildblumen, Bäumen, Gräsern und Farnen. Dass das Tool nicht nur bei Wissenschaftlern und Hobbybotanikern ankommt, zeigt der starke Anstieg der Nutzung in diesem Frühjahr: Allein im März hatte sich die Anzahl an Pflanzenbestimmungen im Vergleich zum Vorjahr bereits verzehnfacht – knapp 15.000 Bestimmungsvorgänge wurden mit FLORA Incognita in diesem Zeitraum durchgeführt.

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In der App werden alle eigenen Pflanzenbestimmungen in Form eines digitalen Herbariums angelegt. So kann man jederzeit auf seine Beobachtungen zurückgreifen.

In der App werden alle eigenen Pflanzenbestimmungen in Form eines digitalen Herbariums angelegt. So kann man jederzeit auf seine Beobachtungen zurückgreifen.

Bildquelle: © Flora Incognita/TU Ilmenau

Aktuelle Entwicklungen haben ihren Einfluss

Die positive Entwicklung hat laut Professor Patrick Mäder, Informatiker und Leiter des Flora-Incognita-Projekts an der TU Ilmenau, wohl auch mit den aktuellen Beschränkungen der Corona-Krise zu tun: „Wir sehen ganz klar, dass die Menschen sich gerade auf das fokussieren, was sie umgibt. Wir erhalten eine Vielzahl von positiven Rückmeldungen, dass in den letzten Wochen das Bewusstsein von regionaler Vielfalt gestärkt werden konnte und die Menschen Freude daran haben, ihre Artenkenntnis auf langen Spaziergängen durch die nähere Umgebung zu erweitern.“

Jede Bestimmung mit der App dient auch der Wissenschaft

Die innovative App sorgt nicht nur für unterhaltsamen Zeitvertreib in der Krise. Die zahlreichen Pflanzenbestimmungen liefern auch wertvollen Datennachschub für die Forschung und werden an den Zentralrechner des Flora incognita-Projektes übermittelt. So sind Aussagen über seltene Pflanzenvorkommen, sinkende Populationszahlen von heimischen Pflanzenarten oder die Einwanderung und Ansiedlung neuer Pflanzenarten möglich. Ganz im Sinne eines Citizen Science-Projekts trägt also jeder User dazu bei, wichtige Informationen für Biodiversitätsstudien zu sammeln.

Wie funktioniert das Tool?

Die App greift auf die bekannteste Schlüsseltechnologie der Künstlichen Intelligenz (KI) zurück: ‚Maschinelles Lernen‘. Sie wird oft angewendet, wenn Prozesse zu kompliziert sind, um sie anhand von mathematischen Formeln auszudrücken. Maschinelles Lernen generiert stattdessen Wissen aus Erfahrung. Dafür werden Lern-Algorithmen eingesetzt, die aus verfügbaren Beispielen – hier aus mehr als einer Million Pflanzenbildern – ein komplexes Modell entwickeln. Das Modell kann anschließend auf neue, unbekannte Daten derselben Art angewendet werden und so eine Zuordnung zur richtigen Pflanzenart vornehmen.

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Über die bestimmten Arten gibt es ausführliche Informationen.

Über die bestimmten Arten gibt es ausführliche Informationen.

Bildquelle: © Flora Incognita/TU Ilmenau

Zur Bestimmung greift das Tool jedoch nicht allein auf das Bildmaterial der User zurück: Auch der Standort und das Datum der Aufnahme sind entscheidende Hinweise für die Erkennung. So wurden neben ökologischen und klimatischen Daten auch die Blühzeiten der unterschiedlichen Pflanzenarten in das Modell integriert. Damit die Erkennung noch genauer wird, bekommen User bei Bedarf zusätzlich Fragen gestellt.

Weiterentwicklung von FLORA incognita

Für einige Pflanzenarten fehlen noch Bilddaten, um eine sichere Bestimmung zu gewährleisten. Eine weitere App soll dieses Defizit ausgleichen. FLORA capture heißt das Programm, mit dem erfahrenere Pflanzenbestimmer ihre Beobachtungen und Fotos inklusive Standort hochladen können.

FLORA incognita für den Unterricht

Auch in Sachen Unterricht und Lehre wird FLORA incognita zunehmend beliebter. Dies ist nicht zuletzt auf die aktuell große Nachfrage an e-Learning Angeboten zurückzuführen. Auf der offiziellen Website der App www.floraincognita.com findet man eine eigene Rubrik mit Lehrmaterialien für die Klassenstufen 7-13 zum Download. In der Auswahl werden beispielsweise Arbeitsblätter für die Ökosysteme Wald und Wiese sowie zur Systematik der Samenpflanzen angeboten.


Quellen:

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Mit der App FLORA incognita kann nun jeder die Pflanzen in seiner Umgebung bestimmen. (Bildquelle: © TU Ilmenau/Patrick Mäder)