Schon gewusst? Monotone Wälder duften mehr

Ist das ein zusätzliches Risiko für das Weltklima?

14.12.2023 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Bäume kommunizieren mit Duftstoffen miteinander. Könnten diese Substanzen unser Klima verändern? (Symbolbild; Bildquelle: © Pflanzenforschung.de)

Bäume kommunizieren mit Duftstoffen miteinander. Könnten diese Substanzen unser Klima verändern? (Symbolbild; Bildquelle: © Pflanzenforschung.de)

Artenreiche Wälder geben weniger biogene flüchtige organische Verbindungen in die Atmosphäre ab als Monokulturen. Diese Erkenntnisse könnten neue Perspektiven auf die Rolle von Wäldern im Klimawandel eröffnen.

Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Leipzig, des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat untersucht, wie der Artenreichtum von Wäldern die Abgabe von   organischen Duftstoffen beeinflusst. Pflanzen kommunizieren über diese biogenen flüchtigen organischen Verbindungen (BVOCs) miteinander und koordinieren so z.B. die Abwehr von Schädlingen. Diese Verbindungen, die auch den typischen Waldgeruch erzeugen, können aber auch die Atmosphäre beeinflussen. Denn durch die Umwandlung von BVOCs in biogene sekundäre organische Aerosole (BSOAs) entstehen Partikel, die die Luftqualität, Wolkenbildung und damit das Klima verändern.

Artenreiche Wälder besser für das Klima?

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Artenreiche Wälder geben weniger biogene flüchtige organische Verbindungen (BVOCs) in die Atmosphäre ab als Monokulturen.

Artenreiche Wälder geben weniger biogene flüchtige organische Verbindungen (BVOCs) in die Atmosphäre ab als Monokulturen.

Bildquelle: © Colourbox

Auf Versuchsflächen in Sachsen-Anhalt untersuchte das Team Luftproben aus Parzellen mit verschiedenen Baumarten. Dort standen entweder nur Bäume einer Art, also Monokulturen, oder unterschiedlich artenreichen Mischungen zusammen. Überraschenderweise stellten die Forscher:innen fest, dass die BVOC-Emissionen in artenreicheren Gebieten geringer waren. Diese Beobachtung widerspricht der bisherigen Annahme, dass höhere Artenvielfalt zu mehr gasförmigen Emissionen führt.

Dr. Anvar Sanaei und Prof. Dr. Alexandra Weigelt betonen die Bedeutung dieser Entdeckung, da eine geringere BVOC-Emission das Risiko von Klimaveränderungen reduzieren könnte. Die genauen Zusammenhänge zwischen BVOCs und BSOAs sind jedoch komplex und erfordern weitere Forschung.

Weniger Stress, weniger BVOCs?

Eine Hypothese ist, dass Pflanzen in artenreichen Wäldern weniger Stress erfahren und daher weniger BVOCs ausscheiden. Sie leiden unter weniger Fraßfeinden, weniger Hitze oder Trockenheit als in Monokulturen. Diese Annahme soll in weiteren Langzeitstudien untersucht werden, wie Prof. Dr. Nico Eisenhauer vom iDiv erklärt.

Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit interdisziplinärer Forschung, die Biologie, Klimaforschung und Chemie vereint. Prof. Weigelt hebt hervor, dass nur durch die Kombination dieser Disziplinen ein umfassendes Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Biosphäre und Atmosphäre möglich ist.


Quelle:
Sanaei, A. et al. (2023): “Changes in biodiversity impact atmospheric chemistry and climate through plant volatiles and particles”. In: Commun Earth Environ 4, 445 (2023). doi: 10.1038/s43247-023-01113-9

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