Bt-Baumwolle schützt nützliche Insekten

21.06.2012 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Transgene Baumwolle ist für Baumwoll-Kapseleulen giftig. (Quelle: © iStockphoto.com/ anastasia tsoupa)

Transgene Baumwolle ist für Baumwoll-Kapseleulen giftig. (Quelle: © iStockphoto.com/ anastasia tsoupa)

Vielleicht sind transgene Pflanzen doch besser als ihr Ruf? Eine große, im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie zeigte, wie mit dem Anbau von Bt-Baumwolle in China natürliche Fressfeinde von Schädlingen zurückkehrten.

Seit den 70er Jahren kämpften chinesische Baumwollbauern zunehmend erfolglos gegen die Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera), einen Nachtfalter, der zu massiven Ernteeinbußen führte. Nach jahrelangem massivem Pestizideinsatz war der Schmetterling Anfang der 90er Jahre resistent geworden. Unzählige chinesische Kleinbauern versprühten zu dieser Zeit große Mengen von Pflanzenschutzmitteln, verschmutzen die Umwelt und töteten damit vor allem die Nützlinge. Die chinesische Regierung reagierte und vollzog den radikalen Umstieg von konventioneller Baumwolle auf Bt-Baumwolle im Jahr 1997, als sie transgene Baumwolle für kommerzielle Zwecke zuließ. Bt-Baumwolle enthält den Bauplan eines Proteins des Bodenbakteriums Bacillus thurengiensis (Bt), das beim Verzehr für die Baumwoll-Kapseleule tödlich ist. Bis zum Jahr 2011 wurden 95% der Baumwolle in Nordchina von derartigen Bt-Pflanzen produziert.

Studie über 20 Jahre mit und ohne Bt-Baumwolle

Im Fachmagazin „Nature“ berichten Wissenschaftler nun, dass sich nützliche Insekten wie Marienkäfer, Florfliegen und Spinnen seit der Einführung der Bt-Baumwollpflanzen wieder vermehrt haben. In Deutschland werden transgene Pflanzen von Umweltaktivisten und weiten Teilen der Bevölkerung generell abgelehnt. China könnte diese Technik jedoch zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft verhelfen, schreiben Yanhui Lu von der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften und seine Kollegen. In ihrer Studie werteten die Wissenschaftler Daten aus, die über 20 Jahre (von 1990 bis 2010) an 36 Orten in sechs Provinzen Nordchinas gesammelt worden waren. Dort bauen etwa zehn Millionen Kleinbauern Baumwolle in einem Gebiet von 2,6 Millionen Hektar und andere Feldfrüchte wie Mais, Erdnüsse und Sojabohnen auf 33 Millionen Hektar Ackerland an.

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Die Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera) ist ein Schmetterling, der in tropischen und subtropischen Regionen heimisch ist. In China ist er ein bedeutender Schädling von Baumwollpflanzen.

Die Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera) ist ein Schmetterling, der in tropischen und subtropischen Regionen heimisch ist. In China ist er ein bedeutender Schädling von Baumwollpflanzen.

Bildquelle: © Dumi / wikimedia.org; CC BY-SA 3.0

Weniger Pestizide, mehr Nützlinge

Mit dem Anbau der Bt-Baumwolle reduzierten die nordchinesischen Bauern ihren Einsatz von Insektiziden erheblich, sodass sich nützliche Insekten wie Marienkäfer, Florfliegen und Spinnen allmählich erholen konnten. Auch auf konventionellen Baumwollpflanzen, die ebenfalls nicht mit Insektiziden besprüht worden waren, fanden die Wissenschaftler wieder vermehrt Nützlinge. Sie schlossen daraus, dass die Insekten nicht direkt von den Bt-Pflanzen, sondern vielmehr von der neuen, schadstofffreien Umgebung profitierten. Die Zunahme der Nützlinge kommt wiederum den nordchinesischen Bauern zugute: Die nützlichen Insekten ernähren sich nämlich vornehmlich von heimischen Läusen, die Pflanzen durch ihren Fraß und durch die Übertragung von krankheitserregenden Viren schädigen können. Und wenn nicht mehr genügend Läuse vorhanden sind, nehmen die Nützlinge die Tabakmottenschildlaus (Bemisia tabaci), die einst nach China eingeschleppt wurde, in ihren Speiseplan auf. Da sie sich von Pflanzensaft ernährt, gefährdet auch sie immer wieder Ernten.

Auch Nachbarfelder profitieren von Bt-Baumwolle

Zwischen 2001 und 2011 untersuchten Lu und seine Kollegen außerdem die Verbreitung von Nützlingen auf Nachbarfeldern, auf denen Mais, Erdnüsse oder Soja angebaut wurden. Vor allem Erdnuss- und Sojafelder profitierten davon, dass in der Nachbarschaft weniger Pestizide versprüht wurde. Auch dort hatte die Anzahl der nützlichen Insekten signifikant zugenommen.

„Unsere Arbeit zeigt, wie wichtig natürliche Fressfeinde bei der Bekämpfung von Baumwollläusen sind“, schreiben die Wissenschaftler um Lu in ihrer Studie. „Der großflächige Anbau von Bt-Baumwolle scheint eine nachhaltige Methode zu sein, um den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren“, folgern sie aus ihren Beobachtungen. Ihre Studie habe keinerlei negative Auswirkungen von Bt-Baumwolle auf nützliche Insekten in Chinas landwirtschaftlich genutzten Gebieten gezeigt. Dennoch mahnen die Forscher, gerade bei einem großflächigen Anbau von transgenen Pflanzen auch die ökologischen Risiken im Auge zu behalten.