Dung – der Dünger der Steinzeit-Bauern

Bereits Europas erste Bauern nutzten gezielt Düngemittel auf ihren Feldern

24.07.2013 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Bereits Steinzeit-Bauern nutzten Dung von ihen Nutztieren, um ihre Ackerböden zu düngen. (Quelle: © iStockphoto.com/ Cathy Britcliffe)

Bereits Steinzeit-Bauern nutzten Dung von ihen Nutztieren, um ihre Ackerböden zu düngen. (Quelle: © iStockphoto.com/ Cathy Britcliffe)

Die Analyse prähistorischer Pflanzenreste legt nahe, dass Bauern in Europa bereits in der Jungsteinzeit mit dem Dung ihrer Nutztiere die Fruchtbarkeit ihres Ackerlandes verbesserten. Die Bauern begannen demnach viel früher als bisher angenommen Dünger und künstlicher Bewässerung gezielt einzusetzen, um höhere Ernteerträge zu erzielen. 

Die Landwirtschaft entwickelte sich vor rund 11.000 Jahren im sogenannten „Fruchtbaren Halbmond“ - einem fruchtbaren Gebiet auf der arabischen Halbinsel - und erreichte mehr als 5.000 Jahre danach auch Europa. Lange Zeit glaubte man, dass eine intensive Landnutzung mit gezieltem Einsatz von Dung als Dünger erst frühestens in der Eisenzeit, vor ca. 3.000 Jahren, begann. Im April dieses Jahres berichteten schwedische Wissenschaftler von Funden, die einen Einsatz von Dünger vor 5.000 Jahren belegen könnten. Eine neue Studie deutet nun darauf hin, dass bereits die ersten Bauern in Europa mit den Techniken des Düngens und der künstlichen Bewässerung vertraut waren und sie bereits vor fast 8.000 Jahren nutzten, um ihre Ernteerträge zu steigern.

Europäische Steinzeit-Bauern erkannten den Nutzen von Dung für Pflanzen

Bereits in der Jungsteinzeit, dem Neolithikum, brachten die Bauern in Europa Dung von ihren Nutztieren auf den Feldern aus, dies legen Analysen von Pflanzenresten aus 13 über ganz Europa verteilten Fundorten nahe.  

Ein 19-köpfiges Forscherteam aus sieben europäischen Ländern, darunter auch zwei deutsche Forscher vom Landesamt für Denkmalpflege in Baden-Württemberg, analysierten für ihre Studie über 120 Pflanzenproben- darunter Überreste von Getreiden wie Weizen und Gerste und Hülsenfrüchten wie Erbsen. Datiert werden konnten diese auf die Zeit von 6.000 bis 2.400 Jahre vor Christus.

Dünger und künstliche Bewässerung sind nachweisbar

Die Wissenschaftler analysierten den Anteil des Stickstoff-Isotops N15 in den Pflanzenproben. Bei den untersuchten prähistorischen Pflanzenproben waren die N15-Werte sehr hoch, was als Beleg für die Düngung ansehen wird. Dung hat einen hohen N15-Wert und damit gedüngte Pflanzen folglich ebenfalls.  

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Die Forscher untersuchten prähistorische Pflanzenreste wie diesen Teil einer Gersten-Ähre vom Fundort Hornstaad-Hoernle, in Deutschland.

Die Forscher untersuchten prähistorische Pflanzenreste wie diesen Teil einer Gersten-Ähre vom Fundort Hornstaad-Hoernle, in Deutschland.

Bildquelle: © Ian Cartwright/Oxford University

Generell sind die N15-Werte bei Hülsenfrüchten (Leguminosen) geringer als bei Getreiden, da sie durch Symbiosen mit Knöllchenbakterien in der Lage sind, Luftstickstoff zu fixieren. Leguminosen können daher auch auf stickstoffarmen Böden gedeihen. Nur eine sehr intensive Düngung mit Dung kann hier die N15-Werte nach oben treiben. In den Untersuchungen der prähistorischen Pflanzenreste, waren auch bei den Leguminosen die Werte erhöht. Dies deutet darauf hin, dass die ersten Bauern schon ihre Pflanzen gedüngt haben. Nicht nur, weil sie den Effekt des Stickstoffs, auch wenn dieser ihnen nicht als solcher bekannt war, erkannt haben. Der positive Effekt des Dungs auf die Erträge der Leguminosen ist eher auf andere Nährstoffe zurückzuführen. Durch Dung werden Böden u.a. auch mit Phosphat, Kalium und Magnesium angereichert. Diese Nährstoffe werden auch für das Wachstum von Leguminosen benötigt.

Darüber hinaus konnten die Forscher anhand des unterschiedlichen Anteils des Kohlenstoff-Isotops C13 ableiten, dass auch die Steinzeit-Bauern gezielt ihre Felder bewässerten. So z.B. in Griechenland und Bulgarien, die verglichen mit beispielsweise Deutschland oder Dänemark ein wärmeres Klima und daher auch einen erhöhten Bedarf nach künstlicher Bewässerung hatten.

Düngen ist eine strategische Entscheidung

Bei ihren Untersuchungen konnten die Forscher ebenfalls erkennen, dass die N15-Anreicherungen das Resultat einer gezielten Düngung waren. Pflanzen die besonders profitieren, wurden durch die Bauern bevorzugt mit zusätzlichen Nährstoffen versorgt. In Griechenland düngten die Bauern z.B. Weizen und Hülsenfrüchte, wobei sie bei der eher anspruchsloseren Gerste (Hordeum vulgare) wenig bis gar keinen Dünger anwendeten, da sie auch bei ungünstigeren Bedingungen wachsen kann. In Bulgarien konzentrierte man sich auf die wichtigsten Grundnahrungsmittel Emmer und Einkorn, wobei hier jedoch nicht alle stark gedüngt wurden. Diese strategische Entscheidung ist sinnvoll, da Dung als Düngemittel begrenzt und der Einsatz aufwändig  war. Im Gegensatz zu dem Fundort in Dänemark, hier wurde Emmer wenig bis überhaupt nicht gedüngt. Es gab daher auch regionale Unterschiede, denn schon in einem nahe gelegenen Fundort wurde Emmer schon wieder stark gedüngt.

Langfristige Bewirtschaftung der Felder

Die europäischen Bauern düngten und bewässerten demnach schon zu Beginn der Agrokultur gezielt ihre Felder. Sie erkannten den Nutzen, den diese Techniken auf die Ernteergebnisse hatten und begannen langfristig zu denken und vorausschauend zu handeln. Denn Dung versorgt den Boden mit Nährstoffen und erhöht die Fruchtbarkeit des Ackers. Die intensive Düngung des Bodens mit Dung setzt allerdings auch Viehzucht voraus, die den nötigen Dung liefert. Die Ergebnisse zeigen daher auch, dass die Bauern schon früh Ackerbau und Viehzucht zusammen betrieben und zwar fast zeitgleich in unterschiedlichen Klimazonen und Gegenden von Europa.


Quelle:
Bogaard, A. et al. (2013): Crop manuring and intensive land management by Europe’s first farmers. In: PNAS, (15. Juli 2013), doi: 10.1073/pnas.1305918110.

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Bereits Steinzeit-Bauern nutzten Dung von ihen Nutztieren, um ihre Ackerböden zu düngen. (Quelle: © iStockphoto.com/ Cathy Britcliffe)