Genfluss mit Folgen

Bauern aus dem Süden brachten die Landwirtschaft

27.04.2012 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Bauern brachten die Landwirtschaft in den Norden Europas. (Quelle: © Marco2811-Fotolia.com)

Bauern brachten die Landwirtschaft in den Norden Europas. (Quelle: © Marco2811-Fotolia.com)

Die Landwirtschaft entwickelte sich vor ca. 11.000 Jahren im Nahen Osten und erreichte den Großteil des europäischen Kontinents mit einer Verzögerung von mehr als 5.000 Jahren. Die Methode wurde nicht von der ansässigen Bevölkerung übernommen, sondern die Bauern migrierten von Süden nach Norden.

Die Jungsteinzeit ist durch den Übergang vom Jagen und Sammeln zur Landwirtschaft gekennzeichnet. Schwedische Forscher analysierten das genetische Erbe von Bauern aus dieser Epoche, um anhand der DNA diesen Wandlungsprozess besser zu rekonstruieren. Dazu untersuchten sie 249 Millionen Basenpaare, die sie der DNA von drei Jägern und Sammlern sowie einem Landwirt entnahmen. Sie entdeckten, dass sich die Gene des Bauern deutlich von denen der Jäger und Sammler unterschieden.

Die ca. 5.000 Jahre alten Überreste wurden in Schweden gefunden und anhand der Bestattungsweise den beiden Gruppen zugeordnet. Die Wissenschaftler verglichen die Daten mit genetischen Proben von heutigen Europäern und bemerkten eine genetische Verwandtschaft: Das genetische Material der Bauern ist dem von Südeuropäern am ähnlichsten, wohingegen die genetische Signatur der Jäger und Sammler der von Nordeuropäern mehr ähnelt. 

Das genetische Erbe der Bauern

Die Bauern lebten zunächst neben den Jägern und Sammlern. Dies bewiesen die genetischen Unterschiede der beiden Bevölkerungsgruppen, die keine 400 Kilometer voneinander entfernt lebten. In einem langen Prozess von ca. 1.000 Jahren vermischten sich die Gene der beiden Gruppen. Dies bezeichnet man als Genfluss, d.h. einen Austausch genetischen Materials zwischen zwei Populationen einer Art. Der Genfluss zwischen Bauern und Jägern/Sammlern könnte, möglicherweise über einen langen Zeitraum, das derzeitige genetische Muster in Europa bewirkt haben. Denn die meisten heutigen Europäer sind genetisch eine Mischung aus beiden Gruppen. 

Landwirtschaft breitet sich aus

Die Forscher leiteten aus den Ergebnissen ab, dass Bauern aus dem Süden von Europa nach Skandinavien migrierten und dabei die Landwirtschaft einführten. Somit migrierte nicht nur die Technik, sondern die Menschen, die Landwirtschaft betrieben. Nach einem langen Prozess gingen auch die dort ansässigen Jäger und Sammler dazu über Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Dies hatte nicht nur Einfluss auf die Umwelt, sondern bewirkte ebenfalls den Anstieg der Bevölkerung. Die Studie beweist, dass die Ausbreitung der landwirtschaftlichen Nutzung auch Effekte auf unser genetisches Muster hatte.


Quelle:
Skoglund, P. et al. (2012): Origins and Genetic Legacy of Neolithic Farmers and Hunter-Gatherers in Europe. In: Science, Vol. 336 no. 6080 pp. 466-469, online 27. April 2012, doi: 10.1126/science.1216304.

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