Schon Gewusst? Zu viel Plastik auf den Äckern

Kompostierbare Mulchfolien könnten erste Abhilfe schaffen

12.10.2021 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Landwirte setzen Mulchfolien ein, um Bodentemperatur und Verdunstung zu kontrollieren sowie das Unkrautwachstum zu bremsen. So lassen sich Wachstumsperioden verlängern, Pflanzenschutzmittel reduzieren und Ernteerträge steigern. (Bildquelle: © Wolfgang Eck

Landwirte setzen Mulchfolien ein, um Bodentemperatur und Verdunstung zu kontrollieren sowie das Unkrautwachstum zu bremsen. So lassen sich Wachstumsperioden verlängern, Pflanzenschutzmittel reduzieren und Ernteerträge steigern. (Bildquelle: © Wolfgang Eck

Egal ob in weit entfernten Ozeanen oder auf dem Acker nebenan: (Mikro-)Plastik ist überall. Das führt zu Problemen, denn die Anreicherung von Kunststoffen im Boden könnte das Pflanzenwachstum und Bodenorganismen schädigen. Das Dilemma der Landwirte: Sie brauchen gute Böden, tragen aber teilweise selbst zu der Plastikverschmutzung bei. Hier setzt das Projekt NewHyPe an. Das Forschungsteam entwickelt biologisch abbaubare Ersatzprodukte für kunststoffbasierte Mulchfolien.

In Deutschland landen pro Jahr 19.000 Tonnen Plastik in landwirtschaftlichen Böden, etwa 13.000 Tonnen davon stammen aus der Landwirtschaft selber. Düngemittel wie Klärschlamm enthalten kleinste Plastikpartikel und sind für den Löwenanteil, mehr als 8.000 Tonnen, der Plastikverschmutzung verantwortlich.

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Plastik in der Landwirtschaft: Strohballen werden oft mit Erntegarn gebunden, um sie in Form zu halten und zu fixieren.

Plastik in der Landwirtschaft: Strohballen werden oft mit Erntegarn gebunden, um sie in Form zu halten und zu fixieren.

Bildquelle: © NABU/Katharina Istel

Aber auch Teile von Schutzfolien bleiben nach der Ernte auf den Feldern zurück und selbst Saatgut und chemische Düngemittel sind in manchen Fällen von Kunststoff umhüllt. Da Bodenorganismen Mikroplastik nicht oder nur sehr langsam abbauen können, reichert es sich in den Böden an. Was bedeutet das für die Landwirte?

Plastik: Fluch und Segen für die Landwirtschaft

Die Folgen einer hohen Kunststoffkonzentration sind noch nicht ausreichend erforscht. Eine Studie im Auftrag des NABU schätzt jedoch, dass Böden ab einem Kunststoffanteil von 0,1 Prozent ihren wirtschaftlichen Wert verlieren. Weitere Studien bestätigen die Sorge: Hohe Kunststoffkonzentrationen beeinflussen die Bodenqualität, stören das Pflanzenwachstum und schädigen vielleicht Bodenorganismen. Über die Wurzeln kann Mikroplastik sogar von den Pflanzen aufgenommen werden.

Soll Plastik daher komplett aus der Landwirtschaft verbannt werden? Nein, denn einige Hilfsmittel auf Kunststoffbasis sind auch aus Umweltgesichtspunkten recht nützlich. So setzen Landwirte beispielsweise Mulchfolien aus Kunststoffen ein, um ihre Äcker und Beete abzudecken. Hier wachsen dann weniger Unkräuter, Temperatur und Feuchtigkeit der Böden können kontrolliert und die Wachstumsphasen der Pflanzen verlängert werden. Ein extra Pluspunkt: Die Landwirte können den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren.

Nachhaltige Mulchpapiere könnten Kunststoffprodukte ersetzen

Um die Mikroplastikbelastung auf den Äckern zu senken, erhalten die Landwirte Unterstützung von der Forschung. Das Projekt NewHyPe entwickelt biologisch abbaubare Alternativen für erdölbasierte Mulchfolien.

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Mulchfolie im Spargelanbau.

Mulchfolie im Spargelanbau.

Bildquelle: © Günther Schneider / Pixabay

Basis des nachhaltigen Produkts ist vollständig kompostierbares Cellulose-Papier. Eine abbaubare, hybridpolymere Beschichtung soll das Mulchpapier stabil und wetterfest machen. So kann es eine ganze Anbausaison überstehen, ohne frühzeitig zu zerfallen. Nach der Ernte wird es jedoch rückstandsfrei zersetzt. Parallel arbeiten die Forscher:innen an einem beschichtungslosen Hybrid-Mulchpapier.

„Kompostierbares Papier anstelle von Kunststofffolien wäre ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz“, erklärt Dr. Klaus Rose vom Projektpartner Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC).

Die ersten Testergebnisse des kompostierbaren Mulchpapiers sind vielversprechend. Jetzt muss noch untersucht werden, wie sich diese Papierfolien in der Praxis bewähren.


Quelle:
Bertling, J., Zimmermann, T. und Rödig, L. (2021): Kunststoffe in der Umwelt: Emissionen in landwirtschaftlich genutzte Böden. Oberhausen: Fraunhofer UMSICHT, (Mai 2021), DOI: 10.24406/umsicht-n-633611.

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Titelbild: Landwirte setzen Mulchfolien ein, um Bodentemperatur und Verdunstung zu kontrollieren sowie das Unkrautwachstum zu bremsen. So lassen sich Wachstumsperioden verlängern, Pflanzenschutzmittel reduzieren und Ernteerträge steigern. (Bildquelle: © Wolfgang Eckert / Pixabay)