Schon Jäger und Sammler liebten Knoblauchgeschmack

Beweise für die erste Verwendung von Gewürzpflanzen

29.08.2013 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Die Knoblauchsrauke ist jetzt offiziell die älteste Gewürzpflanze Europas. Ihre Samen gaben schon vor 6000 Jahren Speisen den richtigen Pfiff. Heute ist die Pflanze in Vergessenheit geraten. (Quelle: © iStockphoto.com/ Mantonature)

Die Knoblauchsrauke ist jetzt offiziell die älteste Gewürzpflanze Europas. Ihre Samen gaben schon vor 6000 Jahren Speisen den richtigen Pfiff. Heute ist die Pflanze in Vergessenheit geraten. (Quelle: © iStockphoto.com/ Mantonature)

Bereits vor 6.000 Jahren kam in Europa die Knoblauchsrauke als Gewürz in den Kochtopf. Zu diesem Ergebnis kommen Archäologen, die Phytolithe aus Tontöpfen in Dänemark und Norddeutschland analysiert haben. Diese „Pflanzensteine“ werden von allen Pflanzen in den unterschiedlichsten Formen gebildet und können noch lange nachdem das weiche Pflanzenmaterial abgebaut worden ist analysiert werden.

Wer denkt, dass die Menschen früher die Nahrungsaufnahme nur als Mittel zum Zweck ansahen, liegt falsch. Bereits vor 6.000 Jahren als in Europa die Kultur der Jäger und Sammler langsam zum Ackerbau überging, peppten die Menschen ihre kalorienhaltigen Fleisch- und Fischgerichte mit den scharfen Samen und Blättern der Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) auf.

Der Beweis dafür stammt aus Tontöpfen von verschiedenen Fundstellen in Dänemark und Norddeutschland. Sönke Hartz vom Archäologischen Landesmuseum in Schleswig war einer der Archäologen, die die Gefäße in der Nähe der holsteinischen Stadt Neustadt aus vier Metern Wassertiefe bargen.

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Nicht immer sind ganze Maiskolben konserviert. Oft finden sich aber an den Scherben von Gefäßen verkohlte Nahrungsreste, die Aufschluss über die Essgewohnheiten unserer Vorfahren geben.

Nicht immer sind ganze Maiskolben konserviert. Oft finden sich aber an den Scherben von Gefäßen verkohlte Nahrungsreste, die Aufschluss über die Essgewohnheiten unserer Vorfahren geben.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ jstew

Dass aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels inzwischen alle steinzeitlichen Siedlungen in diesem Gebiet unter Wasser liegen, ist für die Archäologen von Vorteil. „Die Speisekrusten und Nahrungsreste sind dann viel besser erhalten, weil sie nicht vom Sauerstoff zerstört werden“, erklärt Hartz.

Phytolithe sind die besten Freunde der Archäologen, doch ihr Nutzen für die Pflanze ist unbekannt

Wie gut die Gefäße konserviert waren, beeindruckte auch Wissenschaftler der Universität York, die sich an die Analyse der Phytolithe wagten. Diese winzigen Strukturen werden aus Siliciumdioxid gebildet, dass die Pflanzen aus dem Boden aufnehmen und in unterschiedlichen Organen ablagern. Wozu die Phytolithe dienen, ist umstritten. Ihr Nutzen für die Archäologen hingegen ist enorm.

Die Formenvielfalt der Phytolithe ist so groß, dass Wissenschaftler erkennen können, von welcher Pflanze sie stammen. Außerdem sind sie beständig gegenüber Verwitterung und können noch nach Tausenden von Jahren Aufschluss darüber geben, welche Pflanzen als Nahrungsmittel dienten.

Im Jahr 2005 gelang es Wissenschaftlern, anhand von Phytolithen aus versteinertem Dinosaurierdung nachzuweisen, dass die Riesenechsen sich tatsächlich von Gras ernährten.

Die Phytolithe in den Gefäßen von Sönke Hartz waren kreisrund und runzlig. Nach einem Vergleich mit 120 anderen Phytolithen stand fest, dass solche Formen nur in den feurig-scharfen Samen der Knoblauchrauk gebildet werden. „Wir haben schon vermutet, dass damals Gewürze oder pflanzliche Würzstoffe verwendet wurden. Aber jetzt ist nachgewiesen, welche Pflanze tatsächlich beim Kochen zum Einsatz kam“, so Hartz.

Knoblauchrauken sind zweijährige Pflanzen, die von Europa bis nach Westchina vorkommen. Ob die Menschen in Europa von selbst auf die Idee gekommen sind, diese Pflanze als Gewürz zu verwenden oder ob diese Kulturtechnik gemeinsam mit dem Ackerbau aus dem Nahen Osten nach Europa gekommen ist, steht noch nicht fest.


Quelle:
Saul et al. (2013): Phytoliths in Pottery Reveal the Use of Spice in European Prehistoric Cuisine. In: PLOS One. (Online-Veröffentlichung, 21. August 2013). DOI: 10.1371/journal.pone.0070583.

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Titelbild: Die Knoblauchsrauke ist jetzt offiziell die älteste Gewürzpflanze Europas. Ihre Samen gaben schon vor 6000 Jahren Speisen den richtigen Pfiff. Heute ist die Pflanze in Vergessenheit geraten. (Quelle: © iStockphoto.com/ Mantonature)