Grüne Revolution
Unter der „Grünen Revolution“ wird gemeinhin die Einführung neuer Technologien in der Landwirtschaft in Entwicklungsländern verstanden. Diese Modernisierung der Anbaumethoden nahm in den 1960er Jahren insbesondere in Asien ihren Anfang, erstreckte sich aber auch auf Lateinamerika.
Mit der Grünen Revolution wird vor allem die Entwicklung moderner Hochleistungssorten bei Weizen und Reis in Verbindung gebracht, die hauptsächlich am Internationalen Zentrum zur Verbesserung von Mais und Weizen (CIMMYT) in Mexiko und am Internationalen Reisforschungsinstitut (IRRI) auf den Philippinen stattfand. Neben der Einführung neuer Sorten beinhaltet die Grüne Revolution jedoch auch eine Ausweitung der Bewässerung sowie den Einsatz von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
Nicht zuletzt durch die Grüne Revolution konnte die weltweite Nahrungsproduktion in den letzten Jahrzehnten verdreifacht werden – und dadurch das Bevölkerungswachstum übertreffen. Ohne Hochleistungssorten wäre die Nahrungsproduktion in den Entwicklungsländern heute um ein Viertel niedriger als sie es tatsächlich ist, und weltweit würde es an die 200 Millionen mehr Hungernde geben. Die Grüne Revolution half somit die Hungersnöte abzuwenden, die zu ihrem Beginn von Zeitgenossen noch für unvermeidbar gehalten wurden und sie hat insgesamt einen beachtlichen Beitrag zur globalen Ernährungssicherung geleistet.
Die Grüne Revolution hatte jedoch nicht nur positive Folgen. Insbesondere am Anfang – als sich die Agrarwissenschaftler darauf konzentrierten die Erträge zu erhöhen und als sich die Landwirte noch in der Lernphase im Umgang mit den neuen Technologien befanden – kam es zu Fehlentwicklungen, wie übermäßigem Pestizideinsatz mit all seinen Folgen, einer nicht nachhaltigen Entnahme von Süßwasser für Bewässerungszwecke, Versalzung von Böden, einem Rückgang der landwirtschaftlichen Biodiversität oder auch der Entwicklung eintönigerer Ernährungsmuster.
Außerdem waren nicht in allen Entwicklungsländern die Voraussetzungen für eine Grüne Revolution gegeben, insbesondere in Afrika. Dort scheiterte die Einführung neuer Technologien z.T. am politischen Umfeld, an unzureichender Infrastruktur, an der Vielfalt der agro-ökologischen Anbaubedingungen oder am Wassermangel. Und auch in Asien, wo die Grüne Revolution am erfolgreichsten war, gab es Bevölkerungsgruppen die nicht von ihr profitierten. Hier konnten z.B. die nötigen Investitionen in höherwertiges Saatgut und die benötigten Dünge- und Pflanzenschutzmittel ärmere Kleinbauern veranlassen sich zu überschulden, oder eine mit der Grünen Revolution einhergehende Mechanisierung der Landwirtschaft entzog ländlichen Tagelöhnern ihre Einkommensquelle.
Während es die Aufgabe der Politik ist, die Folgen eines Strukturwandels abzufedern und mittels einer entsprechenden Verteilungs- oder Förderpolitik die negativen Folgen einer neuen Technologie zu neutralisieren, so haben auch die Agrarwissenschaftler die Fehlentwicklungen der Grünen Revolution erkannt und gegengesteuert; in der Forschung spielen daher neben Ernteerträgen auch Gesichtspunkte einer nachhaltigen Entwicklung wie Umweltfreundlichkeit oder soziale Belange eine Rolle.