Schon gewusst? – Die wahren Kosten der Lebensmittelproduktion

Fleisch müsste dreimal teurer sein

19.10.2020 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Der im Supermarkt angebotene Verkaufspreis unserer Lebensmittel beinhaltet selten ökologische und soziale Folgekosten. Die „wahren“ Kosten hat eine neue Studie nun errechnet. (Bildquelle: © Alexas_Fotos/Pixabay/CC0)

Der im Supermarkt angebotene Verkaufspreis unserer Lebensmittel beinhaltet selten ökologische und soziale Folgekosten. Die „wahren“ Kosten hat eine neue Studie nun errechnet. (Bildquelle: © Alexas_Fotos/Pixabay/CC0)

Die Landwirtschaft verbraucht zu viel Wasser und Energie, gefährdet vielerorts die Trinkwasserqualität und erzeugt negative Klimaeffekte. Doch die Verbraucherpreise für Lebensmittel beinhalten nicht die Folgekosten dieser Umweltbelastungen. Besonders bei tierischen Lebensmitteln ist das der Fall.

Wie hoch wären die Verbraucherpreise für Lebensmittel, um alle Folgekosten abzudecken? Deutlich höher! Der Preis für konventionell produziertes gemischtes Hackfleisch müsste dreimal so hoch sein wie aktuell im Supermarkt angeboten, Milch um mehr als das doppelte. Aber auch biologisch erzeugter Käse wäre dann um etwa ein Drittel teurer, Bio-Milch sogar um zwei Drittel.

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Tabelle: Notwendige Preisaufschläge für verschiedene Lebensmittelprodukte, um auch die ökologischen und sozialen Folgekosten der Produktion abzudecken
Produkt Kalkulierter Preisaufschlag (%): Konventionelle Produktion Kalkulierter Preisaufschlag (%): Biologische Produktion
Apfel 8 4
Banane 19 9
Kartoffel 12 6
Tomate 12 5
Mozzarella 52 30
Gouda 88 33
Milch 122 69
Fleisch 173 126

(Quelle: Projekt  HoMabiLe, 2020).

Die versteckten Kosten

Die Liste der versteckten Kosten für Lebensmittel ist lang. Wegen zu hoher Nitratbelastungen der Böden steigen die Kosten für die Trinkwasseraufbereitung. Intensiver Düngereinsatz und Massentierhaltung lassen Treibhausgasemissionen in die Höhe schnellen. Auch der internationale Agrarhandel und damit verbundene lange Transportwege erhöhen die CO2-Ausstöße. Zudem belasten Landnutzungsänderungen und der dadurch verursachte Rückgang der Artenvielfalt die Umweltbilanz.

Verantwortlich für die hohen Kosten von tierischer Lebensmittel sind in erster Linie die ressourcenintensive Aufzucht und Fütterung sowie die Heizkosten der Ställe. Auch die Emissionen größerer Mengen an Treibhausgasen durch Rinder fallen hier ins Gewicht. Pflanzliche Produkte haben daher generell eine bessere Ökobilanz. Die geringeren Preisaufschläge bei Ökoprodukten sind vor allem durch die natürlicheren Produktionspraktiken zu erklären: In der Regel keine synthetische Stickstoffdünger und keine importierten Futtermittel.

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Versteckte Kosten bei der Lebensmittelherstellung: Ein übermäßiger Einsatz an Düngemitteln in der Landwirtschaft kann das Grundwasser belasten.

Versteckte Kosten bei der Lebensmittelherstellung: Ein übermäßiger Einsatz an Düngemitteln in der Landwirtschaft kann das Grundwasser belasten.

Bildquelle: © Pascvii / Pixabay / CC0

Die Kosten sind nicht verursachergerecht

Die ökologischen und sozialen Folgekosten müssen pauschal von der Gesellschaft getragen werden, nicht aber vom Verursacher des Schadens direkt. Dazu gehören beispielsweise höhere Wasserrechnungen für alle genauso wie kostspielige Maßnahmen zur Abfederung des Klimawandels. Solche „Marktfehler“ verleiten Verbraucher, umso günstigere und nicht nachhaltige Lebensmittel zu kaufen – ein Teufelskreis. Geiz ist eben nicht immer geil.

Woher stammen die Zahlen?

Die Zahlen stammen aus einer Studie der Universität Greifswald  und der Universität Augsburg im Rahmen des Projektes „How much is the dish?“ – Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität durch true cost accounting bei Lebensmitteln“ (HoMaBiLe). Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung  (BMBF) gefördert. 

Auch Pflanzenforschung hilft!

Innovationen in der Landwirtschaft spielen ebenso eine große Rolle, um den ökologischen Fußabdruck der Lebensmittelproduktion zu verbessern. Die heutige Pflanzenforschung leistet dazu wichtige Beiträge: Sie erforscht beispielsweise, wie Kulturpflanzen mit weniger Dünger und Pflanzenschutzmitteln auskommen und wie sie besser an den Klimawandel und Wassermangel angepasst werden können. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert daher seit vielen Jahren die Grundlagenforschung auf diesem Gebiet.


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Zum Weiterlesen:

Titelbild: Der im Supermarkt angebotene Verkaufspreis unserer Lebensmittel beinhaltet selten ökologische und soziale Folgekosten. Die „wahren“ Kosten hat eine neue Studie nun errechnet. (Bildquelle: © Alexas_Fotos/Pixabay/CC0)