Steinzeitfrüchte

Oliven wurden bereits vor 100 000 Jahren in Afrika genutzt

14.04.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Oliven am Baum. (Bildquelle: © Deana Zelinová / Pixabay)

Oliven am Baum. (Bildquelle: © Deana Zelinová / Pixabay)

Heute ist der Olivenbaum aus dem Mittelmeerraum nicht wegzudenken. Archäologische Funde belegen, dass die wilden Vorfahren bereits in der Mittelsteinzeit im Norden Afrikas wuchsen. Und nicht nur das: Sie wurden hier bereits von Jägern und Sammlern genutzt – als Brennstoff und höchstwahrscheinlich auch als Nahrungsmittel.

Der Olivenbaum (Olea europaea) zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde. Schon vor 6 000 Jahren bauten unsere Vorfahren die Bäume gezielt an. Öl und Früchte sind noch heute ein wichtiger Bestandteil der mediterranen Küche. Aber auch das Holz ist ein beliebter Rohstoff.

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El Harhoura-Höhle, Marokko: Hier fand man Überreste wilder Oliven.

El Harhoura-Höhle, Marokko: Hier fand man Überreste wilder Oliven.

Bildquelle: © Christophe Falgueres

Es gibt Belege, dass Oliven bereits seit der Jungsteinzeit zum Einsatz kamen: Als Nahrungsmittel,  Brennstoff für Lagerfeuer und Lampen sowie als Medizin und Kosmetik. Je weiter man in der Zeit zurück schaut, desto seltener werden die archäologischen Funde. Der älteste Olivenfund stammt aus Israel und konnte auf eine Zeit vor 790 000 Jahren zurückdatiert werden (Goren-Inbar et al., 2004).

Zum einen war die Olive zu Beginn der Menschheitsgeschichte noch nicht so weit verbreitet und dann war da noch die Eiszeit. Jüngsten Erkenntnissen zufolge hat die wilde Olive während der letzten Eiszeit in verschiedenen „Refugien“ überlebt, darunter an der Atlantikküste Marokkos und im Süden der iberischen Halbinsel.

Die früheste bekannte Verwendung von Oliven in Afrika wurde nun im Rahmen einer neuen Studie aufgedeckt, die im Fachmagazin Nature Plants veröffentlicht wurde: Danach haben Steinzeitmenschen die Pflanze bereits vor 100 000 Jahren genutzt.

Verkohlte Überreste aus Marokko

Das internationale Forschungsteam unter Leitung von Laurent Marquer vom Institut für Botanik der Universität Innsbruck untersuchte dafür Holzkohle und verkohlte Kernfragmenten, die im Sediment von zwei Höhlen – El Mnasra und El Harhoura – im Norden Marokkos gefunden wurden. Gut 80 Prozent der hier gefundenen Bruchstücke sind wilde Oliven. Den Analysen zufolge konnte über 70 Prozent der Holzkohle ebenfalls wilden Olivenbäumen zugerechnet werden.

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Hier sieht man die zentrale Ausgrabungsstätte in der El Harhoura-Höhle.

Hier sieht man die zentrale Ausgrabungsstätte in der El Harhoura-Höhle.

Bildquelle: © Christophe Falgueres

Zwar belegen die Funde, dass Oliven(-bäume) als Brennmaterial genutzt wurden, aber es ist nicht restlos geklärt, ob auch die Früchte bereits von Steinzeitmenschen gegessen wurden.

„Es wäre möglich, dass ganze Olivenzweige ins Feuer geworfen wurden und die daran hängenden Früchte einfach verbrannten“, erklärt Studienleiter Marquer. „Allerdings hätten wir dann anstatt der vielen Bruchstücke auch ganze Kerne finden müssen. Es spricht also alles dafür, dass Menschen zunächst die Frucht gegessen haben und anschließend bewusst die Kerne zerbrachen, um sie effizienter zu verbrennen.“

Besseres Feuer fürs Kochen

Welche Vorteile hätte das bewusste Zerkleinern der Kerne? Durch die Stücke kann ein langsam brennendes und wohldosiertes Feuer erzeugt werden. Wurden die Bruchstücke vor dem Verfeuern noch getrocknet, sind rauchlose Flammen möglich. Das würde sich besonders gut zum Kochen von Speisen in Höhlen eignen, mutmaßen die Beteiligten. Die Funde aus der Mittelsteinzeit deuten darauf hin, dass bereits die prähistorischen Menschen Mittel und Wege gefunden haben, um ihren Alltag zu verbessern.


Quelle:
Marquer, L. et al. (2022): The first use of olives in Africa around 100,000 years ago. In: Nature Plants, (22. März 2022), doi: 10.1038/s41477-022-01109-x.

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Oliven am Baum. (Bildquelle: © Deana Zelinová / Pixabay)