Ein Teil des Stoffwechselwegs war zwar seit 18 Jahren bekannt, als das „HvNMT“-Gen entdeckt wurde. Aber der biochemische Prozess erfolgt in zwei Schritten, von denen der erste jetzt enthüllt wurde: Im ersten Schritt wirkt das Schlüssel-Enzym „AMI-Synthase, HvAMIS“, ein sogenanntes Oxidase-Enzym, das eine „ungewöhnliche kryptische oxidative Umlagerung von Tryptophan durchführt“, wie D’Auria es beschreibt. Mit ihrer Enthüllung widerlegten die Forschenden die bisherige Theorie aus den 1960er Jahren.
Und noch mehr. Die IPK-Biologin und chemische Ökologin Sara Leite schlug sich mit anderen Promovierenden buchstäblich die Nächte um die Ohren, um darüber hinaus zu zeigen, dass sich das identifizierte Gen auch gezielt an- und abschalten lässt. Zusammen mit Ling Chuang und Shenyu Liu aus der Arbeitsgruppe Franke ist sie eine der drei geteilten Erstautoren der Studie. D’ Auria und Franke sind sehr stolz auf die Leistung ihrer Teams und deren fruchtbare, engagierte Zusammenarbeit über die Feierabende hinaus.
Das habe zum Schluss viel Energie und Nerven gekostet, doch alle spürten, dass ihnen die Zeit ablief: Eine Veröffentlichung in einer renommierten Zeitschrift wie "Science" erfordert neben der fachübergreifenden Relevanz auch zwingend den Neuheitswert, und ein japanisches Forschungsteam konnte unabhängig dasselbe Schlüssel-Gen identifizieren. Die japanische Studie erschien dann fast zeitgleich in einem anderen Fachjournal, beinhaltete allerdings nicht die ausführlichen Studien zur (De-)Aktivierbarkeit des Schlüsselgens, die Sara Leite hervorhebt.
Für eine Doktorandin als Erstautorin bedeutet eine Science-Veröffentlichung den „Ritterschlag“ in die Welt der Wissenschaft. Doch Sara Leite freut sich noch viel mehr über die gewonnenen Erkenntnisse, die Pflanzenzüchterinnen und Pflanzenzüchtern nun erlauben, die Erhaltung der Genvielfalt zu sichern.