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Diese Pflanzen veränderten die Welt!

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Extrablatt | 28.10.2022

Diese Pflanzen veränderten die Welt!

Verhütungsmittel, Versicherungsunternehmen und das Vertreiben von Malaria in Europa...

Hier zeigen euch Tamara und Clara, wie Pflanzen unsere Welt veränderten!

Bei einer spannenden Führung durch den Botanischen Garten Berlin haben wir nämlich so einiges dazu gelernt...

Diese Pflanzen veränderten die Welt!

Beate Senska

Die begeisterte Diplom-Biologin Beate Senska führte uns durch den Botanischen Garten Berlin. Bereits seit über 35 Jahren tut sie das für die unterschiedlichsten Besuchergruppen.

Während wir schöne, unscheinbare und kuriose Pflanzen bewundern durften, erzählte sie uns von Tragödien und Highlights der Weltgeschichte. Und wo Pflanzen überall ihre Finger... oder Blätter mit im Spiel hatten!

Danke Beate Senska, dass Sie mit Ihrem Wissen unseren Blick auf die Welt der Pflanzen verändert haben!

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Eukalyptus

Wie er Malaria aus Europa vertrieb...

Er ist Grundlage für Bonbons, Liköre, Papier, Kleidung und vielem mehr. Die Rede ist von: Eukalyptus. Die Pflanze mit seinem köstlichen Öl stammt ursprünglich aus Australien und ist heute in aller Welt bekannt. Jedoch wird die Pflanze auch „Grüner Vampir“ genannt!

Warum? Auf Grund der trockenen Böden in Australien weiß die Pflanze genau, wie sie möglichst effizient Wasser aus dem Boden zieht und speichert. Die dadurch noch trockeneren Böden verdrängen andere Pflanzen und sind darüber hinaus leicht entzündbar, auch wegen des schwer zu löschenden Öls im Feuer. Und als ob das nicht bereits genug Gefahr für seine Umwelt ist, sind Eukalyptusbäume auch die ersten, die nach einem Brand wieder wachsen.

So dramatisch dies für manch ursprüngliche Vegetation sein mag, hat es auch schon einige Leben gerettet: Ende des 19. Jahrhunderts gelangte Eukalyptus nach Europa. Der Erzbischof von Melbourne sendete einige Samen nach Rom, wo dieser nun angepflanzt werden sollte. Da das Land jedoch zu nass war, wurden viele Sümpfe trocken gelegt – und dies wiederum sorgte dafür, dass die Malariamücke aus Europa vertrieben wurde.

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Eukalyptus findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Malaria gab es früher in Europa! Und  Eukalyptus half dabei, sie wieder zu vertreiben. Wenn das unsere Welt mal nicht beeinflusst hat...!

Schon gewusst ... ?

Schon gewusst ... ?

Bild: Uwe, stock.adobe.com

  •  Aus Eukalyptus kann man nicht nur Unterhemden und Klopapier herstellen... 
     
  • Um Feuer zu trotzen, hat sich in der Baumrinde eine wichtige chemische Komponente entwickelt: Tanin. 
    Dieses Polyphenol komplexiert Makromoleküle und reduziert Oxidantien und Radikale. 
     
  • So wird die Oxidation großer Moleküle bei einem Brand unterdrückt und in eine graphitische Komponente umgewandelt, welche feuerhemmende Eigenschaften besitzt.
     
  • Diese Eigenschaft wurde zur Herstellung feuerfester Uniformen genutzt!

Und so blüht Eukalyptus

Und so blüht Eukalyptus

Bild: Veronica, stock.adobe.com

Da überrascht es einen nicht, dass die griechische Übersetzung für Eukalyptus “gut versteckt” ist. Der Name kommt von dem haubenartig geschlossenen Blütenkelch (der Calyptra), welcher die Staub- und Fruchtblätter während des Knospenstadiums versteckt. Sind alle Fortpflanzungsorgane entwickelt, springt der Deckel ab und die Staubblätter kommen hervor.  

Camelia sensis (Tee)

Wie er Bier, Porzellan, die Opiumkriege und einige Weltmächten beeinflusste...

Das muss schon gutes Zeug gewesen sein, um mit der Vorliebe für Bier in Europa mithalten zu können! Die Rede ist von: Tee!

1610 kam dieser erstmals nach Westeuropa. Porzellan konnte man damals noch nicht, jedoch wusste man sich anders zu helfen. Vielleicht sagt euch „Delfter Porzellan“ ja etwas? Auf jeden Fall haben in Delft in den Niederlande ein paar schlaue Personen begonnen, graues Keramik herzustellen, um dieses dann weiß anzumalen und mit den blauen Schriftzeichen aus China zu versehen. Und schon war eine günstige Variante des echten chinesischen Porzellans erfunden.

Die Welt wollte also Tee trinken. Jedoch hatte China, der Hauptexporteur, sein Hauptinteresse an Silber. Und als den Engländern dieses ausging, musste eine andere Lösung her.

Wir befinden uns im 18. Jahrhundert und vielleicht weiß so mancher, dass England damals eine starke Kolonialmacht besaß. Wie haben sie sich also geholfen? Der Opiumanbau in Indien wurde stark vorangetrieben und dieses nach China gebracht. Und im Gegenzug gab es Tee für Engländer. Fair? Eher nicht. Zumal die chinesische Bevölkerung zunehmend opiumabhängig wurde. Dies führte 1729 zu einem Verbot von Opiumkonsum in China sowie der Einschränkung aller Handelsbeziehungen nach Indien. Fair? Vielleicht, jedoch nicht für Europa. Dort sah man sein Handelsrecht beeinträchtigt und schickte Kanonenboote… Und diese sind bekannt als Auslöser der Opiumkriege. China verlor die Opiumkriege, und das sehen manche als Anfang vom Ende der tradierten kaiserlichen Staatsform, die seither infrage gestellt wurde. Auch bei der Boston Tea Party im 18.Jahrhundert in Nordamerika spielte Tee eine wichtige Rolle, um sich gegen die damalige englische Kolonialmacht England aufzulehnen und so einen Stein ins Rollen zu bringen, der schließlich in der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika führte...

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Tee findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Ohne Tee gäbe es die heutigen Weltmächte USA und China vielleicht nicht in der Staatsform, wie wir sie kennen!

The Great Tea Race

The Great Tea Race

Sobald Tee in Europa an Beliebtheit gewann, entstanden die Teeklipper: Schiffe, die nur Tee transportierten. Damit der Tee frisch bleibt, sollte dies so schnell wie möglich geschehen: das “Große Teerennen” entstand (“Great Tea Race”) bei welchem sich verschiedene Klipper ein Wettrennen von China bis nach Europa lieferten. Als Sieger bekam man einen sehr guten Preis für seine Fracht und sowie eine Prämie.

Um auf eine noch schnellere Lieferzeit zu kommen wurde der Suezkanal bis 1869 gebaut. Dies brachte zwar frischeren Tee nach Europa, aber auch das Ende der Teeklipper und des Teerennens. Da der Suezkanal den Seglern wegen der ungünstigen Windverhältnisse keinen Vorteil brachte, wurden sie mit der Zeit durch Dampfschiffe ersetzt.

Camellia sinensis (Tee) hat den Wunsch nach kürzeren Lieferketten angetrieben und so einen Einfluss auf den Schifffahrtsbau sowie den Suezkanal gehabt!

Tee-Abzocke

Tee-Abzocke

Wusstet ihr, dass es die gleiche Pflanze ist, aus welcher man Schwarztee, Grüntee und weißen Tee gewinnt? Und der weiße Tee soll dabei eine ziemliche Abzocke sein …

Aber mal von vorne: Bei der Herstellung des Tees werden erst die Blätter gepflückt. Sobald sie leicht welken rollt man sie, um Zellen zu zerstören und Enzyme hervorzubringen. Durch den darauffolgenden Fermentationsschritt werden die Blätter schwarz bzw. Kupferrot und wir haben unseren Schwarztee.

Bei Grüntee läuft das fast genauso, nur dass man die Fermentation mit Wasserdampf stoppt und so die Enzyme inaktiviert.

Bei weißem Tee läuft es noch etwas anders, denn hier werden nur die weißen Blattknospen genutzt: die Folge ist eine geringere Ausbeute, welches den Preis hebt. Früher war er sogar nur dem chinesischen Kaiser und Adel vorbehalten. Und das nur, weil er teuer ist. Denn geschmacklich soll er deutlich weniger zu bieten haben als seine Mitstreiter. Bezeichnungen reichen von “feinem Tee” bis zu “heißem Leitungswasser”.

Dioscorea (Yams)

Urahnin der Antibabypille

Dort, wo diese Pflanze herkommt, haben Kinder wohl immer "yamyam" zu ihr gesagt: die Rede ist von Yams. Die Sprossknolle und das Rhizom sind essbar und ähneln einer Süßkartoffel.

Pharmazeutisch interessant wurde die Pflanze erst, nachdem es 1936 in Japan gelang, aus dem Diosgenin einer Yamswurzel ganz einfach Progesteron, ein natürliches weibliches Sexualhormon, herzustellen. Amerikanische Chemiker begannen direkt mit ihrer Arbeit und bald gelang auch die Synthese anderer Steroid-Hormone, wie Testosteron und sogar Cortison, was bis dahin nur sehr umständlich aus Rindergalle möglich war. In den 1960er Jahren kamen dann die ersten Anti-Baby-Pillen auf den Markt, damals aus Yams-Progesteron und Östrogen aus Stuten-Urin.

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Yams findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Ohne Yams hätte es diese Anti-Baby-Pille damals nicht gegeben, die die Industrienationen nach dem zweiten Weltkrieg und die Freiheit der Frau entscheidend geprägt haben.

Coffea (Kaffee)

Was er mit Fairtrade und Katzenkot zutun hat!

In der Weltgeschichte hat diese Pflanze weit mehr beeinflusst als nur müde Augen: Kaffee!

Dieser kam schon immer grün nach Europa und wird hier meist geröstet und weiterverarbeitet. Dabei werden die Röster meist zu Milliardären, während die Hersteller kaum etwas abbekommen. Gegen diese Ungerechtigkeit soll eins helfen: das FAIRTRADE Siegel. Dieses wurde tatsächlich das erste Mal im Zusammenhang mit Kaffee herausgegeben und zwar mit Unterstützung von keinem geringeren als Starbucks! Ja genau, Starbucks war der erste Investor des Fairtrade Siegels!

Und weiter mit den atemberaubenden Fakten zu Kaffee: Katzenkot macht ihn wertvoll!
Während der Kolonialzeit bauten die Niederländer fleißig Kaffee in Indonesien an. Die Plantagearbeiter bekamen von dem leckeren Getränk jedoch nichts ab... Da mussten sie sich selber weiterhelfen und entdeckten, dass eine Schleichkatze nachts die Kaffeekirschen naschte und wieder ausschied. Was damals heimlich von den Plantagearbeitern genutzt wurde, wird heute natürlich zu Geld gemacht und teuer verkauft: Kopi Luwak heißt das Kaffeegetränk, kostet ca. 50€ / 100g und schmeckt wie jeder Kaffee!

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Kaffee findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

"Ohne Kaffee geht bei mir gar nichts" - sagen viele Morgenmuffel, tatsächlich hat er aber auch das FAIRTRADE-Siegel, das erste Versicherungsunternehmen und noch vieles mehr beeinflusst ...

Traumberuf Kaffeeschnüffler?

Traumberuf Kaffeeschnüffler?

Kaffee kochen verboten? So war es jedenfalls in Preußen. Es gab eine Riesensteuer auf Kaffee, denn getrunken werden sollte: Brotsuppe und Bier.

1781 wurde dann sogar das Rösten des Kaffees für Privatleute verboten. Um dies zu überprüfen, wurden ehemalige französische Soldaten eingestellt. Ihre Aufgabe: Kaffee erschnüffeln. Durch die Gassen laufend sollten sie mit ihrem Geruchssinn illegale Kaffeeröstereien ausfindig machen.

Nicht Kaffee und auch nicht Tee:

Nicht Kaffee und auch nicht Tee:

Cascara heißt das Mode-Getränk, welches aus Kaffeekirschen-Schalen aufgegossen wird. Was in den Kaffee-Anbauländern schon seit Jahrhunderten Tradition ist, braucht hierzulande erstmal das richtige Marketing.

Was früher als Arme-Leute-Kaffee galt, gewinnt in Europa durch Startups und Begriffe wie Nachhaltigkeit an Beliebtheit.

Schon gewusst ... ?

Kaffee hat zur Gründung des ersten Versicherungsunternehmens geführt:

  • In der Lombardstreet in London waren Kaffeehäuser nach Klassen sortiert
     
  • Das für Handelsleute gehörte Edward Lloyd.
     
  • Dieser hörte den Piraten zu - über Unwetter, Schäden und Räubereien. Die Informationen gab er weiter.
     
  • Immer mehr Seeleute und Schiffseigner kamen in sein Kaffeehaus und begannen, Versicherungsgeschäfte miteinander abzuschließen!

Dank den Ziegen!

Dank den Ziegen!

Damals, im 9. Jahrhundert in Äthiopien, waren es wohl aufgeweckt herumhüpfende Ziegen, welche ihre verwunderten Ziegenhirten auf sich aufmerksam machten. Diese gingen der Sache gemainsam mit den Mönchen aus der Nachbarschaft auf die Spur. Sie fanden die Früchte, welche die Ziegen so gerne naschten und probierten sie selbst. Die Begeisterung für die anregende Wirkung hält sich wohl bis heute, obwohl damals die Kaffeekirschen verzehrt wurden – die Entdeckung des Röstens und Aufbrühens folgte erst später.

Ananas comosus (Ananas)

Danke für Gewächshäuser und Obstkonserven!

Heiß begehrt, ein Luxusgut! Sie wurde so gerne als Deko genutzt, dass man sogar auf den Verzehr verzichtete. Und es wird noch besser: im 18. Jahrhundert konnte man sich eine Ananas für die eigene Party mieten. Um der Nachfrage nach Ananas gerecht zu werden, wurden Glaspaläste und Ananashäuser gebaut.

Es wurden selbsttragende Glashauben erfunden, welche je nach Standort und Sonneneinstrahlung verschiedene Neigungen hatten. Kurzum: das Gewächshaus!

Und noch eine bedeutende Erfindung haben wir der Ananas zu verdanken. Als ein Mann auf Hawaii im glücklichen Besitz unglaublicher Mengen von Ananas war, überlegte er, wie er diese am besten exportieren könne. Nach einigen Überlegungen begann er, die Frucht zu schälen, schneiden und einzudosen. Und so wurde Herr Dole Erfinder der Obstkonserve.

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Ananas findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Was wäre die Welt doch ohne Gewächshäuser und - wie wären wir in den letzten Jahrzehnten ohne Konservendosen ausgekommen?

Hmm, das sind aber leckere Blätter!

Was Clara da so gut schmeckt, sind die verwachsenen Blütenblätter der Ananas! Als Bromelie besteht die Ananas nämlich aus einem Beerenfruchtverband. Jede Schuppe, welche wir normalerweise von außen sehen, entspricht einer Blüte.

Und damit diese alle gleichzeitig reifen, wird gerne Ethylen eingesetzt. Richtig eingesetzt ist dieses wohl nicht umweltschädlich, aber je nach Richtlinie nicht bio, da es in diesem Fall als Wachstumsregulator verwendet wird.

Isatis tinctoria (Indigo)

"blau machen" leicht gemacht

Weder Blüten, Früchte noch Wurzeln haben diese besondere Eigenschaft: Es sind die Blätter bestimmter Pflanzen, welche blau färben können! Dazu gehören unter anderem die Indigopflanzen, oder der hier gezeigte Färberwaid  - Isatis tictoria, der seit der Antike in Europa eingebürgert ist.

Taucht man die Blätter in Wasser, färbt sich dieses durch einen Gärungsvorgang grün. Durch die anschließende mechanische Belüftung, oxidiert das grün zu blau. Da das im Wasserbad entstandene Indigo schwer zu transportieren war, trocknete man es zu handlichen Würfeln ein: der erste Farbstoff war erfunden.

Um den blauen Farbstoff wieder löslich zu machen, wurde Wasser eines bestimmten pH-Wertes benötigt. Die Idee: Alkohol verändert den pH-Wert des Urins! Also lasset die Arbeiter Bier trinken und auf den trockenen Farbstoff pinkeln. Der Legende nach liebten es die Arbeiter also “blau zu machen”.

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Indigo findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Wie farblos wäre unsere Welt ohne diese Pflanze?

Bild: nevenm, stock.adobe.com

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Papaver somniferum (Schlafmohn)

Süchtig nach Pflanzen?

Bild: habrda, stock.adobe.com

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Süchtig nach Pflanzen? Das kann nur in wenigen Ausnahmen gefährlich werden. Eine davon ist der Schlafmohn, aus dessen getrocknetem Milchsaft Opium gewonnen wird. Die wirksamen Hauptbestandteile sind die Alkaloide Morphin, Codein und Thebain. Ein aus dem Morphin dieser Pflanze entstehendes Derivat ist Heroin, welches eine stark heroisierende Wirkung auf die Testperson haben soll. Daher auch der Name.

Vielleicht hat der ein oder andere auch schonmal die Redewendung “Mohn macht dumm” gehört. Bezieht man diese jedoch auf Gebäck oder Kuchen, ist sie unbegründet. Die Mohnsamen sind nämlich der einzige Bestandteil der Pflanze, der keine Opiate enthält.

Früher jedoch, als es noch keine Kitas oder Schulen gab, wurde manchen Kindern Mohntee gegeben (und dabei wurden nicht nur die Mohnsamen verwendet), damit sie keine Dummheiten machten, während die Eltern arbeiten sind...!

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Schlafmohn findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Die Drogen, die aus dieser wunderschönen Blume gewonnen werden, haben jedenfalls die Welt verändert. Um sie wurden Kriege geführt!

Mit der Pflanze war also nicht immer leicht Kuchen essen ...

Nicotiana tabacum (Tabak)

... galt ursprünglich als Heilpflanze!

Sie war 2009 Giftpflanze des Jahres und gilt als VIP unter den Pflanzen (very important plant!). Gemeint ist Nicotiana tabacum, allgemein bekannt als Tabak.

Mitte des 16. Jahrhunderts fand diese Pflanze ihren Weg nach Europa und wurde in Frankreich von Jean Nicot als Heilpflanze eingeführt.  Der Namensgeber der Pflanze hat also mit besten Absichten gehandelt, was man von der späteren Tabakindustrie nicht behaupten kann. Anfang des 17. Jahrhunderts brachte ein Engländer die Tabakpflanze nach Virginia. Dort wurde die milde Sorte mehr und mehr angebaut, sodass sie das wichtigste Exportmittel der Kolonien wurde. Da auf den Plantagen fast ausschließlich Sklaven arbeiteten, trieb der Tabakhandel die Sklaverei enorm voran.

Im 18. Jahrhundert machten dann auch Pfeifen, Schnupftabak und Zigarren die Runde. Einer der prominentesten Schnupfer war kein geringerer als Napoleon Bonaparte!

Welchen EInfluss die Pflanze sonst noch so hatte, erfahrt ihr im Video!

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Tabak findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Jahrhunderte lange Sklaverei, Welthandel, kritische Investment, Leid aber auch gleichzeitig Hoffnung für die Gesundheit – das alles macht Tabak zu einem Worldchanger. 

Nikotin in Auberginen?

Nikotin in Auberginen?

Wusstet ihr, dass Auberginen und Tabakpflanzen miteinander verwandt sind? Sie gehören beide zu den Nachtschattengewächsen und auch in der Aubergine wurde schon Nikotin nachgewiesen. Zwar nicht, weil die Auberginen selber rauchen, jedoch produzieren sie geringe Mengen an Nikotin. Diese sind jedoch nicht bedenklich beim Verzehr des leckeren Gemüses!

Die Aubergine ist also kein Ersatz für Zigaretten, vor Allem aber auch kein Grund zur Sorge für alle Auberginen-LiebhaberInnen!

Schon gewusst ... ?

Den ersten Shitstorm auf die Tabakpflanze gab es bereits 1604:

  • In der Streitschrift “Counterblast to Tabacco” wurde “Rauchen als Unsitte” mit “abscheulichem Anblick” beschrieben. Es sei eine “Beleidigung für die Nase” und außerdem “schädigend für Hirn und Lunge”.
     
  • Die erste europäische Tabaksteuer im frühen 17. Jahrhundert war die erste Anti-Raucher-Kampagne des englischen Königs Jakob I. - er bezeichnete die “schwarzen Rauchwolken” als “Höllendampfe”.
     
  • Trotzdem wurde Tabak bis 2010 mit Subvention der EU von 1 Milliarde Euro pro Jahr gefördert.

Digitalis (Fingerhut)

...und die Pharmakonzerne. Begründer der modernen Pharmakologie

Der Kampf gegen die Wassersucht und Tuberkulose im 18. Jahrhundert war groß. Es heißt, die ursprüngliche Behandlung von Wassersucht (Wasseransammlungen im Gewebe) seien  Kanarienvögel in Wasser verrührt mit dem Dotter frisch gelegter Eier und dazu Knoblauch und Meerrettich gewesen. Hmmm, Lecker! 

Nach einer besseren Lösung suchte einer Erzählung zufolge William Withering, der Sohn eines Apotekers.
Withering war Botaniker und Arzt soll angeblich eine Kräuterfrau befragt haben, die gegen Wassersucht die Pflanze Digitalis verwendete. Hierbei müsse man aufpassen, wann man die Pflanze erntet. Die falsche Glycosid-Konzentration könne auch zu Schäden führen. Diese weise Frau war im Volksmund auch als die gefragte Kräuterfrau, Ärztin und Apothekerin „Mother Hutton“ bekannt.

Über ein Jahrzehnt lang untersuchte Withering an über 160 Patienten mit unterschiedlichen Formen der Wassersucht systematisch die harnflusssteigernde Wirksamkeit der Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzenteile des Fingerhuts. Diese sorgfältigen und systematischen therapeutischen Studien machen Withering zum Begründer der modernen klinischen Pharmakologie und der 'evidence-based medicine'. Als Erster unterschied ER klar zwischen therapeutischen und toxischen Dosierungen vom Fingerhut.

Withering hatte nach seinen Erfolgen übrigens nie von einer Begegnung oder Frau wie Mrs Hutton erwähnt. Daher warf man ihm später skrupellose Methoden vor, weil er die Kräuterkundige um die ihr gebührende Anerkennung betrogen hätte.   Allerdings waren die Vorwürfe wohl unbegründet.  Es ist nämlich so, dass Mother Hutton wohl eher ein mythischer Charakter war, welcher ein Pharmakonzern zur besseren Vermarktung seiner Produkte benutzte. Zu denen gehörte nämlich das aus Digitalis gewonnene Mittel zur Behandlung von Ödemen (Wasseransammlungen).  So wurde 1928 sogar eine Illustration als Teil einer Werbekampagne von Parke-Davis (später Teil von Phizer) gezeichnet, in der Witherings Alter so dargestellt ist, dass es zu einer Entdeckung im Jahr 1785 passen sollte.

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Fingerhut findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Fazit: Fingerhut hat spätestens mit Wiliam Withering die Welt verändert und die moderne klinische Pharmakologie begründet. doch Mother Hutton ist wohl nur ein Mythos.

William Withering

"The English Physician William Withering"
Gemälde nach Carl Frederik von Breda

Gemälde nach Carl Frederik von Breda

William Withering und Mother Hutton

"Withering and the foxglove: the making of a myth"
Gemälde von William Meade Prince

Gemälde von William Meade Prince

Brassica oleracea (Weißkohl)

Warum wir ihm die Tiefkühlkost verdanken!

Es ist schon spät, ihr habt keine Zeit oder einfach mal keine Lust zu kochen? In solchen Fällen kann einen der Blick in den Gefrierschrank durchaus retten. Und dankbar können wir hierbei einem ganz besonderen Gemüse sein: Dem Weißkohl!

Anfang des 20. Jahrhunderts fuhr Clarence Birdseyes mit seiner Familie in die Eiswüste von Labrador. Da seine Frau frisches Gemüse vermisste, hatten sie in Salzwasserfässern Weißkohl mitgenommen. Und dann sah er dort eine noch viel bessere Methode: Ureinwohner hingen Fisch direkt nach dem Fang in den kalten Wind. Und auch mit dem Kohl klappte dies hervorragend! Zurück in den USA baute Birdseye mithilfe eines Ventilators für 7 Dollar die erste Anlage zum Tiefgefrieren. 1929 bereits verkaufte er das Patent für 22 Mio. Euro. Wenig später gelang auch der Durchbruch in Europa, jedoch unter einem anderen Namen: Iglo. Das ist übrigens die niederländische Bezeichnung für Iglu. 

Weißkohl hat also nicht nur durch seinen Weltrekord von 62 kg die Welt beeindruckt.

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Weißkohl findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Oder könntet ihr ohne Gefrierschrank leben?

Glycine max (Sojabohne)

Mehr als nur Tierfutter!

Als Backmehl, Babynahrung, Misopaste oder Tofu: die Sojabohne kann viele Gestalten annehmen. Aber auch die von Eiern, Milch oder Fleisch. 80 Prozent der begehrten Bohne wird nämlich zu Schrot verarbeitet und landet anschließend als Futtermittel in Tiertrögen.

Die Kritik gegenüber Vegetariern/ Veganern, sie seien für die Zerstörung des Regenwaldes verantwortlich, stimmt also nicht so ganz. Aber vorneweg: Soja ist eine tolle Pflanze! Sie stammt ursprünglich aus China, wo man sie bereits seit Tausenden von Jahren anbaut. Ihre Bohnen sind eine hervorragende Quelle für Proteine und andere Nährstoffe und ihre Inhaltsstoffe können sich positiv auf Schilddrüsen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken. Und auch der Anbau ist toll, da die Pflanze den Stickstoffhaushalt des Bodens nach intensiver Bewirtschaftung wieder ins Lot bringen kann. Dies birgt jedoch nur Vorteile, wenn dafür keine Regenwälder und Grasland geopfert werden, um große Monokulturen entstehen zu lassen.

Das heute größtenteils produzierte Schrot für Tiere war ursprünglich ein Nebenprodukt der Sojaöl-Herstellung. Mittlerweile ist es jedoch lukrativer, sodass 80% einer Tonne Soja zu Schrot verarbeitet werden und nur 18% zu Öl. Also nichts mit “Resteverwertung”. Dabei könnten Soja sowie andere Pflanzen womöglich viel mehr Menschen ernähren, wenn sie nicht ausschließlich den Umweg über das Tierfutter machen würden und direkt der menschlichen Ernährung dienten. Im Tier wird die Nahrung nämlich auch für andere Prozesse genutzt und nur ein geringer Prozentsatz für die Bildung von Fleisch, Eiern oder Milch. Diese vermeintliche Verschwendung nennt man in der Tierproduktion »Veredelung«.

Aber Achtung: mit Veredelung kann auch eine größere Haltbarkeit erzielt werden, indem zum Beispiel Getreide in Branntwein oder Obst zu Süßmost wird. Und auch für den Menschen nicht verdauliche Produkte können veredelt werden, wie zum Beispiel Heu und Gras. Was bei Soja eine Verschwendung ist, könnte also zur effizienten Nutzung der Landwirtschaft beitragen.

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Soja findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

Als Bestandteil vieler wichtiger Diskussionen in der Landwirtschaft und rund um die Klimakrise beeiflusst Soja unsere Welt!