Scharfes Essen für ein langes Leben

Chili und Co. könnten sich positiv auf die Lebensdauer auswirken

24.08.2015 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Chilis: Sie sorgen für die Schärfe im Essen. (Bildquelle: © shutterman / pixelio.de)

Chilis: Sie sorgen für die Schärfe im Essen. (Bildquelle: © shutterman / pixelio.de)

Eine Studie legt nahe, dass der Verzehr von scharfen Speisen das Sterberisiko senkt. Doch Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass nun jeden Tag besonders scharf gegessen werden sollte!

Gewürze runden ein Gericht ab und sorgen für einen anderen Geschmack, eine andere Farbe oder treiben uns gar den Schweiß auf die Stirn. Chilis zählen zu den beliebtesten Scharfmachern. Es wird ihnen nachgesagt, gesundheitsförderliche Wirkungen zu haben (vgl. Luo, X.-J. et al., 2011). Sie enthalten bioaktive Stoffe (Capsaicinoide), deren wichtigster und bekanntester Vertreter der Stoff Capsaicin ist. Diese Stoffe sorgen dafür, dass wir sie als „scharf“ empfinden. Doch anders als unsere Empfindungen für süßen oder sauren Geschmack, ist „scharf“ lediglich eine Schmerzreaktion unseres Körpers. Denn Stoffe wie Capsaicin reizen spezielle Nerven, was ein Wärmeempfinden und das charakteristische „Brennen“ auslöst. Da sie antibakteriell wirken, werden sie in heißen Ländern auch zum Konservieren von Speisen genutzt.

Scharfes Essen: Schlicht Geschmackssache oder gibt es positive Effekte?

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Forscher befragten fast 200.000 Männer und über 280.000 Frauen in China nach ihren Essgewohnheiten. Scharfes Essen stand bei manchen sorgar jeden Tag auf dem Tisch.

Forscher befragten fast 200.000 Männer und über 280.000 Frauen in China nach ihren Essgewohnheiten. Scharfes Essen stand bei manchen sorgar jeden Tag auf dem Tisch.

Bildquelle: © raywoo - Fotolia.com

Ein Forscherteam widmete sich dieser Frage und untersuchte, ob ein Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Verzehr von scharfen Speisen und der Sterblichkeit besteht. Dafür wurden fast 200.000 Männer und über 280.000 Frauen (zwischen 30 und 79 Jahren) zwischen 2004 bis 2008 nach ihren Essgewohnheiten befragt. Sie stammten aus zehn unterschiedlichen Regionen Chinas. Daraufhin wurden die Todesfälle der Studienpopulation in den kommenden Jahren beobachtet. Im Vorfeld schlossen die Forscher Versuchspersonen gezielt aus, die zu Beginn der Studie an Krebs oder Herz-Erkrankungen litten sowie Personen, die bereits einen Schlaganfall hatten. Bis 2013 starben insgesamt 11.820 Männer und 8.404 Frauen.

Verglichen mit den Versuchspersonen, die weniger als einmal pro Woche scharfes Essen verspeisten hatten diejenigen, die sechs oder sieben Mal pro Woche Scharfes aßen ein geringeres Risiko im Untersuchungszeitraum zu sterben: Das Risiko sank um 14 Prozent. Allerdings nur, wenn kein Alkohol getrunken wurde.

Ergebnis mit vielen Einschränkungen

Positiv hervorzuheben ist bei der vorliegenden Studie, dass so viele Personen untersucht wurden. Allerdings gibt es auch ein paar wichtige Einschränkungen. Da es sich um eine reine Beobachtungsstudie handelt, können keine kausalen Zusammenhänge zwischen dem Sterblichkeitsrisiko und der Vorliebe für scharfe Gerichte bewiesen werden, schreiben die Forscher selbst. Der Effekt könnte auch andere Ursachen haben, wie andere Ernährungsgewohnheiten, der Lebensstil oder der sozioökonomische Status. Es könnte zum Beispiel auch sein, dass Personen mit chronischen Krankheiten gezielt auf scharfes Essen verzichten.

Darüber hinaus beruhte die Untersuchung auf einer Befragung, also auf der Selbstauskunft der Versuchspersonen, was eine potentielle Fehlerquelle sein kann. Es wurden auch wichtige Zusatzinformationen, z. B. wie das scharfe Essen zubereitet wurde, nicht mit erhoben, die nützlich wären, um mögliche Zusammenhänge detaillierter zu analysieren. Die Forscher konzentrierten sich zudem auf Chilis als scharf machendes Gewürz. Auch wenn Chilis das beliebteste Gewürz der Versuchspersonen waren, stieg auch der Gebrauch von anderen Scharfmachern in der Regel, sodass auch diese zum vergleichsweise längeren Leben beigetragen haben können.  

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Die Sorte

Die Sorte "Habanero" zählt zu den schärfsten Chilis. Ihre Früchte enthalten hohe Konzentrationen an Capsaicin, welches für die Schärfe verantwortlich ist. Doch anders als unsere Empfindungen für süßen oder sauren Geschmack, ist „scharf“ lediglich eine Schmerzreaktion unseres Körpers.

Bildquelle: © André Karwath/wikimedia.org; CC BY-SA 2.5

Die Forscher schlagen in ihrer Studie vor, dass prospektive Studien in anderen Populationen durchgeführt werden müssen, um generelle und damit auf andere Regionen und Länder übertragbare Aussage zu ermöglichen. Denn nicht nur in China, sondern auch hierzulande ist scharfes Essen beliebt. Aus diesem Grund widmete sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bereits 2011 den gesundheitlichen Folgen eines sehr scharfen Essens.

Zu viel zu scharfes Essen ist nicht gesund

Die Wissenschaftler des BfR kamen zu einer differenzierteren Aussage. Zwar wird das Essen von Chilifrüchten, ihren Zubereitungen und scharfen bis sehr scharf gewürzten Speisen, wie es in der traditionellen Küche vieler afrikanischer, arabischer, südamerikanischer oder asiatischer Völker üblich ist, als nicht akut gesundheitsschädigend angesehen.

Bei einem übermäßig hohen Verzehr wurden in der ausgewerteten Fachliteratur jedoch zahlreiche ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigungen beschrieben. Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen, aber auch akuter Bluthochdruck wurden beim Verzehr extrem scharfer Speisen dokumentiert. Nicht zurückverfolgen ließ sich dabei die Dosis an Capsaicinoiden, welche die Betroffenen aufgenommen hatten.

Das BfR geht in seiner Stellungnahme von einer maximal zuträglichen Dosis von 5 mg Capsaicin je kg Körpergewicht pro Mahlzeit aus. Da eine Einschätzung im Restaurant oder auf Reisen schwierig ist, gilt es, auf die körpereigenen Alarmmechanismen zu hören. Kinder reagieren zudem stärker auf Chili-Produkte, so dass Speisen für Kinder separat gewürzt werden sollten, um Vergiftungserscheinungen zu verhindern.


Quelle:
Lv, J. et al. (2015): Consumption of spicy foods and total and cause specific mortality: population based cohort study. In: BMJ 2015; 351:h3942, (04. August 2015), doi: 10.1136/bmj.h3942.

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Chilis: Sie sorgen für die Schärfe im Essen. (Bildquelle: © shutterman / pixelio.de)