Pre-Breeding

Für die Erstellung neuer und an die sich ändernden Umweltbedingungen angepasster Sorten benötigt die Züchtung genetische Variationen im Genpool der Kulturpflanzen. Deren gezielte Erhöhung, Erfassung und Erschließung wird als „Pre-Breeding“ bezeichnet, ist also ein der Sortenzüchtung vorgelagerter Prozess.

Die genetische Variation bzw. Vielfalt im Genpool einer Kulturpflanzenart kann erhöht werden, indem nicht nur die vorhandenen Kulturpflanzensorten, sondern auch Landrassen und wilde Verwandte der Kulturpflanzen auf wertvolle Eigenschaften wie Resistenzen untersucht und in Zuchtmaterial eingekreuzt wird. Oft wird dabei auf exotisches Material aus Genbanken zurückgegriffen. Erfolgreiche Beispiele sind die teilweise bereits in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts aus verwandten Wildarten in den Weizen eingekreuzten Resistenzgene gegen Pflanzenkrankheiten wie Schwarzrost, Braunrost, Gelbrost oder Halmbruch.

Biotechnologische und molekulare Verfahren können den Pre-breeding-Prozess deutlich beschleunigen. So können mit speziellen Techniken z. B. Wildpflanzen und Kulturpflanzen miteinander gekreuzt werden, bei denen eine natürliche Kreuzung durch Bestäubung nicht gelingt (z. B. Embryorescue-Verfahren, Protoplastenfusion). Auch sogenannte molekulare Marker beschleunigen diese Prozesse abermals und erlauben ein gezielteres Vorgehen bei Rückkreuzungsprogrammen, bei denen unerwünschte Gene aus Wildpflanzen wieder aus dem Zuchtmaterial entfernt werden.

Züchtungsunternehmen, die neue Sorten auf den Markt bringen wollen, sind auf diese grundlegenden Erkenntnisse angewiesen. Pre-Breeding-Forscher:innen kommunizieren ihre Ergebnisse meist in internationalen Fachzeitschriften und geben Zuchtlinien aus ihrem Pre-breeding-Programm oft kostenlos an Züchtungsunternehmen weiter.