Superfood: Meerestrauben

Nachhaltige Nahrung aus dem Meer

23.09.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Meerestrauben in einer Aquakultur: Reich an Antioxidantien, Proteinen und Mineralstoffen. (Bildquelle: © Lara Stuthmann / Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung)

Meerestrauben in einer Aquakultur: Reich an Antioxidantien, Proteinen und Mineralstoffen. (Bildquelle: © Lara Stuthmann / Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung)

Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung demonstriert, wie wir in Zukunft mehr und bessere Nahrung aus dem Meer beziehen könnten. Durch eine optimierte Beleuchtung verdoppelt sich der Nährstoffgehalt der Meerestraube, einer essbaren Alge.

Das Problem ist bekannt: Die Weltbevölkerung wächst bis 2050 auf rund 10 Milliarden Menschen. Die Lebensmittel werden daher immer knapper und eine Ausdehnung der landwirtschaftlichen Flächen ohne immense ökologische Kollateralschäden ist kaum noch möglich. Daher rücken zunehmend die Ozeane als Quelle für Nahrungsmittel in den Fokus. Es geht hier aber nicht um eine Steigerung des Fischfangs. Bereits jetzt sind die Weltmeere überfischt.

Algen und ihr Potenzial als Nahrungsmittel

Pflanzliche Nahrung aus dem Meer wäre viel nachhaltiger zu gewinnen, insbesondere Algen bieten sich an. Sie stehen am Anfang der Nahrungskette und lassen sich auch problemlos in Aquakulturen kultivieren. Sie enthalten zwar keine großen Mengen an Kalorien, aber einen hohen Gehalt an Eiweißen, ungesättigten Fettsäuren, Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen. Eine ideale Ernährungsergänzung, um die weltweit grassierende Mangelernährung in den Griff zu bekommen.

Meerestrauben: Der Kaviar unter den Algen

Eine neue Studie des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) und der Arbeitsgruppe Meeresbotanik der Universität Bremen beschäftigte sich vor diesem Hintergrund mit der sogenannten Meerestraube (Caulerpa lentillifera), einer im Indopazifik vorkommenden Algenart.

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Bei uns noch weitgehend unbekannt: In Asien isst man Meerestrauben häufig zu Sushi.

Bei uns noch weitgehend unbekannt: In Asien isst man Meerestrauben häufig zu Sushi.

Bildquelle: © Lara Stuthmann / Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung

Zwei Besonderheiten zeichnen diese Algen aus: An einer Rispe wachsen runde Kugeln, die leicht salzig schmecken und beim Verzehr wie Kaviar aufplatzen. Aus diesem Grund werden diese Algen bereits heute vor allem im asiatischen Raum als Delikatesse geschätzt und als Salat oder zu Sushi gegessen. Und sie enthalten Antioxidantien, die Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen.

Mehr Antioxidantien durch höhere Lichtintensitäten

Das Ziel des Forschungsteams war es nun, den Gehalt an Antioxidantien noch weiter zu erhöhen. Dabei stand eine Überlegung im Vordergrund: Sind Algen hoher Lichtstrahlung ausgesetzt, entstehen bei der Photosynthese freie Radikale. Um sich vor der zerstörerischen Wirkung dieser hochreaktiven Moleküle zu schützen, produzieren die Algen Antioxidantien. Zu diesen Stoffen gehören beispielsweise Vitamin C und E, β-Carotin und Polyphenole.

Daher bestrahlten die Forscher:innen die Algen zwei Wochen lang mit verschiedenen Lichtintensitäten. Bei hohen Lichtdosen enthielten die Algen im Vergleich zu natürlicher Lichtstärke schließlich mehr als die doppelte Menge an Antioxidantien, vergleichbar mit dem Gehalt dieser Stoffe in den als Superfood geltenden Kernen von Granatäpfeln. Bei extremen Lichtintensitäten bleichten die Algen dagegen aus.

„Lichteinstrahlungen als günstiges und einfaches Mittel, um den Gehalt an Antioxidantien von Algen zu steigern, haben ein großes Potenzial. Auch für andere Algen ist diese Anwendung denkbar”, meint Lara Stuthmann, Meeresbiologin am ZMT und Erstautorin der Studie.

Aquakulturen mit Kreislaufsystemen

Nach Ansicht der Autor:innen könnte man gewinnbringend Meerestrauben und andere Algen in einer integrierten Aquakultur kultivieren: Algen und Zuchttiere in einem System, das einen nachhaltigen Kreislauf zur optimalen Verwertung von Futterresten und Abfallstoffen verspricht. Aktuell testet das Leibniz-Institut eine Co-Kultivierung der Meerestraube mit Garnelen oder der Meeresschnecke Babylonia aerolata, die in einigen asiatischen Ländern als Delikatesse sehr beliebt ist.


Quelle:
Stuthmann, L.E. et al. (2022): Improving the nutritional value of edible Caulerpa lentillifera (Chlorophyta) using high light intensities. A realistic tool for sea grape farmers. In: Algal Research 66: 102785, (Juli 2022), doi: 10.1016/j.algal.2022.102785.

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Titelbild: Meerestrauben in einer Aquakultur: Reich an Antioxidantien, Proteinen und Mineralstoffen. (Bildquelle: © Lara Stuthmann / Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung)