BMBF „Think-Tank“ entwickelt interdisziplinäre Forschungsansätze in der Pflanzenforschung

11.02.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

1. BMBF-Fachforum. (Quelle: © genius)

1. BMBF-Fachforum. (Quelle: © genius)

Pflanzenforschung ist zur Hochtechnologie geworden. Denn Pflanzen sind universelle, vor allem aber nachwachsende Rohstoffe der Zukunft. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung lud am 10. und 11. Februar 2010 zum ersten Fachforum “Pflanzenforschung, Klima, Nachhaltigkeit“ nach Berlin.

Mit dem von der GABI-Geschäftsstelle und dem BioÖkonomieRat organisierten Fachforum wurden Erkenntnisse der Pflanzen-, Klima- und Nachhaltigkeitsforschung im Rahmen verschiedener Vorträge und Diskussionsrunden in einen breiten wissenschaftlichen Kontext gestellt. Gesellschaftliche Belange wurden hierbei nicht außer Acht gelassen. Aktuelle Themen wie der Klimawandel und nachhaltige Landwirtschaft wurden miteinander verknüpft und Schnittstellen zwischen diesen Spezialdisziplinen definiert. Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche und der Wirtschaft, sowie Vertreter von NGOs und Politiker betonten die Schüsselrolle der Pflanzenforschung bei der Entwicklung der globalen Agrarsysteme. Man war sich einig: Ein Innovationsschub, vergleichbar mit dem der Apollomission in den 60iger Jahren in den USA, ist heute in der Agrarforschung notwendig, die Erträge im Klimawandel zu steigern und gleichzeitig die Kriterien einer nachhaltigen Produktion zu erfüllen.

Um konsequent auf das Bevölkerungswachstum und die steigende Nachfrage der Industrie nach erneuerbaren Rohstoffen beim Aufbau einer „Grünen Wirtschaft“ zu reagieren, bedarf es nach Ansicht der Experten einer neuen Dimension  in der Pflanzenforschung. So schätze die Food and Agricultural Organisation FAO die notwendige Ertragssteigerung bis 2050 auf 50-70 Prozent. Gleichzeitig bedrohten Klimawandel, Bodenerosion und Wasserknappheit die Produktionssysteme. Der geforderte Produktivitätszuwachs in der Landwirtschaft in so kurzer Zeit ist eine historische Herausforderung.

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Podiumsdiskussion (v.l.n.r.: Prof. Dr. Andreas Graner, Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Dr. Christian Müller, Dr. Kristina Sinemus, Prof. Dr.-Ing. Martin Faulstich, Dr. Léon Broers)

Podiumsdiskussion (v.l.n.r.: Prof. Dr. Andreas Graner, Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Dr. Christian Müller, Dr. Kristina Sinemus, Prof. Dr.-Ing. Martin Faulstich, Dr. Léon Broers)

Bildquelle: © genius

Die anwesenden Forscher forderten angesichts einer solchen Herausforderung eine breite gesellschaftliche Debatte zur Technologieoffenheit. Gemeinsames Handeln bedeutet gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Vertreter von NGOs, Umweltverbänden und der Wissenschaft sahen die Intensivierung der Produktion als notwendigen Schritt, um auf weniger Agrarfläche mehr zu produzieren und dadurch den globalen Verlust an Wald- und Grünlandflächen aufzuhalten. Veränderungen im Konsumverhalten sind ebenfalls notwendig. Existierende Naturschutzgebiete und biologische Vielfalt zu erhalten und solche Flächen nicht dem zunehmenden Druck einer steigenden Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln, Industrierohstoffen oder „Grüner-Energie“ zu opfern, setzt konsequentes gemeinsames Handeln voraus.

Aus dieser gemeinsamen Verantwortung erwachse der Anspruch an eine neue Dimension der Forschung. Hauptkriterien seien neben einer prinzipiellen Technologieoffenheit ein systemübergreifendes, globales und vorausschauendes Handeln, so die Meinung der anwesenden Experten. Lokal abgestimmte Methoden und Technologien würden zum Markenzeichen einer zunehmend global vernetzten Landwirtschaft. Voraussetzung hierfür sei eine integrative Forschung, die zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft beiträgt. Benötigte Hochtechnologien in der Landwirtschaft müssten auf lokal angepassten Methoden und Technologien integrieren. Deutschland müsse sich seiner globalen Verantwortung stellen.


  • Einen weiteren Artikel zum Fachforum finden Sie in der neuen Ausgabe 1/2010 des GENOMXPRESS. Dieser steht hier zum Download zur Verfügung.

Folgende Vorträge sind als Download verfügbar:

  • Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard F. Hüttl - "Anpassung an den Klimawandel: Herausforderungen für Landnutzungs- und Pflanzenforschung" (download)
  • Dr. Andreas Kreimeyer - "Rohstoffwandel in der chemischen Industrie: Pflanzen als Basis für eine nachhaltige Chemieproduktion" (download)
  • Prof. Dr. Felix Ekardt - "Zertifizierte Produktionssysteme und andere Steuerungsansätze für Klimaschutz, Bodenschutz und Ressourcen" (download)
  • Den Abschlussbericht zum Fachforum können Sie hier downloaden.