Der Fußabdruck wird größer

Der Globale Fußabdruck hat sich vergrößert – aber weniger schnell als erwartet

16.09.2016 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Forscher haben den „Fußabdruck“, den die Menschheit auf der Erde hinterlässt, neu berechnet. (Bildquelle: © fotoduets/Fotolia.com)

Forscher haben den „Fußabdruck“, den die Menschheit auf der Erde hinterlässt, neu berechnet. (Bildquelle: © fotoduets/Fotolia.com)

Forscher berechnen den Globalen Fußabdruck neu und vergleichen ihn mit Daten von 1993.

Die Natur gerät durch menschliche Aktivitäten zunehmend unter Druck. Das ist nichts Neues. Wichtig ist vielmehr zu erkunden, wo dieser Druck zugenommen hat und wie stark. Damit beschäftigt sich eine neue Studie, die die Auswirkungen des „Globalen Fußabdrucks“ des Menschen neu berechnet hat.

Der Globale Fußabdruck

Der „Fußabdruck“, den die Menschheit auf der Erde hinterlässt, wird definiert als menschliche Tätigkeiten, die das Potential haben, der Natur nachhaltig zu schaden. Um einen Überblick über diese Tätigkeiten zu erhalten, wurde 2002 zum ersten Mal eine globale Karte veröffentlicht, auf der auf einer Datengrundlage der 1990er Jahre (größtenteils von 1993) die verschiedenen menschlichen Einflüsse weltweit einsehbar waren. So konnte erstmals eine relativ kleinräumige Übersicht über menschliche Veränderungen der Umwelt weltweit dokumentiert werden.

#####1#####
Der Vergleich der globalen Fußabdrücke von 1993 und 2009 zeigt: In dieser Zeit war die Weltbevölkerung um 23 Prozent sowie die Weltwirtschaft um 153 Prozent gestiegen, der durchschnittliche Druck menschlicher Aktivitäten nahm aber nur um 9 Prozent zu.

Der Vergleich der globalen Fußabdrücke von 1993 und 2009 zeigt: In dieser Zeit war die Weltbevölkerung um 23 Prozent sowie die Weltwirtschaft um 153 Prozent gestiegen, der durchschnittliche Druck menschlicher Aktivitäten nahm aber nur um 9 Prozent zu.

Bildquelle: © blvdone / Fotolia.com

Dieser „Human Footprint“ wurde seither in vielen wissenschaftlichen Publikationen als Datengrundlage herangezogen und diente bei der Entscheidungsfindung als wertvolle Hilfe. Auf dieser Grundlage wurde jetzt eine Neuauflage des „Human Footprint“ mit Daten aus dem Jahr 2009 entwickelt. Damit ist erstmals eine visuelle Übersicht über die zeitliche Veränderung menschlicher Einflüsse über einen Zeitraum von 16 Jahren möglich. Eine Periode in der zahlreiche Schwellenländer zu Industrienationen wurden und Länder wie China oder Indien sich zu führenden Wirtschaftsmächte entwickelten haben. Aber auch die globale Bevölkerung hat sich in dieser Zeit stark verändert. Das alles machte eine zeitliche Analyse, umso spannender und wichtiger.

Zur Erstellung der Karten wurden Daten verwendet, die sich aus einer Kombination von satellitengesteuerter Fernerkundung („top-down“) sowie Daten, die vom Boden aus gesammelt wurden („bottom-up“), ergaben. So sollten die Schwächen der Fernerkundung (das Übersehen kleinräumiger Strukturen wie zum Beispiel Straßen sowie das Verwechseln von Grasländern und Ackerland) weitgehend vermieden werden.

Stadt, Land, Fluss

Untersucht wurden acht verschiedene menschliche Einflüsse auf die Umwelt: Bebaute Flächen, Bevölkerungsdichte, Lichtverschmutzung, intensiv genutztes Acker- und Grünland, Straßen und Schienenwege sowie schiffbare Wasserwege. Je nach Einfluss auf die Umwelt bekamen die verschiedenen Einflüsse eine Bewertung: Zum Beispiel wurde bei bebauten Flächen eine Note zwischen null und zehn als höchster Wert (maximaler Einfluss) vergeben oder ein Wert zwischen null und vier für Grünland. Nimmt man die Werte der acht Kategorien zusammen, kann so eine Bewertung der gesamten menschlichen Einflussnahme (zwischen null und 50) innerhalb einer Raumeinheit ermittelt werden.

Der Abdruck wächst – aber langsam

Im Vergleich der globalen Fußabdrücke von 1993 und 2009 zeigte sich, dass in dieser Zeit die Weltbevölkerung um 23 Prozent zugenommen hatte sowie die Weltwirtschaft um 153 Prozent gestiegen war, der durchschnittliche Druck menschlicher Aktivitäten aber nur um 9 Prozent zunahm. Erfreulicherweise war besonders in westlichen Industrieländern eine Abnahme des Drucks auf die Umwelt zu beobachten. Trotzdem sind immer noch 75 Prozent der Landfläche einer starken Belastung ausgesetzt und besonders Bereiche mit hoher Biodiversität wie tropische Regenwälder sind stark gefährdet. Hier gibt es nur noch drei Prozent unbelasteter Natur weltweit. Auch Laubwälder in Westeuropa, im Osten der USA und in China sowie tropische Trockenwälder in Indien und Brasilien sind besonders stark belastet.

#####2#####
Eine der Hauptursachen für die zunehmende Belastung von natürlichen Ökosystemen sehen die Forscher in der Intensivierung der Landwirtschaft.

Eine der Hauptursachen für die zunehmende Belastung von natürlichen Ökosystemen sehen die Forscher in der Intensivierung der Landwirtschaft.

Bildquelle: © iStock.com/Meinzahn

Von den etwa 27 Prozent nahezu unberührter Natur im Jahr 1993 (etwa in den großen Wüsten Gobi oder Sahara, in der australischen Wüste oder in den tropischen Regenwäldern des Amazonas oder im Kongo) sind bis 2009 9,3 Prozent von menschlichen Aktivitäten betroffen.

Eine der Hauptursachen für die zunehmende Belastung von natürlichen Ökosystemen sehen die Forscher in der Intensivierung der Landwirtschaft. Dagegen berichten sie von einer Abnahme der Naturbelastung in Industrienationen mit hohen Urbanisierungsraten (Verstädterung als Entlastung der dadurch weniger besiedelten Landstriche) und einer effektiven Kontrolle der Korruption.

Noch viel zu tun

Die Forscher betonen, dass trotz des weniger stark angestiegenen globalen Fußabdrucks die Herausforderungen für die Menschheit, ein wirtschaftliches Wachstum ohne weitreichende Umweltzerstörung zu erreichen, immer noch enorm hoch sind. Trotzdem scheinen Maßnahmen in verschiedenen Ländern bereits zu greifen. Das hier vorgestellte Modell bietet die Möglichkeit, die Veränderungen in der Umwelt von 1993 bis 2009 weltweit nachzuvollziehen. Die so gewonnenen Daten können Nutzern helfen, relativ unberührte Bereiche zu identifizieren, ihre potentielle Gefährdung zu beurteilen und Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen. Der Datensatz kann unter Nennung der Urheber unter www.ciesin.org herunter geladen und verwendet werden.


Quellen:

  • Venter, O. et al. (2016): Sixteen years of change in the global terrestrial human footprint and implications for biodiversity conservation. In: Nature Communications 7, (23. August 2016), doi:10.1038/ncomms12558.
  • Venter, O. et al. (2016): Data descriptor: Global terrestrial human footprint maps for 1993 and 2009. In: Scientific Data 3: 160067, (23. August 2016), doi:10.1038/sdata.2016.67.

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Forscher haben den „Fußabdruck“, den die Menschheit auf der Erde hinterlässt, neu berechnet. (Bildquelle: © fotoduets/Fotolia.com)