Klein aber Oho

Ameisen helfen bei der Regenerierung des Regenwaldes

27.03.2014 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Viele Pflanzen, wie zum Beispiel das Schneeglöckchen, sind bei der Ausbreitung ihrer Samen auf die Hilfe von Ameisen angewiesen. (Bildquelle: © böhringer friedrich/ wikimedia.org/ CC BY-SA 2.5)

Viele Pflanzen, wie zum Beispiel das Schneeglöckchen, sind bei der Ausbreitung ihrer Samen auf die Hilfe von Ameisen angewiesen. (Bildquelle: © böhringer friedrich/ wikimedia.org/ CC BY-SA 2.5)

Ameisen tragen, ähnlich wie Vögel und Nagetiere, zur Verbreitung von Pflanzensamen bei. Forscher haben nachgewiesen, dass Ameisen bei der Regenerierung des Regenwaldes mithelfen.

Dass Tiere bei der Ausbreitung von Pflanzen mithelfen, ist bekannt. Der Fachbegriff dafür lautet Zoochorie. Vögel, Nagetiere, Affen, Weidetiere, Insekten und nicht zuletzt auch Ameisen sind an der Verbreitung der Samen, genau genommen den Diasporen, von Pflanzen und Pilzen beteiligt. Den Forschern ist es nun gelungen, die Ausbreitung der Diasporen durch Ameisen (Myrrmekochorie) zu belegen und ihren Nutzen am Beispiel des bolivianischen Bergregenwaldes nachzuweisen.

Der bolivianische Bergregenwald ist gefährdet

Der Bergregenwald rund um das kleine Dorf Chulumani ist in seiner Existenz bedroht. Unkontrollierte Brandrodung und der flächendeckende Anbau von Kokapflanzen setzen ihm zu, mit gefährlichen Folgen für das Ökosystem. In seiner ursprünglichen und natürlichen Gestalt existiert der Bergregenwald heute nur noch auf zwei Arealen von je 3000 Hektar, die inmitten gerodeter Waldflächen liegen, auf denen hauptsächlich nur noch Farne (Pteridium arachnoideum) und Sträucher wachsen.

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Der bolivianische Bergregenwald, auch Nebelwald genannt, ist akut bedroht. In seiner ursprünglichen Form existiert er heute nur noch auf zwei jeweils 3000 ha großen Flächen.

Der bolivianische Bergregenwald, auch Nebelwald genannt, ist akut bedroht. In seiner ursprünglichen Form existiert er heute nur noch auf zwei jeweils 3000 ha großen Flächen.

Bildquelle: © Thomas Kellner/ wikimedia.org/ CC BY-SA 3.0

Um herauszufinden, ob Ameisen dabei helfen können, zu einer Erholung des Baumbestand auf diesen Flächen beizutragen, untersuchten die Forscher die Ausbreitung einer häufig vorkommenden Baumart, des Clusia-Baumes (Clusia trochiformis). Für die Verbreitung der Clusiasamen sind in erster Linie Vögel zuständig (Ornithochorie), wie zum Beispiel die Zwergdrossel (Catharus ustulatus) oder der Yungaspipra (Chiroxiphia boliviana), die es auf den roten lipidhaltigen Samenmantel (Arillus) der Clusiasamen abgesehen haben.

Ameisen fördern die Verbreitung und Keimung von Clusiasamen

Die Forscher platzierten an verschiedenen Standorten im Bergenregenwald und außerhalb, auf den gerodeten Waldflächen, Depots mit Clusiasamen. Um ausschließen zu können, dass die Samen nicht alle von kleinen Nagetieren gefressen werden, wurde die Hälfte aller Depots umzäunt, so dass nur Ameisen Zugang zu den Samen hatten. Die Forscher beobachteten anschließend, dass fast die Hälfte der Samen aus diesen Depots durch Ameisen entnommen wurden.

Auch bei den frei zugänglichen Depots vermuteten sie, dass die kleinen Helfer am Werk waren. Um  genauer bestimmen zu können, ob Ameisen tatsächlich zur Verbreitung des Clusia-Baumes beitragen, untersuchten die Forscher außerdem, ob die gefunden Samen nach einem Monat gekeimt waren. In diesem Zusammenhang war der positive Effekt an den Standorten innerhalb des Bergregenwaldes aufgrund der besseren Keimbedingungen höher, als am Waldrand und auf den gerodeten Flächen. Die Forscher führten diese Beobachtung darauf zurück, dass Clusiasamen vor allem Feuchtigkeit brauchen. Im Gegensatz zu anderen Samentypen trocknen sie nicht auf der Mutterpflanze aus, sondern fallen in gequollenem Zustand auf den Boden. Trocknen sie aus, sterben die Samen ab.

Die Forscher fanden den Großteil der Samen, die aus den für Ameisen zugänglichen Depots inmitten des bolivianischen Nebelwaldes entstammten, häufig unter der Lauboberfläche wieder, wo sie nicht so schnell austrockneten und gute Keimbedingungen vorfanden. Rund 20 Prozent der Samen transportierten die Ameisen in ihre Nester, in denen ebenfalls ein günstiges Mikroklima für die Clusiasamen herrscht.

Ameisen erfüllen eine wichtige Ökosystemfunktion

Insgesamt konnte im Rahmen der Studie ein positiver Effekt der Ameisen auf die Verbreitung der Samen, deren Keimung und das Wachstum von Jungpflanzen beobachtet werden. Gleichzeitig beugten die Ameisen auch dem Samenfraß durch Nagetiere vor, indem sie die Samen in ihre Nester transportierten. Die Forscher beobachteten außerdem, dass die Wahrscheinlichkeit der Keimung stieg, je weiter die Clusiasamen voneinander entfernt waren. Alles in allem ist es im Rahmen der Studie gelungen, die  Ökosystemfunktion der Ameise zu unterstreichen und nachzuweisen, dass die kleinen Helfer tatsächlich in der Lage sind, einen Beitrag zur Regenerierung des bolivianischen Bergregenwaldes zu leisten.


Quelle:

Schleuning, S. C. et al. (2014): Secondary dispersal by ants pro-motes forest regeneration after deforestation. In: Journal of Ecology, (18. März 2014), doi:10.1111/1365-2745.12226

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Titelbild: Viele Pflanzen, wie zum Beispiel das Schneeglöckchen, sind bei der Ausbreitung ihrer Samen auf die Hilfe von Ameisen angewiesen. (Bildquelle: © böhringer friedrich/ wikimedia.org/ CC BY-SA 2.5)