Nachlese Rio 20

26.06.2012 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Der Nachhaltigkeitsgipfel in Rio: ein Fazit (Quelle: © iStockphoto.com/ AlexMax)

Der Nachhaltigkeitsgipfel in Rio: ein Fazit (Quelle: © iStockphoto.com/ AlexMax)

Der Nachhaltigkeitsgipfel in Rio de Janeiro (20. bis 22. Juni 12) scheint gescheitert, auch wenn die Politiker die Ergebnisse loben. Trotzdem setzt Rio 20 wichtige Impulse.

Kaum hatte der Nachhaltigkeitsgipfel in Rio begonnen, da war er auch schon wieder vorbei. Großartig aufgefallen ist er nicht. Grund: Das Abschlussdokument war bereits zu Beginn der Konferenz schon soweit fertig, dass die eigens angereisten Staats- und Regierungschefs nicht mehr viel zu verhandeln hatten. Einziger Aufreger: Die Unverbindlichkeit des Dokuments sorgte vor allem bei den Nicht-Regierungs-Organisationen für Empörung.

Das steht drin

Das Abschlussdokument „Die Zukunft, die wir wollen“ enthält auf gut 50 Seiten 283 Paragraphen, die die Probleme der Gegenwart und Zukunft langfristig lösen sollen. Wichtige Punkte sind:

  • Die Bekämpfung der Armut ist das vordringlichste Ziel unserer Zeit.
  • Es soll für alle Menschen der Zugang zu Energie aus einem geeigneten, nicht näher erklärten Energiemix sichergestellt werden.
  • Das UN-Umweltprogramm UNEP soll gestärkt werden. Die Kommission für nachhaltige Entwicklung soll ebenfalls aufgewertet werden.
  • Die Green Economy wird als wichtiges Werkzeug gesehen, ihre Umsetzung bleibt allerdings jedem Staat selbst überlassen.
  • Es sollen konkrete Nachhaltigkeitsziele erarbeitet werden, die Vorgaben für ein nachhaltiges Wachstum machen.
  • Die Bedeutung der Ökosysteme auf hoher See wird anerkannt ebenso wie die Notwendigkeit ihres Schutzes und ihrer nachhaltigen Nutzung.

Was wurde versäumt?

Hauptkritikpunkt sind die fehlenden Verbindlichkeiten. Es werden weder Zeiträume genannt noch klar definierte Ziele formuliert. Beispiel: Statt der Forderung nach einem Stopp für Subventionen fossiler Brennstoffe gab es am Ende die Formulierung der „Anreize für effiziente Energienutzung“. Konkrete Zusagen wie die Einrichtung von Schutzzonen auf hoher See zum Erhalt der Meeresökosysteme gab es ebenso wenig wie ein klares Signal gegen die fortschreitende Entwaldung oder die Einrichtung eines Nachhaltigkeitsfonds, aus dem die Entwicklungsländer Gelder für die Etablierung einer grünen Wirtschaft beziehen können. Statt dessen wird auf weitere Konferenzen verwiesen, die Ziele erarbeiten sollen oder es werden bereits 1992 beschlossene Ziele erneut bekräftigt.

Es gibt auch Gutes

Damit bleibt mal wieder alles beim Alten. Doch trotz aller Kritik gehen von Rio 20 wichtige Impulse aus: So ist der Begriff der Green Economy in den letzten Tagen endgültig in der Weltöffentlichkeit angekommen. Es wird zum ersten Mal offiziell anerkannt, dass die Weltwirtschaft zu einer Ökonomie umgebaut werden muss, in der so mit den Ressourcen umgegangen wird, dass sie erhalten und langfristig nutzbar bleiben. Das heißt: Umweltzerstörung bei der Herstellung eines Produktes muss einen Preis bekommen, der sich in der Kalkulation wiederfindet.

Ebenso darf ein steigender Bedarf an Lebensmitteln nicht nur durch ein stetiges Mehr an Produktion und damit Ressourcennutzung beantwortet werden, sondern auch durch eine durchdachte Produktionskette, in der Einbußen durch schlechte Lagerung und Transport minimiert werden. Verluste durch Parasiten müssen eingegrenzt werden, ebenso wie gleichbleibende Erträge bei möglichst geringem Ressourceneinsatz erreicht werden müssen. Diese Anreize müssen jetzt aufgenommen und umgesetzt werden. Ein besonderes Gewicht fällt dabei der Pflanzenforschung zu. Deutschland hat hier bereits mit der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ einen Startpunkt gesetzt. Sie eröffnet Möglichkeiten bei der Forschung und Entwicklung von bio-basierten Technologien sowie in der Pflanzenforschung und der Entwicklung neuer Sorten, die den zukünftigen Herausforderungen wie Klimawandel und Überbevölkerung gerecht werden.

Dann könnten bei der nächsten Konferenz in 20 Jahren vielleicht schon die ersten echten Ergebnisse präsentiert werden.