Nur die gesündesten Erdbeeren züchten

08.03.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Prof. Dr. Wilfried Schwab  erforscht Erdbeeren. Er ist Projektkoordinator des GABI-Projekts FraGenomic (Quelle: © Prof. Schwab).

Prof. Dr. Wilfried Schwab erforscht Erdbeeren. Er ist Projektkoordinator des GABI-Projekts FraGenomic (Quelle: © Prof. Schwab).

Prof. Dr. Wilfried Schwab erforscht Erdbeeren. Sein Team vom Fachgebiet Biomolekulare Lebensmitteltechnologie der Technischen Universität in München will Erdbeeren noch gesünder machen. Pflanzenforschung.de sprach mit dem Projektkoordinator des GABI-Projekts "FraGenomic":

Ziel des Forschungsprojektes ist es, in einem optimierten Züchtungsprogramm neue Erdbeersorten mit hohen Gehalten an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen zu züchten. Eine Vorstellung des Projekts finden Sie hier.

Pflanzenforschung.de: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem FraGenomic-Projekt?

Prof. Schwab: Wir arbeiten in diesem Projekt mit Wissenschaftlern aus Frankreich und Spanien, aber auch mit Züchtern zusammen. Diese Züchter haben Kreuzungen zwischen verschiedenen Erdbeersorten durchgeführt mit dem Ziel, Pflanzen mit einem hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen, den sogenannten Polyphenolen zu erhalten.

Pflanzenforschung.de: Worin besteht Ihre Aufgabe?

Prof. Schwab: Die Züchter haben uns verschiedene Nachkommen zukommen lassen, die von uns nun genetisch, biochemisch und analytisch untersucht werden sollen. Dabei prüfen wir zum einen, welche Sorten besonders hohe Gehalte an Polyphenolen enthalten. Zum anderen untersuchen wir, welche Gene in diesen Pflanzen an- bzw. ausgeschaltet sind. Wichtig für uns ist es zu prüfen, ob die Korrelation zwischen hoher Genexpression und einer großen Menge an sekundärem Pflanzenstoff stimmt. Denn so einfach funktioniert der Stoffwechsel nicht immer.

Pflanzenforschung.de: So eine Korrelation hört sich logisch an. Warum sollte sie nicht stimmen?

Prof. Schwab: Sie müssen sich den Stoffwechsel als Netzwerk vorstellen. Sobald sie an einer Stelle etwas verändern, verschieben Sie auch die Konzentrationen anderer Stoffwechselprodukte oder manchmal auch ganzer Stoffwechselwege. Unser Ziel ist es, die Regulationsmechanismen an den kritischen Stellen zu verstehen.

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Walderdbeere und der Kulturerdbeere haben gemeinsame Vorfahren, daher gibt es Gemeinsamkeiten im Genom der beiden Arten.

Walderdbeere und der Kulturerdbeere haben gemeinsame Vorfahren, daher gibt es Gemeinsamkeiten im Genom der beiden Arten.

Bildquelle: © Hedwig Storch/wikimedia.org; CC BY-SA 3.0

Pflanzenforschung.de: Ist die vollständige Genomsequenz der Erdbeere denn bereits bekannt?

Prof. Schwab: Ein amerikanisches Forscherteam arbeitet gerade daran. Die Daten werden voraussichtlich in diesem Jahr veröffentlicht werden. Allerdings haben die Wissenschaftler nur das diploide Genom der Walderdbeere sequenziert. Unsere Kulturerdbeere ist oktaploid, hat also einen achtfachen Chromosomensatz. Da die beiden Erdbeerenarten aber gemeinsame Vorfahren haben, gibt es Gemeinsamkeiten im Genom der Walderdbeere und der Kulturerdbeere weshalb die Daten für uns von großem Nutzen sind. 

Pflanzenforschung.de: Werden die gezüchteten Erdbeeren mit der großen Menge an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen denn gentechnisch verändert sein?

Prof. Schwab: Nein. Die Erdbeeren werden weiterhin auf konventionelle Art und Weise gezüchtet werden. In Zukunft wird man aber dank unserer genetischen Untersuchungen und Erkenntnisse bereits bei der Jungpflanze feststellen können, ob sie die gewünschten genetischen Eigenschaften enthält. Bisher muss man noch eine ganze Generation abwarten, bis die Pflanze Früchte gebildet hat, die man dann untersuchen kann.

Pflanzenforschung.de: Vielen Dank für das Gespräch!


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