Wissenschaftler wollen Erdbeere noch gesünder machen

08.03.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Erdbeeren. (Quelle: © Hedwig Storch/wikimedia.org; CC BY-SA 3.0)

Erdbeeren. (Quelle: © Hedwig Storch/wikimedia.org; CC BY-SA 3.0)

Erdbeeren enthalten von Natur aus zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe, von denen gesundheitsfördernde Eigenschaften ausgehen sollen. Wissenschaftler der TU München versuchen nun, die Züchtungen für besonders wertvolle Erdbeersorten zu beschleunigen.

Die Deutschen lieben Erdbeeren. Laut Angaben des statistischen Bundesamtes hat der Erdbeerverzehr in Deutschland seit 1997 stetig zugenommen. Allein im Jahr 2007 verspeisten die Deutschen 235.000 Tonnen der süßen Früchtchen – 154.000 Tonnen davon stammten aus eigenem Anbau, 81.000 Tonnen wurden größtenteils von den Hauptlieferländern Spanien, Italien und Polen importiert.

Erdbeeren sind nicht nur lecker, sondern auch gesund

Erdbeeren schmecken nicht nur gut, sie enthalten auch zahlreiche so genannte sekundäre Pflanzenstoffe, die das Risiko für chronische Leiden wie Krebs, herz- und neurodegenerative Krankheiten reduzieren können. Erdbeeren enthalten vor allem phenolische Substanzen, die auf den menschlichen Organismus stark antioxidativ, antikanzerogen, antiatherosklerotisch und antineurodegenerativ wirken. Sekundäre Pflanzenstoffe finden oft im naturheilkundlichen Bereich Anwendung und werden dort auch als Phytamine bezeichnet. 

Sekundäre Pflanzenstoffe sind vielseitige Helfer im Reich der Pflanzen

Sekundäre Pflanzenstoffe werden nur in speziellen Zelltypen, oft zeitlich und räumlich begrenzt und meistens von Umgebungsbedingungen abhängig hergestellt, haben aber trotzdem eine Bedeutung für die ganze Pflanze. Früher nahm man an, dass es sich bei diesen Stoffen lediglich um unnütze oder toxische Stoffwechselneben- oder Endprodukte des primären Metabolismus handelte. Heute schreibt man den sekundären Pflanzeninhaltsstoffen wichtige ökologische Aufgaben zu. Wissenschaftler vermuten, dass sich pflanzliche Sekundärstoffe als Folge einer intensiven Interaktion zwischen Pflanzen und ihrer Umwelt entwickelt haben. Viele dieser Sekundärstoffe dienen der Pflanze als effektive chemische Abwehrstoffe gegen Fressfeinde und Krankheitserreger. Andererseits locken Sekundärmetabolite als Farb- und Aromastoffe pollenverbreitende Insekten und samenverbreitende Früchtefresser an. Manchen Pflanzen dienen diese hilfreichen Stoffe aber auch als Schutz von UV-Strahlung und Starklicht, anderen als Verdunstungsschutz oder zur mechanischen Festigung. 

Sekundäre Pflanzenstoffe können auch gefährlich sein

Zahlreiche Verteidigungsstoffe sind selbst für die Pflanzen so giftig, dass sie sich vor ihnen schützen müssen. So häufen sie diese Stoffe nur in bestimmten Zellen oder Geweben und verschließen sie dort in Vakuolen, Haaren oder Schuppen. Ihre Freisetzung erfolgt erst, wenn das pflanzliche Gewebe zerstört wird. Eine andere Methode der Selbstzerstörung zu entgehen, ist die Bildung von nichttoxischen Vorstufen und dazu passenden Enzymsystemen. Erst wenn sich die einzelnen Kompartimente durch Verletzung auflösen, kommen die Enzyme mit den Substanzen in Berührung und bilden die eigentlichen giftigen Abwehrstoffe. Viele sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe sind auch für den Menschen giftig. Zu diesen natürlich vorkommenden Giftstoffen zählt zum Beispiel das Alkaloid Nicotin. Manche dieser natürlichen Gifte macht sich der Mensch auch pharmakologisch zu Nutze, wie z.B. das Gift der Tollkirsche Atropin, die Alkaloide des Schlafmohns (Morphin, Codein, Papaverin, Noscapin) oder die Diterpenoide aus Eibenarten.

Sekundäre Pflanzenstoffe in der Erdbeere als Forschungsobjekt

Wissenschaftler der Technischen Universität München befassen sich ausführlich mit den für den Menschen so wertvollen Inhaltsstoffen von Erdbeeren. Ziel ihres Forschungsprojektes ist es, in einem optimierten Züchtungsprogramm neue Erdbeersorten mit hohen Gehalten an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen zu züchten. Dazu müssen sie zunächst das Verständnis über die genetische Kontrolle von Merkmalen, die die Bildung wertvoller pflanzlicher Nahrungsmittelbestandteile beeinflussen, vertiefen. In umfangreichen Versuchen wollen sie molekulare Marker finden, die bei den Züchtungsprogrammen die Selektion der gewünschten Erdbeeren erleichtern können.


Anregungen zum Weiterlesen:

  • Ein Interview mit dem Projektkoordinator von FraGENOMIC finden Sie hier: Nur die gesündesten Erdbeeren züchten
  • Einen weiteren Artikel "Gesunde Früchtchen - KBBE – Genetische Genomik zur Verbesserung der ernährungsphysiologischen Qualität der Erdbeerfrucht" finden Sie in der neuen Ausgabe 2/2010 des GENOMXPRESS. Dieser steht hier als Download zur Verfügung.
  • Eine Pressemeldung der TU München zum Projekt vom 17. September 2010 finden Sie hier.
  • Weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie hier: FraGENOMIC.