It’s teatime!

Genanalysen bereiten den Weg für noch gesündere Teesorten

12.08.2020 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Neue Erkenntnisse aus der Genomforschung könnten zur Züchtung von

Neue Erkenntnisse aus der Genomforschung könnten zur Züchtung von "Super-Tees" führen. (Bildquelle: © iStock.com/Shaiith)

Tee ist nicht nur wegen seines Geschmacks beliebt, sondern auch wegen seiner gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffe wie den Flavonoiden. Ein chinesisch-deutsches Forscherteam hat nun die Genome von über 200 Teesorten genetisch verglichen. Es ging dabei um die Frage, welche natürlichen Inhaltsstoffe für den Geschmack und die gesundheitsfördernden Eigenschaften verantwortlich sind. Das könnte der Schlüssel für die Züchtung von „Super-Tees“ sein.

Tee gehört zu den beliebtesten Getränken weltweit. Der Konsum lag 2018 bei über 270 Milliarden Liter, Tendenz steigend. Um dem Geheimnis seines Geschmacks und seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften auf die Spur zu kommen, haben Forschende der Huazhong Agricultural University of Wuhan (China), des Forschungszentrums Jülich, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie Potsdam-Golm (MPI-MP) mehr als 200 verschiedene Teesorten genetisch untersucht und auch das Genom eines alten Teebaums sequenziert.

Die WissenschaftlerInnen suchten dabei nach Genvarianten, die für die Biosynthese sekundärer Pflanzenstoffe, den Flavonoiden, verantwortlich sind. Sie gelten als gesundheitsförderlich. Dazu zählen auch sogenannte Catechine – Bitterstoffe in Pflanzen, denen eine antioxidative, blutdrucksenkende und antivirale Wirkung nachgesagt wird.

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Frisch gepflückter Tee: Das chinesisch-deutsche Forscherteam analysierte mehr als 200 verschiedene Sorten und identifizierte ihre Genvarianten.

Frisch gepflückter Tee: Das chinesisch-deutsche Forscherteam analysierte mehr als 200 verschiedene Sorten und identifizierte ihre Genvarianten.

Bildquelle: © Weiwei Wen / Huazhong Agricultural University

Studie enthüllt auch die Züchtungshistorie von Tee

„Aus meiner Sicht ist es höchst interessant zu sehen, welche natürliche Vielfalt es an Flavonoiden gibt. Es ist toll, dass wir die molekularen Grundlagen für einen Teil dieser Stoffe nun identifizieren konnten“, erklärt Professor Allisdair Fernie vom MPI-MP Potsdam-Golm.

Dies gelang dem Forschungsteam mithilfe von genomweiten Assoziationsstudien (GWAS), an denen auch Professor Björn Usadel vom Forschungszentrum Jülich beteiligt war. „Die Erkenntnisse der Studie liefern eine Einsicht in die Züchtungshistorie von Tee und gute Hinweise für die Entwicklung optimierter, also noch gesundheitsförderlicherer Sorten“, so der Bioinformatiker. Denn im Gegensatz zu anderen Nutzpflanzen sei bei der Züchtung von Teesorten bisher kaum auf die dafür verantwortlichen Inhaltsstoffe geachtet worden.

Neue Sorten: Weniger Coffein – mehr Catechin

Die Frage liegt nahe, ob der Tee, den wir täglich trinken, also gar nicht so gesund ist wie wir glauben? Usadel ist überzeugt, dass dies von der einzelnen Teesorte abhänge. Die Analysen zeigten, dass sich auch in einigen modernen Sorten hohe Mengen an Catechin befinden. Dieses Wissen könne man nun bei der Züchtung gezielt einsetzen und stärker nach gesundheitsförderlichen Stoffen selektieren. Fernie ergänzt: „Tee ist generell ein sehr gesundes Getränk. Die Verbesserung hinsichtlich des Gesundheitsvorteils ist aber immer möglich, beispielsweise in Sachen Coffein. Viele Menschen, vor allem werdende Mütter, verzichten darauf. Man könnte daher Teesorten züchten, die kaum Coffein und dafür mehr Catechin enthalten.“

Auch die Pflanzen sollen profitieren

Fernie kann sich sogar vorstellen, dass sich sozusagen ein „Super-Tee“ entwickeln ließe, dessen Eigenschaften auch der Pflanze selbst zugutekommen würden: „Ein häufiger Verlust bei der Domestikation von Pflanzen ist die Stressresistenz, welche auf den Verlust von sekundären Pflanzenstoffen zurückzuführen ist.“

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Teeplantage auf Sri Lanka: Nicht nur der Mensch, auch die Pflanzen selbst könnten von neuen Eigenschaften profitieren.

Teeplantage auf Sri Lanka: Nicht nur der Mensch, auch die Pflanzen selbst könnten von neuen Eigenschaften profitieren.

Bildquelle: © Pflanzenforschung.de/Parzych

Das ultimative Ziel sei es also eine Teesorte zu züchten, die mehr sekundäre Pflanzenstoffe enthält, die ihr dadurch eine höhere Stressresistenz verleihen und gleichzeitig auch für uns Menschen gesundheitsförderlich und nicht toxisch sind.

Doch nicht nur Teepflanzen und Tee-Liebhaber sollen von den neuen Erkenntnissen profitieren. Die sekundären Pflanzenstoffe von Tee lassen sich wohlmöglich auch an anderer Stelle für unsere Gesundheit nutzen: Ein Ansatz in der Forschung beschäftige sich beispielsweise damit, Grüntee-Extrakte für die Deaktivierung von Lebendimpfstoffe zu nutzen, so Usadel.

Mehr Forschung ist notwendig

Trotz aller Euphorie – die Entwicklung von gesundheitsförderlichen „Super-Tees“ steht noch ganz am Anfang. Denn bisher gibt es kaum Studien, die die positive physiologische Wirkung von bestimmten sekundären Pflanzenstoffen systematisch und belastbar untersucht haben. „Ich hoffe, dass wir in fünf Jahren diese Zusammenhänge für gesündere Teesorten besser verstehen. Es ist wichtig, dass allgemein erkannt wird, dass an dieser Stelle erheblich mehr investiert werden muss“, unterstreicht Fernie. Denn eine gesündere Ernährung sei sicherlich einer der besten Ansätze, um gegen die chronischen Krankheiten der immer älter werdenden Bevölkerung anzugehen.


Quelle:
Zhang, W. et al. (2020): Genome assembly of wild tea tree DASZ reveals pedigree and selection history of tea varieties. In: Nature communications, (24. Juli 2020), doi:  10.1038/s41467-020-17498-6.

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Titelbild: Neue Erkenntnisse aus der Genomforschung könnten zur Züchtung von "Super-Tees" führen. (Bildquelle: © iStock.com/Shaiith)