Weihnachtsspezial: Bittere Harze für den Duft von Weihnachten

08.12.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Weihrauch wird in der christlichen Tradition bei der Messe angezündet (Quelle: © iStockphoto/ Sergey Lavrentev)

Weihrauch wird in der christlichen Tradition bei der Messe angezündet (Quelle: © iStockphoto/ Sergey Lavrentev)

Die ersten Weihnachtsgeschenke waren Gold, Weihrauch und Myrrhe. Sie begründen eine lange Tradition des Schenkens zum Weihnachtsfest. Lägen die wertvollen Gaben der Heiligen Drei Könige heute unter dem Tannenbaum, wüssten viele wohl kaum, was sie in den Händen halten.

Goldenen Schmuck bekommen nur wenige Glückliche zu Weihnachten, aber bei Weihrauch und Myrrhe kann sich so mancher wahrscheinlich nur schwer vorstellen, was überhaupt gemeint ist. Ein Gewürz? Etwas wie Ambrosianektar? Man kann sich nur mit Mühe ausdenken, warum ein Gewürz ein passendes Geschenk für einen Neugeborenen sein sollte. Auch Weihrauch und Myrrhe sind nach heutigen Vorstellungen wohl kaum kindgerecht. Der Wert und Symbolcharakter der beiden pflanzlichen Produkte macht sie aber zu würdigen Geschenken, die zu Zeiten der Geburt Jesu so wertvoll waren, dass sie mit Gold aufgewogen wurden und wichtige Handelsrouten begründeten. 

Gewonnen werden die beiden Substanzen aus Baumharz der tropischen Balsambaumgewächse (Burseraceae). Myrrhe ist ein bitterer, duftender Saft, der aus der Rinde der Balsambaumart Commiphora myrrha sickert. Dazu werden die im orientalischen Raum, um das Horn von Afrika, in Indien und Madagaskar heimischen Bäume gezielt angeritzt. Die Harzernte beginnt im Frühjahr und erbringt in den folgenden Monaten ein qualitativ immer hochwertigeres Ernteprodukt. Jeder Baum kann je nach Alter, Größe und Zustand einen Ertrag von drei bis zehn Kilogramm erbringen. Beim Trocknen kristallisiert das Harz in Form durchsichtiger Körner von weißlicher bis roter Farbe, die beim Verbrennen Duft erzeugen und als Räucherwerk dienen. Man vermutet, dass der Name der Myrrhe sich ursprünglich aus den semitischen Sprachen herleiten lässt. Murr bedeutet „bitter“ auf Arabisch.

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Die Baumharze der Weihrauch- und Myrrhepflanze.

Die Baumharze der Weihrauch- und Myrrhepflanze.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ martin painhart

Das Wort Weihrauch dagegen kommt von dem Althochdeutschen wîhrouch für „heiliges Räucherwerk“. Traditionell wird der Harz der Gattung Boswellia in zeremoniellen Kontexten verwendet. Schon die alten Israeliten verbrannten Weihrauch in ihren Tempeln, später blieb er ein Zeichen der Könige und Herrscher. Erst mit dem christenfreundlichen römischen Kaiser Konstantin hielt der Weihrauch auch Einzug in die christliche Kirchentradition. Heute wird er vor allem in der katholischen und orthodoxen Kirche verwendet, auch in Afrika und Indien ist er Teil religiöser Feiern. Seit der Reformation schafften protestantische Konfessionen den Brauch des „Beweihräucherns“ größtenteils ab, da der sinnliche Zugang zur Religion wie über die schwach berauschende Wirkung des Duftharzes kritisiert wurde. 

Die Baumharze wurden jedoch nicht nur als duftendes Räucherwerk verwendet. Myrrhe war bekannt für seine pharmakologische Anwendung. Im alten Ägypten nutzte man bereits vor 3000 Jahren Myrrhe zur Einbalsamierung, um Leichen wohlhabender und bedeutender Persönlichkeiten vor der Verwesung zu schützen. Auch heute hat Myrrhe noch einen Platz in der Parfümherstellung und in der Pflanzenheilkunde aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung. Symbolisch deutet das Myrrhegeschenk einerseits auf Jesus als „Heiland“, andererseits betont es die Verletzlichkeit des menschlichen Gottessohnes. Der Weihrauchharz, auch Olibanum genannt, zeigt die königliche Natur des Neugeborenen. Wenn am Heiligen Abend also kleine farbige Kristalle unter dem Tannenbaum liegen, sind es vielleicht ganz besondere Geschenke, die uns angesteckt im Räuchermännchen den echten Duft von Weihnachten bringen. Frohes Fest wünscht die Redaktion von Pflanzenforschung.de!