Weihnachtsspezial: Exoten brachten die Würze

08.12.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Gewürze galten früher als Zeichen von Wohlstand (Quelle: © Jan Wattjes / pixelio.de)

Gewürze galten früher als Zeichen von Wohlstand (Quelle: © Jan Wattjes / pixelio.de)

„Knusper, knusper, knäuschen...“ in dem berühmten Märchen Hänsel und Gretel stellt das Lebkuchenhaus eine unwiderstehliche Verlockung dar. Exotische Gewürze verleihen Speisen ihren aromatischen Geruch und Geschmack, außerdem können sie heilende Wirkungen haben.

Vielleicht fing mit den Gewürzen die erste Globalisierung an. Muskatnuss und Gewürznelken wuchsen ursprünglich nur auf den Molukken, einer indonesischen Inselgruppe im Indischen Ozean. Vanille war eine mexikanische Schlingpflanze. Besonders in der Weihnachtszeit benutzen wir Gewürze heute ganz selbstverständlich für Lebkuchen und Glühwein. Früher war ihr Besitz ein Zeichen von bedeutendem Wohlstand. Der Gewürzhandel brachte großen Reichtum, der besonders nach dem Beginn der europäischen Kolonialisierung allerdings kaum noch in die exotischen Herkunftsländer floss. Heute werden viele Gewürzpflanzen in neuen Anbaugebieten kultiviert: So kam Kardamon ursprünglich aus Sri Lanka und wird heute hauptsächlich in Guatemala angepflanzt. Während er in Europa gerne als besondere Zutat für die Weihnachtsbäckerei verwendet wird, gibt er im arabischen Raum dem Kaffee eine besondere Note, ein echter global player.

Allgemein sind Gewürze getrocknete Pflanzenprodukte mit aromawirksamen Stoffen, die häufig gemahlen werden, um die Intensität zu steigern. Dabei wirken die Aromen besonders als Geruchsreize, da z.B. ätherische Öle und Terpene flüchtige Substanzen sind, die sich in der Luft anreichern. Dann duftet es für uns nach Weihnachten.

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Die Gewürze machen Lebkuchen zu einem Geschmackserlebnis.

Die Gewürze machen Lebkuchen zu einem Geschmackserlebnis.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ matka_Wariatka

Je nach Gewürzpflanze werden ganz unterschiedliche Pflanzenteile für die Gewürzherstellung verwendet: Bei Ingwer wird das Rhizom geerntet, die Knollen gehören mit zum Spross der Pflanze und befinden sich am Übergang zu den Wurzeln. Zimt dagegen wird aus der Rinde junger Stämme verschiedener Arten der Cinnamomum-Bäume gewonnen. Die Blüten sind der aromaintensive Teil der Gewürznelke. Die bei uns heimischen Nelken duften zwar manchmal ähnlich, gehören jedoch zu einer anderen Pflanzenfamilie und eigenen sich nicht als Gewürze. Die meisten Gewürze werden aus den Früchten und Samen von Pflanzen gewonnen: Kardamom, Pfeffer, Piment, Vanille, Anis, Koriander. Anders als bei der heimischen Haselnuss wächst die Muskatnuss ähnlich einer Aprikose in einer fleischigen Hülle heran.

Seit jeher werden Gewürze aber nicht nur zur Verfeinerung von Speisen und Getränken verwendet, sondern auch gezielt als Arzneien eingesetzt. Viele Kräuter wirken mildernd auf Erkältungsbeschwerden oder unterstützen den Heilungsprozess von Entzündungen. Oft fangen sie entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers ab und hemmen somit die häufig schmerzhaften Reaktionen. Wichtige Entzündungssignale liefern unter anderem Interleukine, deren Regulation besonders bei chronischen Krankheiten wie Rheuma und Asthma Probleme verursachen.

Also kann das Naschen am Lebkuchenhaus auch gesund sein!

Ein Rezept für Lebkuchen:

500g Weizenmehl
150g gemahlene Mandeln
150g Butter oder Margarine
1,5g Pottasche
225g Zucker
250g Honig
Rosenwasser
4g Zimt
4g gemahlene Nelken
2g Kardamom
2g Piment
2g gemahlenen Ingwer
2g gemahlene Muskatnuss
Schale einer ungespritzten Zitrone

Honig und Zucker werden in einem Topf erhitzt, während das Mehl mit den Gewürzen und der Pottasche vermischt wird. Die Honig-Zucker-Mischung zur Mehlmischung mit der Butter hinzufügen, den Topf mit Rosenwasser ausspülen und alles zu einem Teig kneten. Nachdem er über Nacht im Kühlschrank geruht hat, kann man den Teig ausrollen und ausstechen. Schließlich werden die Lebkuchen bei 180°C ca. 10 Minuten gebacken.


Weihnachtsspezial auf Pflanzenforschung.de:

mehr im Internet: 

Mueller, M. et al. (2010): Anti-inflammatory activity of extracts from fruits, herbs and spices. In: Food Chemistry, Ausgabe 122 / 4, Pages 987-996, (15 Oktober 2010), doi:10.1016/j.foodchem.2010.03.041 (link).

Titelbild: Gewürze galten früher als Zeichen von Wohlstand (Quelle: © Jan Wattjes / pixelio.de)