Weihnachtsspezial: Am Weihnachtsbaume... eine Gurke?

08.12.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Klassischer Weihnachtsschmuck, oder gibt es dieses Jahr z.B. eine Gurke? (Quelle: © Andreas Hermsdorf / pixelio.de)

Klassischer Weihnachtsschmuck, oder gibt es dieses Jahr z.B. eine Gurke? (Quelle: © Andreas Hermsdorf / pixelio.de)

Das klassische Weihnachtssymbol von Heute war Damals ein Zaubermittel gegen böse Geister. Aber noch immer gibt es skurrile Geschichten und Theorien rund um das Immergrün in der Weihnachtsstube und wie man es länger frisch hält.

Tief in den dunkelgrünen Zweigen des duftenden Tannenbaumes verborgen, baumelt sie: die Weihnachtsgurke. Aus grünem Glas geblasen ist sie zwischen den Nadeln schwer auszumachen. Das Kind, das sie zuerst entdeckt, darf sich über ein zusätzliches Geschenk freuen. So geht ein alter deutscher Brauch, heißt es zumindest in den USA.

Hierzulande ist der Weihnachtsbaum zwar nur selten mit einer Gurke geschmückt, dafür je nach Region und Tradition mit echten Kerzen oder Lichterketten, mit gebasteltem Papierschmuck, Strohsternen, Holzfiguren, Glaswaren, Lebkuchen und Süßigkeiten, wie früher mit Äpfeln und vergoldeten Nüssen oder seit schon über 100 Jahren mit Lametta.

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Seit dem 19. Jahrhundert ist der Weihnachtsbaum in ganz Deutschland fester Bestandteil des Festes.

Seit dem 19. Jahrhundert ist der Weihnachtsbaum in ganz Deutschland fester Bestandteil des Festes.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ Matthew Snider

Der Weihnachtsbaum steht heute weltweit als ein Symbol für Weihnachten. Begonnen hat die Tradition als germanisches Geisterritual: Die Germanen verehrten die Natur und glaubten, jedem lebendigen Wesen wohne ein Geist inne. Die Bäume beherbergten Schutzgeister und so holte man sich im Winter Zweige immergrüner Nadelbäume ins Haus, um böse Geister, Hexen, Dämonen, Blitze und Krankheiten zu vertreiben. Später stand das Grün symbolisch für Lebenskraft und die Hoffnung auf den Frühling. Im Mittelalter schmückten die Zünfte Bäume mit Äpfeln, Nüssen und buntem Papier. Im 17. Jahrhundert waren die ersten Kirchen mit Christbäumen geschmückt.

Als beliebter Festtagsbrauch fand der Weihnachtsbaum auch schon früh Eingang in die deutsche Literatur, wenn Johann Wolfgang von Goethe 1774 schrieb, dass Werther schwärmte, wie „die unerwartete Öffnung der Tür und die Erscheinung eines aufgeputzten Baumes mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln in paradiesische Entzückung setzte.”

Seit dem 19. Jahrhundert ist der Weihnachtsbaum in ganz Deutschland fester Bestandteil des Festes. Er  bewies sich sogar als regelrechter Exportschlager, so dass heute in Anlehnung an den deutschen Brauch sogar in Australien Kiefern in Plantagen für den Weihnachtsbaumverkauf angepflanzt werden.

Dabei hat Australien seinen eigenen speziellen Australian Christmas Tree (Nuytsia floribunda), der nur dort wächst und pünktlich zur Weihnachtszeit – also mitten im Sommer – mit gelben Blüten aufwartet. Der Tannenbaum in deutschen Landen produziert zwar keine prächtigen Blüten, aber immerhin verströmt er seinen charakteristischen harzigen Duft in den Wohnzimmern. Nicht jeder „Tannenbaum“ ist jedoch eine echte Tanne: Zwar sind Nordmanntannen (Abies nordmanniana) in Deutschland die beliebtesten Christbäume, traditionell und wegen ihres intensiveren Aromas werden aber auch gerne Fichten oder Kiefern geschmückt. 

Die vielerorts statt des Naturprodukts aufgestellten Metall- oder Plastikbäume, können mit gemütlichem Duft nicht punkten. Einen Vorteil haben die Plastikkopien aber: Sie sind wiederverwendbar und nadeln nicht. Wenn die „echten“ Tannenbäume manchmal schon Ende Oktober geschlagen werden, beginnen im Wohnzimmer bald die Nadeln zu rieseln. Vermeintliche Geheimtipps behaupten, stelle man den Baum in Wasser mit Glycerin, so könne man das schnelle Nadeln verhindern. Dafür ist bisher noch kein wissenschaftlicher Hinweis gefunden. Klar ist, dass überhaupt nur frisch geschlagene Bäume das Wasser aus dem Christbaumständer „aufsaugen“ können. Denn ihre Fähigkeit Wasser aufzunehmen, hängt von der Verdunstung über die Nadeln und einer ununterbrochenen Wassersäule ab. Wird die Wasserzufuhr gekappt, saugt der Unterdruck, der durch die Verdunstung entsteht, Luft in die Leitungsbahnen und die Wasserversorgung bricht unwiederbringlich zusammen.  

Eine Forschergruppe aus Kanada hat nun zwei Stoffe gefunden, die das Nadeln tatsächlich monatelang hinauszögern könnten. Beide blocken den pflanzlichen Botenstoff Ethylen, der das Altern und Reifen der Bäume vorantreibt. Das gasförmige 1-Methylcyclopropen könnte zukünftig in den Transportcontainern für Weihnachtsbäume versprüht werden und würde die Rezeptoren für Ethylen desensitivieren. Eine zweite potentielle lebensverlängernde Maßnahme wäre Aminoethoxyvinylglycin (AVG), das die Produktion von Ethylen unterbinden kann.

Eine andere alternative für einen Baum, der lange nicht nadelt, bieten viele Forstbetriebe an: den Weihnachtsbaum zum Selberschlagen.


Weihnachtsspezial auf Pflanzenforschung.de:

mehr im Internet: 

  • In vielen Regionen Deutschlands kann man seinen Weihnachtsbaum selber schlagen: Treffpunkt Wald
  • Steeve Pépin et al.: Ethylene triggers needle abscission in root-detached balsam fir. Trees, (2010) 24:879–886, doi: 10.1007/s00468-010-0457-2 (link).  
  • Australian Native Plants Society (Australia): Nuytsia floribunda
  • Wikipedia: Nuytsia floribunda

Titelbild: Klassischer Weihnachtsschmuck, oder gibt es dieses Jahr z.B. eine Gurke? (Quelle: © Andreas Hermsdorf / pixelio.de)