Weihnachtsspezial: Die dunkle Versuchung
Sie wurde als Göttergeschenk verehrt, ist die kleine Sünde für zwischendurch und in Maßen genossen werden ihr gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. Was wäre Weihnachten ohne die Schokolade?
Weihnachten ist auch das Fest der Schokolade. Jährlich werden allein in Deutschland über 9000 Tonnen Schokolade zu etwa 100 Millionen Schokoladenweihnachtsmännern verarbeitet. Die meisten werden zum Nikolaustag und am Heiligabend gegessen. Daneben genießen wir Schokoplätzchen, Obst in Schokoladenkruste, Schokofiguren oder heiße Schokolade. Jeder Deutsche nascht im Schnitt jährlich etwa 11, 4 Kilo der süßen Köstlichkeit. Nur in der Schweiz wird in Europa mehr Schokolade gegessen.
Geschenk der Götter war auch Zahlungsmittel
Die Geschichte des Schokoladenweihnachtsmannes beginnt um 1820 als die ersten aus massiver Schokolade gefertigten Nikolausfiguren entstanden. Sie stellten die Figur des Bischofs mit Mitra und Bischoffsstab dar. 20 Jahre später etablierte sich die heute verbreitete Form als Hohlkörper. Die Darstellung wechselte mit dem Aufkommen des Weihnachtsmannes recht schnell zur heute vorherrschenden Form des bärtigen Mannes im roten Mantel. Der Schokoladenweihnachtsmann hat in Deutschland mittlerweile fast vollständig den traditionellen Schokoladennikolaus verdrängt.
Die Historie des Kakaogenusses geht jedoch viel weiter zurück. Archäologen schätzen, dass Kakao bereits um 1100 vor Christus von Menschen in Mittelamerika verwendet wurde. Sie fanden Gefäße aus dieser Zeit, an denen der Stoff Theobromin nachweisbar war. Theobromin ist ein in Pflanzen wie dem Kakaobaum, den Kolabäumen und in Teepflanzen vorkommendes Alkaloid, dass ähnlich dem Coffein eine anregende Wirkung besitzt. Dunkle Schokolade enthält noch etwa 3-10 Gramm Theobromin pro Kilogramm, Milchschokolade etwa 0,6-4 Gramm pro Kilogramm.
Den Azteken galten Kakaopflanzen als heilig. Sie wurde als das Geschenk des Gottes Quetzalcoatl betrachtet und verehrt. Die aus der Frucht gewonnenen Bohnen wurden allerdings nicht nur als Opfergabe verwendet, sondern auch als Zahlungsmittel. In den Schatzkammern des letzten aztekischen König Montezuma II. fanden die spanischen Eroberer im Jahr 1519 rund 25.000 Zentner Kakao, der zur Stützung der damals gebräuchlichen Kakaobohnenwährung durch Steuern eingetrieben wurde. Die Azteken verwendeten die Kakaobohnen auch zur Zubereitung eines herben Gewürztrankes, der sich vom heute verbreiteten Kakaogetränk geschmacklich deutlich unterscheidet. Der Gewürztrank mit dem Namen Xocóatl war eine Mischung aus Wasser, Kakao, Mais, Vanille, Cayennepfeffer und etwas Salz.
Ohne Mücken kein Kakao
Die Hauptanbaugebiete der immergrünen Kakaobäume sind die tropischen Regionen Mittelamerikas und Afrikas. In diesen Regionen herrschen optimale Wachstumsbedingungen für die Kakaopflanzen. Forscher fanden heraus, dass die Versorgung der Pflanzen mit Wasser, Licht und Stickstoff zwar wichtig, jedoch nicht entscheidend für den Kakaoertrag sind. Viel bedeutender für die Ernte sei hiernach die Population einer bestimmten Mückenart, die die Blüten des Kakaobaumes bestäube. Gibt es mehr Mücken, werden mehr Blüten bestäubt. In ihrer Studie fanden die Göttinger Wissenschaftler heraus, dass bereits eine Erhöhung der Bestäubungsintensität von 10 auf 40 Prozent ausreichte, um den Kakaoertrag zu verdoppeln.
Die reifen Früchte sind je nach Sorte grüngelb bis rot und bis zu 500 Gramm schwer. Um aus den Samen des Kakaobaums Kakao zu gewinnen, sind mehrere Verarbeitungsschritte notwendig: die Früchte werden geerntet, die Bohnen aus den Schoten befreit, fermentiert und anschließend getrocknet. Erst nach diesem mehrtätigen Prozess können die Kakaobohnen für die weitere Verarbeitung in die Schokoladenfabriken gebracht werden.
Vom Kakaoanbau leben weltweit etwa 6,5 Millionen Bauern, die größtenteils auf kleinbäuerlichen Plantagen Kakaopflanzen anbauen. Vor allem in Westafrika sichert die Kulturpflanze das finanzielle Überleben ganzer Volkswirtschaften. 70 Prozent des weltweiten Kakaos wird in den Ländern Westafrikas angebaut. Jedes Jahr führen jedoch Schädlingsbefall und Pflanzenkrankheiten zu großen Ernteeinbußen. 2010 entschlüsselten der Schokoladenhersteller Mars, die Forschungsabteilung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums und der Computerkonzern IBM zusammen das Genom des Kakaos. Die Ergebnisse, die auf einer Internetseite Cacao Genome zugänglich sind, sollen den Anbau und die Züchtung von Kakaopflanzen zukünftig verbessern. Und damit auch den Kakaobauern dienen.
Gesunder Genuss oder Alles in Maßen
Schokolade ist wegen des enthaltenen Zuckers und Fett ein sehr energiereicher Genuss. In Maßen konsumiert werden ihr jedoch gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. Vor allem die Inhaltsstoffen aus der Gruppe der Flavonoide, der Pflanzenfarbstoffe, wirken sich nachweisbar günstig auf Blutgefäße, Blutdruck und Blutgerinnung aus. Insgesamt enthält Kakao etwa 300 verschiedene Inhaltsstoffe. Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung fanden in einer Untersuchung von 19 000 Personen heraus, dass Schokolade den Blutdruck senken und somit gut für Kreislauf und Herz sein kann. Greifswalder Forscher konnten aufzeigen, dass eine hohe Magnesium-Konzentration im Blut die Zahngesundheit fördert. Aufgrund des hohen Magnesiumgehaltes und eines geringeren Zuckergehaltes ist damit, nach Ansicht der Forscher, vor allem dunkle Schokolade förderlich für die Zahngesundheit.
Ein ausgeprägtes Verlangen nach Süßem kann bei Kindern ein Zeichen dafür sein, dass sie sich im Wachstum befinden. Dies haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden. Bei Kindern mit einem hohen Verlangen nach Süßem konnten die Wissenschaftler demnach eine höhere Konzentration eines Kollagen-Bruchstücks (NTX) nachweisen. Dieser Stoff wird beim Ab- bzw. Umbau von Knochengewebe freigesetzt.
Und Schokolade macht glücklich – zumindest solange man sie in Maßen genießt und nicht nach dem Weihnachtsfest auf die Waage steigt. Die Ursache hierfür ist das sogenannte „Glückshormon“ Serotonin. Dieses entsteht im Gehirn aus der Aminosäure Tryptophan, die im Kakao enthalten ist. Werden gleichzeitig zuckerhaltige Stoffe konsumiert – wie etwa bei Schokolade – so steigt der Serotoningehalt besonders stark an. Denn dann werden andere Aminosäuren und Insulin in die Muskeln geleitet und das Tryptophan hat „freie Bahn“ auf seinem Weg ins Gehirn und kann dort zur Produktion von Serotonin eingesetzt werden. Forscher erklären damit, warum Depressive, Frauen mit Menstruationsbeschwerden und Personen, die gerade mit dem Rauchen aufhören, vermehrt zu Schokolade greifen. Doch Vorsicht: Schokolade macht nicht nur glücklich, sondern eben auch dick, was sich bei vielen ebenso negativ auf die gute Stimmung auswirken dürfte.
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Zum Weiterlesen:
- Wikipedia zu Kakao, Kakaoanbau und Schokolade
- Übersicht zu Inhaltsstoffe von Schokolade
- Zur Herstellung von Schokolade