Serie: Das Jahr im Versuchsfeld, Teil 3

Dem Maiszünsler auf der Spur.

Maiszünslerbonitur

Anfang Oktober 2002. Ein wunderschöner Spätsommertag mit blauem Himmel und Sonnenschein. Schon von weitem ist zu sehen, dass heute richtig viel los ist am Maisfeld. Jede Menge Leute sind damit beschäftigt, Zettel zu beschriften, Zollstöcke und Messer auszupacken und zu verteilen, eine große Waage wird aufgebaut. Heute soll erfasst werden, wie stark der Mais durch seinen Hauptschädling, denMaiszünsler, befallen ist. Maiszünsler-Boniturnennt sich das.

Es gibt zwei Versuchsfelder, eins mit 15 und eins mit 9 Parzellen. Von jeder der drei verschiedenen Mais-Varianten - Bt-Mais, die isogene Ausgangslinie und die Ausgangslinie mit Insektizidspritzung - gibt es acht Parzellen, die nach einem bestimmten Muster angeordnet sind.

50 Pflanzen pro Parzelle werden geschnitten und aus dem Feld geholt.

Maispflanzen wiegen

Jede Pflanze wird gewogen…

Maispflanzen messen

…und gemessen.

Maiszünslerlarve im Stängel einer Maispflanze

Die Stängel werden aufgeschnitten und auf Zünslerlarven untersucht.

Maiszünslerlarve im Stängel einer Maispflanze. Ein typischer Fraßgang der Zünslerlarven.

Eine Zünslerlarve in ihrem Fraßgang.

Fraßschäden einer Larve oberhalb eines Knotens.

Maiszünslerlarve in einem Maiskolben

In einigen Fällen fressen sich die Zünslerlarven bis in die Maiskolben.

Maiszünslerlarve in einem Maiskolben. Mitunter fressen sich die Zünslerlarven bis in die Kolben.

Auch im Kolben folgt den Larven oft ein Befall durch Pilze. Darunter können sich auch Pilzarten befinden, die giftige Substanzen bilden.

Seit dem letzten Besuch ist der Mais kaum noch gewachsen, nur älter geworden ist er und gereift. Die Kolben sind fertig ausgebildet und können geerntet werden.

Lautes Rascheln, ein erster Trupp von zehn Leuten kommt mit je fünf Maispflanzen im Arm aus dem Feld, die meisten von ihnen eingepackt in regendichte Kleidung, mit Gummistiefeln und Kopfbedeckung. „Das Feld ist noch nass vom Tau,“ kommentiert Projektleiter Achim Gathmann die vermummten Gestalten und jemand ergänzt: „Die Maisblätter sind sehr hart und schneiden, auch dafür ist eine Kapuze gut.“

Wiegen, messen, aufschneiden

Aus jeder der 24 Parzellen der beiden Versuchsfelder wird eine Stichprobe von 50 Pflanzen geholt, aus zehn verschiedenen Reihen je fünf.

Zu zweit machen sich die Helfer und Helferinnen nun daran, die ersten Bündel von je fünf Pflanzen zu bearbeiten. Auf einem vorbereiteten Zettel ist angekreuzt, aus welcher Parzelle sie sind, ob es sich um Bt-Mais (BT), die isogene Ausgangslinie (ISO) oder die Ausgangslinie mit Insektizidspritzung (INS) handelt.

Jede einzelne der 1200 Pflanzen wird gemessen und gewogen und wer darin geübt ist, nimmt sich ein Messer, um die Stängel aufzuschneiden und nach Zünslerlarven zu suchen.

Die Daten von jeder Pflanze werden genau festgehalten. Das Gewicht, die Größe und die Anzahl der Kolben wird eingetragen. Die kräftigsten Pflanzen wiegen um die 1000 Gramm und sind nicht selten über zwei Meter lang. Wenn ein Stängel abgeknickt ist durch die Fraßschäden des Zünslers, wird nur bis zum Knick gemessen.

Es wird notiert, ob es Zünslerbefall gibt und wenn ja, wie viele Larven noch in der Pflanze gefunden wurden. Die Maiszünsler-Larven haben sich schon weit durch die Stängel durchgefressen Richtung Boden, und wenn der Mais dann geerntet wird, überwintern sie in den Stoppeln.

Auf ihrer Fraß-Wanderung durch den Stängel bohren sich die Larven oft oberhalb eines Knotens aus dem Stängel, wandern außen vorbei und machen unterhalb des Knotens ein neues Bohrloch. An diesen Bohrlöchern lässt sich in der Regel schon erkennen, dass die Pflanze befallen ist, bevor man sie aufschneidet, um den Fraßgang zu verfolgen. Gefundene Larven werden in einem Glas gesammelt für spätere Laborversuche.

Zusätzlich wird überprüft und vermerkt, ob es innerhalb der Pflanze Pilzbefall gibt. Der tritt oft als Sekundärinfektion auf, nämlich dann, wenn die Pflanze schon durch den Zünsler geschwächt ist und dessen Bohrlöcher geeignete Angriffsflächen bieten.

Nur mäßiger Zünsler-Befall

Der Maiszünslerbefall ist in diesem Jahr nicht so hoch wie im letzten, obwohl der Boden nicht untergepflügt worden ist und es für die Maiszünslerlarven somit gute Möglichkeiten zum Überwintern in der Spreu gab. „Vielleicht war das Wetter zu schlecht, als die Weibchen geflogen sind, um ihre Eier an der Unterseite der Maisblätter abzulegen“, mutmaßt Achim Gathmann.

Die unbehandelte isogene Ausgangslinie ist deutlich am stärksten betroffen und hat zugleich mit dem Zünslerbefall auch den stärksten Pilzbefall.

Der Bt-Mais ist weitgehend vom Maiszünsler verschont geblieben. Auch im letzten Jahr waren nur vereinzelt Pflanzen befallen und die Untersuchung hatte ergeben, dass bei diesen Pflanzen das Bt-Gen nicht aktiv war, also kein Bt-Toxin in der Pflanze vorhanden war.