Vielfalt ist die beste „Versicherung“

Artenreiche Wälder kommen mit dem Klimawandel besser klar

06.01.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Vermessung eines Baumes im Rahmen der Studie zur Wachstumsstabilität von Wäldern unter Klimastress. (Bildquelle: © Stefan Trogisch)

Vermessung eines Baumes im Rahmen der Studie zur Wachstumsstabilität von Wäldern unter Klimastress. (Bildquelle: © Stefan Trogisch)

Waldmonokulturen leiden besonders unter dem Klimawandel. Ihr Wachstum verlangsamt sich durch Wetterextreme, teilweise sterben die Bäume sogar ab. Die Folge: Sie speichern weniger Kohlendioxid und das treibt den Klimawandel zusätzlich an. Aber das gilt nicht für Wälder, die sich aus zahlreichen Baumarten mit möglichst unterschiedlichen Eigenschaften zusammensetzen. Das Geheimnis ist die sogenannte „Asynchronität“.

Was wenige überraschen wird: Wälder, die sich nur aus „klimasensiblen“ Bäumen wie der Fichte zusammensetzen, leiden heutzutage besonders unter steigenden Temperaturen und langen Trockenperioden. Die kahlen Hänge im Harz zeigen dies deutlich.

Für viele vielleicht aber überraschend: Wälder aus überwiegend trockentoleranten Baumarten sind ebenso nicht das Optimum für den Wald der Zukunft. Das ist das Ergebnis einer Gemeinschaftsstudie unter der Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften Beijing (CAS), die hochdiverse subtropische Waldökosysteme unter die Lupe nahm.

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Vielerorts sind die Wälder durch Extremwetter und Schädlinge bereits stark geschädigt. Dadurch können sie kein Kohlendioxid mehr speichern und der Klimawandel beschleunigt sich.

Vielerorts sind die Wälder durch Extremwetter und Schädlinge bereits stark geschädigt. Dadurch können sie kein Kohlendioxid mehr speichern und der Klimawandel beschleunigt sich.

Bildquelle: © FelixMittermeier / Pixabay

Asynchronität ist eine „Wachstumsversicherung“

Denn besser schlagen sich Waldgemeinschaften in Zeiten des Klimawandels, die eine Vielzahl unterschiedlicher Baumarten beherbergen. Die Wachstumsstabilität dieser Wälder ist aber nicht nur vom Artenreichtum abhängig, sondern vor allem auch von möglichst großen Unterschieden dieser Arten bei Eigenschaften wie Trockentoleranz, Wasserleit- und Verdunstungsfähigkeit sowie Licht- und Nährstoffnutzung.

Dadurch können einige der Arten besonders gut in trockenen Jahren wachsen, während andere in feuchten Jahren ihre beste Zeit haben. Diese Asynchronität der optimalen Wachstumsbedingungen von unterschiedlichen Arten führt zu einer robusten Wachstumsstabilität des Waldes insgesamt – trotz Extremwetterereignissen.

Vielfalt für alle Wälder!

Das Forschungsteam ist sich einig, dass diese Erkenntnisse für Waldbewirtschaftungsstrategien weltweit berücksichtigt werden sollten – bei Wiederaufforstungen und der Anlage von Wirtschaftswäldern und Plantagen. Hochdiverse Wälder seien die beste Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels.


Quelle:
Schnabel, F. et al. (2021): Species richness stabilizes productivity via asynchrony and drought-tolerance diversity in a large-scale tree biodiversity experiment. In: Science Advances, Vol 7, No. 51., (17. Dezember 2021), doi: 10.1126/sciadv.abk1643.

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Titelbild: Vermessung eines Baumes im Rahmen der Studie zur Wachstumsstabilität von Wäldern unter Klimastress. (Bildquelle: © Stefan Trogisch)