Schon gewusst? – Bäume am Limit

Sommer 2018: Bäume hatten erstmals tagelang eine negative CO2-Bilanz

30.09.2020 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Messung: Seit 20 Jahren wird kontinuierlich alle 30 Minuten der Kohlendioxid- und Wasserdampf-Austausch zwischen Wald und Atmosphäre gemessen. (Bildquelle: © Alexander Knohl)

Messung: Seit 20 Jahren wird kontinuierlich alle 30 Minuten der Kohlendioxid- und Wasserdampf-Austausch zwischen Wald und Atmosphäre gemessen. (Bildquelle: © Alexander Knohl)

Bei andauernder Hitze und Trockenheit können Bäume weniger CO2 binden. An einigen Tagen im Sommer 2018 ging dies sogar so weit, dass deutsche Wälder mehr CO2 abgegeben als aufgenommen hatten – ein Zustand den es, so Dr. Lucas Siebicke von der Abteilung Bioklimatologie der Universität Göttingen, in den letzten 20 Jahren noch nie gegeben hatte.

Hinzu kommt: Nicht nur in Deutschland sorgten wiederkehrende Hitzewellen in Landwirtschaft und Wäldern für Probleme: Auch in der Schweiz, den Beneluxländern, von der Tschechischen Republik bis nach Finnland haben ForscherInnen der Europäischen Forschungsinfrastruktur Integrated Carbon Observation System (ICOS) dieses Phänomen beobachtet.

#####1#####
Die Abteilung Bioklimatologie der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen ist mit einem meteorologischen Messsturm im Nationalpark Hainich am Mess-Netzwerk ICOS beteiligt.

Die Abteilung Bioklimatologie der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen ist mit einem meteorologischen Messsturm im Nationalpark Hainich am Mess-Netzwerk ICOS beteiligt.

Bildquelle: © Alexander Knohl

Dass dies in Zeiten des Klimawandels eher eine weitere Hiobsbotschaft darstellt, dürfte klar sein. Durchschnittlich 10 Tonnen CO2 speichert normalerweise ein gesunder Hektar Wald jährlich.

So kommt es zu diesem Effekt…

Bäume profitieren in der Regel von warmen und sonnigen Bedingungen im Frühling. Werden allerdings die Wasserreserven im Boden nicht durch genug Regen immer wieder aufgefüllt, erschöpfen sie sich im weiteren Jahresverlauf.

Bei andauernder sommerlicher Hitze- und Trockenperioden schützen sich die Bäume vor Austrocknung, indem sie ihre Verdunstung stark reduzieren – sie schließen dazu tagsüber ihre Spaltöffnungen. Die Folge: In dieser Zeit können sie kein oder nur wenig Kohlendioxid aufnehmen und die Photosynthese kommt zum Erliegen.

So kommen die Forscherinnen und Forscher zu ihren Erkenntnissen…

Die Daten stammen u. a. von der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen. Die ForscherInnen messen den CO2- und Wasserdampf-Austausch zwischen Wald und Atmosphäre kontinuierlich seit über 20 Jahren. Die Geräte sind auf einem meteorologischen Messturms im Nationalpark Hainich installiert. Es handelt sich hierbei um eine der längsten Messzeitreihen in einem der ältesten nicht-bewirtschaften Waldbestände weltweit.


Quelle:
Peters, W. et al. (2020): Impacts of the 2018 severe drought and heatwave in Europe: from site to continental scale. In: Theme issue – Philosophical Transcations B, (online September 2020), doi: https://royalsocietypublishing.org/toc/rstb/375/1810.

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Messung: Seit 20 Jahren wird kontinuierlich alle 30 Minuten der Kohlendioxid- und Wasserdampf-Austausch zwischen Wald und Atmosphäre gemessen. (Bildquelle: © Alexander Knohl)