Bohnen statt Fleisch

Neuer Weltklimarat-Bericht beleuchtet Einfluss der Landwirtschaft auf die Erderwärmung

04.05.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Mehr Bohnen auf dem Teller wären gut fürs Klima. (Bildquelle: © Chris Reading / Pixabay)

Mehr Bohnen auf dem Teller wären gut fürs Klima. (Bildquelle: © Chris Reading / Pixabay)

Fliegen, heizen, Auto fahren: Das dabei klimaschädliche Stoffe in die Atmosphäre entweichen, das ist inzwischen wohl jedem bekannt. Doch auch die Land- und Forstwirtschaft trägt weltweit zu einem Fünftel der gesamten vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen bei. Der nun veröffentlichte dritte Teil des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC) zeigt auf, wo es Einsparpotenziale gibt. Fakt ist: Jeder von uns kann etwas verändern.

In den vergangenen Jahren zerstörten Dürre, Starkregen oder Sturm weltweit zahlreiche Ernten. Mal vertrockneten die Halme auf dem Feld, mal versanken sie im Wasser. Solche Wetterextreme treten aufgrund der Erderwärmung immer häufiger auf. Das bedroht nicht nur die Existenz einzelner Landwirtinnen und Landwirte, sondern unsere gesamte Ernährungssicherheit. Die Landwirtschaft ist ein Opfer des Klimawandels und hat großes Interesse daran, die Erderwärmung so schnell wie möglich zu stoppen. Doch das ist nur die eine Hälfte der Geschichte.

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Aufgrund des Klimawandels bleiben in einigen Regionen der Welt die Niederschläge aus. Langanhaltende Dürre führt dazu, dass ganze Ernten vertrocknen.

Aufgrund des Klimawandels bleiben in einigen Regionen der Welt die Niederschläge aus. Langanhaltende Dürre führt dazu, dass ganze Ernten vertrocknen.

Bildquelle: © iStock.com / audaxl

Denn gleichzeitig ist sie auch „Täter“ und verursacht weltweit etwa ein Fünftel aller menschengemachten Treibhausgasemissionen – in Deutschland immerhin noch acht Prozent. Doch woher kommen die Treibhausgase?

Reis, Rinder, Rodungen

Hauptsächlich aus drei Quellen. Erstens: Wenn Wälder gerodet oder Moore trockengelegt werden, um Platz für neue Felder zu schaffen, entweichen große Mengen an im Boden gespeichertem Kohlenstoff als Kohlendioxid in die Atmosphäre. Zweitens: Reisanbau und Nutztierhaltung produzieren Methan, ein ca. 25-mal schädlicheres Treibhausgas als Kohlendioxid. Insbesondere die wiederkäuenden Rinder sind hier die Hauptemissionsquelle. Drittens: Weil ein beträchtlicher Teil des ausgebrachten Stickstoff-Düngers von den Pflanzen nicht schnell genug aufgenommen wird, entsteht Distickstoffmonoxid, auch als Lachgas bekannt. Es ist rund 300-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid.

Welche Möglichkeiten gibt es also, den Einfluss der Landwirtschaft auf den Klimawandel zu mindern? Hier muss man in zwei Bereiche unterteilen: den persönlichen und den politischen. Die Politik kann verhindern, dass weiterhin Regenwald dem Sojaanbau zum Opfer fällt. Außerdem kann sie Anreize schaffen, um bereits zerstörte Ökosysteme wiederherzustellen, die dann als Kohlendioxid-Senken dienen.

Nahrungsmittelsicherheit muss gewährleistet sein

Verschwundene Wälder lassen sich aufforsten, am besten mit heimischen Arten, ausgetrocknete Moore renaturieren. All diese Änderungen der Landnutzung würden dafür sorgen, dass einerseits weniger Treibhausgase in die Atmosphäre entweichen und andererseits mehr Kohlendioxid gebunden und gespeichert wird. Man könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Allerdings darf dabei die Nahrungsmittelsicherheit nicht leiden. Möchte man bestehende Felder also der Landwirtschaft entziehen, dann muss man auf weniger Fläche mehr produzieren. Während hierzulande oftmals bereits der maximal mögliche Ertrag aus den Pflanzen herausgeholt wird, gibt es vor allem in Entwicklungsländern noch riesiges Potenzial. Dort ließe sich mit besserer Bewirtschaftung, wie effizienterer Bewässerung und Düngung, der Ertrag oft noch erheblich steigern. Also lieber in Europa weniger Stickstoff-Dünger einsetzten und die eingesparten Mengen in Entwicklungsländer zum Einsatz bringen.

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Die Zerstörung von Regenwald muss gestoppt werden, denn Wälder dienen als wichtige CO2-Senken.

Die Zerstörung von Regenwald muss gestoppt werden, denn Wälder dienen als wichtige CO2-Senken.

Bildquelle: © iStock.com / Brasil2

Denn auch die aktuelle weltpolitische Situation zeigt, dass es nicht immer sinnvoll ist, Lebensmittel über lange Distanzen zu transportieren. Weil aufgrund des Ukraine-Kriegs viele Felder dort nicht bestellt werden können und Russland ein Embargo auf Getreideexporte verhängt hat, drohen in vielen afrikanischen Staaten verheerende Hungersnöte. Besser wäre es daher, die lokalen Bauern dazu zu befähigen, auf ihren Feldern höhere Erträge zu erzielen.

Jede private Entscheidung hilft

Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt ist es, weniger der produzierten Feldfrüchte als Futtermittel zu verwenden. Denn jede pflanzliche Kalorie, die nicht direkt vom Menschen verzehrt wird, sondern erst den Umweg durch den Schweine- oder Rindermagen nimmt, verliert extrem an Wert. Man braucht etwa sieben Kilogramm Futter, damit daraus ein Kilogramm Rindfleisch entsteht. Bei Schweinen liegt der Wert bei etwa vier Kilogramm, bei Geflügel bei zwei. Oder anders ausgedrückt: Eine Kalorie im Rindfleisch benötigt bis zu 21 Kalorien aus pflanzlichen Quellen, bei Geflügel sind es vier pflanzliche Kalorien. Es wäre also viel erreicht, wenn jeder von uns weniger Fleisch und stattdessen mehr pflanzliche Nahrungsmittel zu sich nehmen würde.

Doch trotz allem steht fest: Die weltweiten Treibhausgasemissionen müssen auch in allen anderen Bereichen sinken. Änderungen in der Landwirtschaft allein werden das Ruder nicht herumreißen können. Sie sind aber ein wichtiger Beitrag.


Quelle:
IPCC / Shukla, P.R. et al. (2022): Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge and New York, (April 2022), doi: 10.1017/9781009157926.

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Titelbild: Mehr Bohnen auf dem Teller wären gut fürs Klima. (Bildquelle: © Chris Reading / Pixabay)