Ein „gutes Tröpfchen“ noch besser machen – das ist das Ziel des GRASP-Forschungsprojektes

26.03.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Spätburgunder - Samenbruch durch den Echten Mehltau. (Quelle: © JKI Geilweilerhof)

Spätburgunder - Samenbruch durch den Echten Mehltau. (Quelle: © JKI Geilweilerhof)

Die Qualitätsansprüche der Verbraucher an Wein und an die möglichst nachhaltigen Anbaubedingungen für Weinreben wachsen stetig. Um den Reben eine natürliche Resistenz gegen Pilzbefall zu verleihen, unterstützt ein breit angelegtes GABI-Forschungsprojekt die Züchtung geeigneter Weinreben mit molekularbiologischen Hilfsmitteln.

Diese kommen auch beim Erhalt wichtiger Qualitätsmerkmale der Weintrauben, selbst unter schwierigen klimatischen Bedingungen, zum Einsatz.

Der Weinbau ist eine der ältesten und wichtigsten Spezialkulturen in Europa. Der erste Anbau von Weinreben lässt sich schon im Jahr 5000 v. Chr. im heutigen Georgien und im Irak nachweisen. Der Anbau von Weinreben prägt heute ganze Gebiete und Wirtschaftsregionen. Mit etwa zwei Dritteln der weltweiten Weinrebenanbaufläche nimmt Europa dabei den größten Stellenwert in der Weinerzeugung ein. Deutschland liegt hinter Frankreich, Italien und Spanien auf Platz vier der flächenmäßig größten Weinrebenanbaugebiete in Europa. 

Der Weinkonsum ist weltweit sehr unterschiedlich. Wein ist vorwiegend in den Ländern des christlich-europäischen Kulturkreises von Bedeutung und der Verbrauch hängt stark vom Einkommen der Bevölkerung ab. Asiatische und nordafrikanische Staaten verfügen auch über beachtliche Rebflächen, aber aus religiösen und kulturellen Gründen hat dort die Weinerzeugung eine deutlich geringere Bedeutung. In diesen Gebieten steht die Erzeugung von Rosinen und Tafeltrauben im Vordergrund. 

Gefahren für den Weinbau

Mit Beginn des Industriezeitalters wurde dem Weinbau in Europa durch die Einschleppung der Reblaus und der Pilzkrankheiten „Falscher Mehltau“ (Plasmopara viticola) und „Echter Mehltau“ (Erysiphe necator) gewaltiger wirtschaftlichen Schaden zugefügt. Bis heute zählen diese beiden Krankheiten zu den europaweit wichtigsten pilzlichen Schaderregern der Weinrebe. Je nach Wetterlage sind die Weinreben aber auch anderem Stress wie Sonnenbrand und den Auswirkungen auftretenden Wassermangels, in den südeuropäischen Anbaugebieten auch einem Übermaß an Licht ausgesetzt. 

Echter Mehltau

Der Echte Mehltau wird durch einen Schlauchpilz der Ordnung Erysiphales verursacht. Auf der befallenen Blattoberfläche bildet sich ein Pilzgeflecht, welches als weißer, abwischbarer Belag erscheint. Dieser bildet spezielle Saugorgane aus, welche sich in den Zellen der Blatt-Epidermis verankern und der Nährstoffversorgung des Pilzes dienen. Durch den Entzug von Nährstoffen welkt das Blatt und fällt schließlich ab. Über Sporen kann sich der Pilz während der Vegetationsperiode massenhaft vermehren. Der Echte Mehltau überwintert mit seinem Pilzgeflecht in den Knospen der befallenen Pflanze und beginnt mit deren Austrieb wieder zu wachsen. 

Falscher Mehltau

Im Gegensatz zum Echten Mehltau befällt der Erreger des Falschen Mehltaus mit seinem fleckenweise auftretenden, dichten, flaumigen Gespinst auch die Unterseiten der Blätter. Der Falsche Mehltau befällt alle grünen Teile der Weinreben mit Spaltöffnungen, besonders die jungen Blätter. Bei starkem Befall stirbt das Laub ab. Dadurch verringert sich die Versorgung der Weinbeeren, was die Fruchtreife verzögert und den Gehalt an Traubenzucker herabsetzt.

Das Forschungsprojekt

Ein Team aus 16 deutschen und internationalen Forschungsgruppen erarbeitet in einem GABI-Verbund-Projekt seit 2007 die molekularen Grundlagen, die wichtig für die Resistenzbildung gegen den Echten und Falschen Mehltau, sowie gegen Stressreaktionen bei Hitze, Starklicht und Wassermangel sind. Darüber hinaus widmen sich die Forscher den molekularen und physiologischen Parametern zur Bildung der Inhaltsstoffe von Weinbeeren. Dabei geht es vor allem um die Qualität und Haltbarkeit des erzeugten Weines (Zucker, Fruchtsäuren, Farb- und Geschmacksstoffe) und die Bildung einer festen Fruchtfleischstruktur bei Tafeltrauben. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse können beschleunigt verbesserte Rebsorten gezüchtet werden, die einen nachhaltigen Weinbau mit qualitativ hochwertigen Erzeugnissen unter reduziertem Pilzbefall ermöglichen. 


Publikation:
Ali, K./ Maltese, F./ Zyprian, E./ Rex, M./ Choi, Y. H./ Verpoorte, R. (2009): NMR metabolic fingerprinting based identification of grapevine metabolites associated with downy mildew resistance, Journal of Agricultural and Food Chemistry, 57 (20). (link)

Anregungen zum Weiterlesen:

  • Ein Interview auf Pflanzenforschung.de mit der Forschungskoordinatorin des GRASP-Projekts Prof. Dr. Eva Zyprian finden Sie hier: Wie kann man Wein noch besser machen?
  • Weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie hier: GRASP