Wie kann man Wein noch besser machen?

26.03.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Das Projekt GABI-GRASP soll helfen, Rebsorten zu züchten, die nachhaltig angebaut, schmackhaft und resistent gegenüber Pilzbefall sind. (Quelle: © Kzenon - Fotolia.com)

Das Projekt GABI-GRASP soll helfen, Rebsorten zu züchten, die nachhaltig angebaut, schmackhaft und resistent gegenüber Pilzbefall sind. (Quelle: © Kzenon - Fotolia.com)

Im GRASP-Projekt erforschen Wissenschaftler die molekularen Grundlagen von Weinbeeren. Ihre Arbeit soll helfen, Rebsorten zu züchten, die nachhaltig angebaut, schmackhaft und resistent gegenüber Pilzbefall sind. Pflanzenforschung.de sprach mit der Forschungskoordination des Projekts Prof. Dr. Eva Zyprian vom Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof des Julius-Kühn Instituts (JKI) in Siebeldingen.

Pflanzenforschung.de: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem GRASP-Projekt?

Prof. Zyprian: Die heutigen Weinkonsumenten verlangen stets die beste Qualität, gleichzeitig aber einen umweltfreundlichen Weinrebenanbau. Um die hohe Qualität der Früchte zu erhalten, müssen die Weinerzeuger aber mit Fungiziden gegen die beiden häufigsten Schädlinge, den Echten und den Falschen Mehltau, ankämpfen. Das Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof des JKI arbeitet schon lange daran, in die Qualitätsrebsorten natürliche Resistenzen gegen diese Schädlinge einzukreuzen.

Pflanzenforschung.de: Warum bereitet das Schwierigkeiten?

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Prof. Dr. Eva Zyprian ist Projektleiterin von GABI-GRASP. 

Prof. Dr. Eva Zyprian ist Projektleiterin von GABI-GRASP. 

Bildquelle: © Prof. Dr. Eva Zyprian

Prof. Zyprian: Die Resistenzeigenschaften findet man nur in amerikanischen und asiatischen Wildarten der Weinrebe. Diese sind aber für den großindustriellen Anbau völlig ungeeignet, da sie erhebliche Qualitätsdefekte aufweisen. Einige dieser Arten haben z.B. unangenehme Geschmacksstoffe, die in der Züchtung erst aufwändig entfernt werden müssen. Das Ziel unseres Verbundprojektes ist es, die Züchtung durch geeignete Biomarker zu beschleunigen. Mit Hilfe dieser Marker kann man bereits die Jungpflanzen auf ihre genetischen Eigenschaften untersuchen, was viel Zeit einspart. Denn bis eine Weinrebe Früchte trägt, die man auf die gewünschten Eigenschaften hin untersuchen könnte, vergehen mindestens drei Jahre. In unserem Projekt sollen Biomarker für Resistenz und Qualitätsmerkmale erzeugt werden.

Pflanzenforschung.de: Wie wird die Resistenz gegen eine Form des Mehltaus denn bisher getestet?

Prof. Zyprian: Das ist ein sehr langwieriger Prozess. Dazu müssen die neu gezüchteten Pflanzen über Jahre auf dem Feld beobachtet werden. Der Befall mit dem Echten oder dem Falschen Mehltau schwankt von Jahr zu Jahr, sodass man die Weinreben sehr lange beobachten muss, um vernünftige Aussagen über deren Resistenzvermögen treffen zu können. Mit den passenden Biomarkern kann man hingegen schon sehr früh feststellen, ob die gezüchtete Pflanze das Potential für solch eine Resistenz geerbt hat oder nicht. 

Pflanzenforschung.de: Sie möchten mit Ihrer Forschung aber auch die Qualität des Weines verbessern. Um welche Merkmale geht es dabei?

Prof. Zyprian: Die Qualität eines Weines wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Dazu zählt ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Säuren, Zuckern, Farb- und Aromastoffen. Ein Wein, der keine Fruchtsäuren enthält, schmeckt einfach furchtbar. Im Jahrhundertsommer 2003 waren die Nächte z.B. so warm, dass die Weinreben ihre Fruchtsäuren abgebaut haben. Das hat vielen Weinbauern große Qualitätsverluste beschert.  Projekte innerhalb unseres Verbundes beschäftigen sich mit der Bildung von qualitätsbestimmenden Inhaltsstoffen und der Reifung von Weinbeeren, um festzustellen, welche genetischen Faktoren daran gekoppelt sind. Diese könnte man dann bei der Züchtung wieder als Selektionsmarker einsetzen.

Pflanzenforschung.de: Ihr Projekt läuft dieses Jahr aus. Was haben Sie herausgefunden?

Prof. Zyprian: Wir haben in Zusammenarbeit mit unseren 15 Forschungspartnern zahlreiche Biomarker identifiziert. Deren Aussagekraft werden wir nun an ca. 350 resistenten Rebsorten unterschiedlicher Herkunft, über die das Julius-Kühn-Institut am Geilweilerhof verfügt, überprüfen. Auch für die Qualitätsmerkmale wurden zahlreiche Biomarker identifiziert, die nun für die Züchtung eingesetzt werden können.

Andere Forschungsgruppen in unserem Verbund haben zum Beispiel genetische Karten für die Weinrebe erstellt, die für die Züchtung ebenfalls von großem Nutzen sind. Mit so einer Karte kann man z.B schauen, ob immer derselbe genetische Marker vorhanden ist, wenn sich ein bestimmtes Merkmal ausprägt. Andere Kollegen haben die biochemische Zusammensetzung von Most und Wein genau erforscht, um mögliche Zusammenhänge mit Qualitätsmerkmalen oder Resistenzen aufzuspüren. Auch in diesem Bereich liegen bereits erste Ergebnisse vor (Publikation siehe unten).

Pflanzenforschung.de: Vielen Dank für das Gespräch!


Publikation:

  • Ali, K./ Maltese, F./ Zyprian, E./ Rex, M./ Choi, Y. H./ Verpoorte, R. (2009): NMR metabolic fingerprinting based identification of grapevine metabolites associated with downy mildew resistance, Journal of Agricultural and Food Chemistry, 57 (20). (link)

Anregungen zum Weiterlesen:

Titelbild: Das Projekt GABI-GRASP soll helfen, Rebsorten zu züchten, die nachhaltig angebaut, schmackhaft und resistent gegenüber Pilzbefall sind. (Quelle: © Kzenon - Fotolia.com)