Intensive Landwirtschaft verschlechtert Klimabilanz

25.11.2009 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Intensive Landwirtschaft. (Quelle: © iStockphoto.com/ Sascha Burkard )

Intensive Landwirtschaft. (Quelle: © iStockphoto.com/ Sascha Burkard )

Die intensive Landwirtschaft in der EU setzt so viel Klima schädigende Stickoxide und Methan frei, dass der positive Effekt von Wäldern, Grasland und Torfmooren als Kohlenstoff-Speicher gegen Null geht. Erste Studienergebnisse untermauern diese These.

Eine europäische Forschergruppe um Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena erstellte im Rahmen des Projekts CarboEurope die erste, vollständige Treibhausgasbilanz Europas für die Jahre 2000 bis 2005. Die Wissenschaftler berücksichtigten dabei neben Kohlendioxid erstmals auch Methan und Stickoxide. 

Bislang ging man davon aus, dass die terrestrischen Ökosysteme Europas - Wälder, Graslandschaften und Torfmooren - sich positiv auf die Treibhausgasbilanz Europas auswirkten, indem sie einen Teil der globalen Kohlendioxid-Emissionen speicherten. Die Forschergruppe konnte nun zeigen, dass die Klimabilanz sehr viel schlechter aussieht, wenn weitere Treibhausgase wie Methan und Stickoxide - beides starke Treibhausgase, die bei der Viehhaltung und im intensiven Ackerbau freiwerden - in die Berechnungen einbezogen werden. 

Das Ergebnis ihrer Forschung ist beunruhigend: Die bislang vernachlässigten Emissionen machen fast den gesamten Effekt des Kohlenstoff-Speichers zunichte. Unterm Strich kompensierten die Pflanzen in allen terrestrischen Ökosystemen demnach nur rund zwei Prozent der Kohlendioxid-Emissionen aus Haushalten, Verkehr und Industrie. Und diesen kleinen Effekt hat Europa vor allem den östlichen Ländern wie Russland zu verdanken.Europäische Wälder und Grasland nehmen rund 305 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr auf. Dies entspricht rund 19 Prozent der Emissionen, die durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas entstehen. Die intensive Landwirtschaft und trockengelegte Moore geben wiederum Kohlendioxid an die Atmosphäre ab und verschlechtern so die Kohlendioxidbilanz. Der europäische Kontinent speichert daher netto nur 274 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr - das sind 15 Prozent der Emissionen fossiler Brennstoffe. 

In den 25 Staaten der Europäischen Union fällt die Bilanz noch ernüchternder aus. Hier nehmen Wälder und Grasland zwar 13 Prozent der Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger auf. Die intensive Landwirtschaft und der Abbau von Torf reduzieren die Netto-Menge an Kohlendioxid, die diese Ökosysteme aufnehmen, auf elf Prozent der Emissionen aus fossilen Brennstoffen. Selbst diesen Effekt machen aber die Methan- und Stickoxid-Emissionen aus der intensiven Landwirtschaft vor allem in Mitteleuropa - in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und den Benelux-Ländern - zunichte. Schlimmer noch: Sie führen dazu, dass die Landoberfläche in der Europäischen Union gar kein Treibhausgas speichert, sondern sogar Treibhausgase, die 34 Millionen Tonnen Kohlendioxid entsprechen, freisetzen. 

Als Ausweg sehen die Forscher nur eine Änderung in der Bewirtschaftung der europäischen Landschaft: Um zur Abschwächung der globalen Erwärmung beizutragen, müsse die europäische Landwirtschaft eine Bewirtschaftung erreichen, die weniger der starken Treibhausgase Methan und Stickoxide freisetzt.


Originalveröffentlichung: 

Schulze/ Luyssaert/ Ciais/ Freibauer/ Janssens et al.: Importance of methane and nitrous oxide for Europe’s terrestrial greenhouse-gas balance. (abstract)

Quelle: IdW 23.11.2009