Pausengespräche zwischen Pflanzenforschern

Interview zum Podcast „KRAUTNAH“ mit David Spencer

04.08.2020 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Pflanzenforscher im Gespräch. (Bildquelle: © krautnah)

Pflanzenforscher im Gespräch. (Bildquelle: © krautnah)

„Die Retter der Kokosnuss“, „Fifty Shades of Hay“ oder „Die Fabelhafte Welt der Kamelie“ – das sind keine neuen Blockbuster-Filme, sondern Episoden des Wissenschafts-Podcasts „KRAUTNAH“. Er ist eine der vielen Aktionen im Wissenschaftsjahr Bioökonomie und hat sich zum Ziel gesetzt, die Themen und Forschungsfragen der Pflanzenforschung etwas greifbarer zu machen. Wir sprachen darüber mit David Spencer, einem der beiden Macher des Podcasts, von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.

Pflanzenforschung.de: Hinter dem Podcast „KRAUTNAH“ stehen Sie und Caspar Langenbach. Das Projekt war einer von 15 Gewinnern beim diesjährigen Hochschulwettbewerb „Zeigt eure Forschung!“, der vom BMBF gefördert wird. Wie kamen Sie auf die Idee, sich daran zu beteiligen?

David Spencer: Sowohl Caspar als auch ich reden sehr gerne (lacht). Wir haben uns auch schon immer viel in unseren Kaffeepausen am Institut unterhalten – auch darüber, wie man seine Arbeit Fachfremden erklärt. Ein Kollege hatte uns auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht und da kam schnell die Idee auf, unsere üblichen Pausengespräche etwas professioneller aufzunehmen.

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Wir sprachen mit David Spencer, einem der beiden Macher des Podcasts "KRAUTNAH".

Wir sprachen mit David Spencer, einem der beiden Macher des Podcasts "KRAUTNAH".

Bildquelle: © Teresa Herzmann

Pflanzenforschung.de: Was wollen Sie damit erreichen?

David Spencer: Wir wollen zeigen, welche entscheidende Rolle die Pflanzenforschung bei der Umgestaltung unserer Wirtschaft spielen kann – weg von einer weitgehend erdölbasierten Produktion hin zu einer Bioökonomie. Es geht um nachwachsende Rohstoffe, nachhaltiger Pflanzenschutz, Erhaltung der Biodiversität, um Klimaschutz und vieles mehr.

Wir wollen keine einfachen Lösungen propagieren, sondern differenziert betrachten. Und dabei auch den heute so populären Begriff von Natürlichkeit ins rechte Licht rücken. Alles was heute als „natürlich“ daherkommt, halten die meisten Menschen per se für nachhaltig und gut. Doch „natürlich“ ist nicht immer nachhaltig und umgekehrt! Wir wollen so zum Nach- und vielleicht auch zum Umdenken anregen.

Im Podcast stellen wir die teils recht komplexen Themen vor, mit denen wir uns in der Pflanzenforschung tagtäglich beschäftigen. Wir versuchen die Themen verständlich darzustellen, aber ohne sie zu stark zu vereinfachen. Dadurch würde ein Stück der Wahrheit verloren gehen. Es ist immer eine Gratwanderung: Insider wollen wir nicht langweilen und Laien nicht verlieren. Das scheint uns zu gelingen. Bisher haben unsere Podcasts Abrufe im höheren vierstelligen Bereich. Das werten wir als Erfolg.

Pflanzenforschung.de: Für wen machen Sie die Podcasts hauptsächlich?

David Spencer: Ganz klar: Für Jedermensch. Das begründet allein schon unser Selbstverständnis als Forscher. Denn unsere Arbeit im Labor zahlen letztendlich die Steuerzahler. Und denen wollen wir erklären, an was, mit welchen Methoden und warum wir forschen. Es geht um Transparenz und wir wollen quasi als Gegenleistung Wissen zurückzugeben.

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Pflanzenforschung für die Ohren. Im Podcast werden komplexe Themen behandelt. "Wir versuchen die Themen verständlich darzustellen, aber ohne sie zu stark zu vereinfachen", sagt Spencer.

Pflanzenforschung für die Ohren. Im Podcast werden komplexe Themen behandelt. "Wir versuchen die Themen verständlich darzustellen, aber ohne sie zu stark zu vereinfachen", sagt Spencer.

Bildquelle: © David Spencer

Pflanzenforschung.de: Mittlerweile haben Sie sechs Episoden produziert. Wie waren bisher die Reaktionen darauf? Gibt es auch kritische Stimmen?

David Spencer: Es gab zahlreiche inhaltliche Nachfragen und Lob. Das ist schön. Da wir versuchen, Themen differenziert zu betrachten, gab es bisher keine vernichtende Kritik. Konstruktive Kritik schon – in Form von Verbesserungsvorschlägen oder fachlichen Input. Und Vorschläge für neue Themen. Wir freuen uns über jedes Feedback! [Anm. d. Red.: Anregungen können gern an das Team übermittelt werden: Kontakt]

Pflanzenforschung.de: Gehen Sie auf diese Themenwünsche ein? Wie werden die Themen für die Episoden ausgesucht?

David Spencer: Wir haben zu Beginn unseres Projektes ein paar Kernthemen definiert. Kunterbunt, so wie die Pflanzenforschung auch. Aber wir lassen uns auch gern von den Reaktionen der Zuhörer und Zuhörerinnen inspirieren. Außerdem sind immer Experten in unseren Podcasts zu Gast, die manchmal ungeplant ganz neue Aspekte und thematische Ausflüge reinbringen. Das finde ich sehr spannend.

Pflanzenforschung.de: Wie kam es dazu, dass auch Lieblingsgerichte vorgestellt werden?

David Spencer: Wir haben festgestellt, dass man über Essen sehr schnell auch zu Pflanzen und Pflanzenforschung kommen kann. Für die Zuhörer und Zuhörerinnen schafft man einen Bezug zum Alltag. Zum Beispiel Hartweizen: Fast jeder isst Pasta und da kann man gut anknüpfen. Dass er aus Hartweizen gemacht wird, der in der EU hauptsächlich im Mittelmeerraum angebaut wird. Dass er kein natürliches Produkt ist, sondern durch Mutationszüchtung entstanden ist und so weiter. So kommt man vom Teller auf unsere Themen.

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Seit März 2020 gibt es den Wissenschafts-Podcast "KRAUTNAH". Am 08.08. wird die nächste Folge veröffentlicht.

Seit März 2020 gibt es den Wissenschafts-Podcast "KRAUTNAH". Am 08.08. wird die nächste Folge veröffentlicht.

Bildquelle: © krautnah

Pflanzenforschung.de: Alle Podcasts tragen Titel, die Anspielungen auf berühmte Filme sind. Eine witzige Idee! Wie kam es dazu?

David Spencer: Ich bin in einer Online-Gruppe, mit Leuten, die ich durch meine Science-Slam-Aktivitäten kenne. Und uns vereint, dass wir schlechte Wortwitze gut finden. Die haben mich auf diese Idee gebracht und dann haben wir gemeinsam Titel gesponnen. Es ist immer eine Ähre mit denen zu arbeiten (lacht). Wir haben noch eine lange Liste von Titelideen – damit könnten wir noch 50 weitere Folgen produzieren.

Pflanzenforschung.de: Wie viele Episoden sind insgesamt geplant?

David Spencer: Bis zum Ende des Wissenschaftsjahrs 2020 wollten wir zehn Episoden veröffentlichen. Nun wurde das Wissenschaftsjahr bis Ende 2021 verlängert – wegen Corona. Daher können wir uns gut vorstellen, noch einige zusätzliche Podcasts auf die Beine zu stellen.

Pflanzenforschung.de: Wie könnte man diese zusätzliche Zeit nutzen, um die Pflanzenforschung und ihren Nutzen noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen?

David Spencer: Ich glaube ein wichtiger Weg ist es, mehr in den sozialen Medien aktiv zu werden. Das Handy ist Teil des Alltags geworden. Viele stehen morgens auf und der erste Blick geht aufs Handy. Und da muss Pflanzenforschung eben auftauchen!

Auch in den Supermärkten gäbe es Potenzial, über Pflanzen und Forschung zu informieren, mit Infotafeln oder Ähnlichem. Man muss die Leute da erreichen, wo sie häufig unterwegs sind. Darüber hinaus sind Citizen-Science-Projekte wichtig. Durch die direkte Einbindung von Laien in die Forschung schafft man eine Verbindung und auch die Herausforderungen werden hautnah erlebt.

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Wenn er nicht gerade den Podcast produziert, arbeitet David Spencer an der RWTH in Aachen. Am Institut versuchen sie zu verstehen, wie Pflanzen sich gegen Krankheiten und Stress jeder Art wehren.

Wenn er nicht gerade den Podcast produziert, arbeitet David Spencer an der RWTH in Aachen. Am Institut versuchen sie zu verstehen, wie Pflanzen sich gegen Krankheiten und Stress jeder Art wehren.

Bildquelle: © David Spencer

Pflanzenforschung.de: Woran arbeiten Sie sonst, wenn Sie nicht gerade „KRAUTNAH“-aktiv sind?

David Spencer: Ich bin Doktorand in einer biologischen Arbeitsgruppe der RWTH Aachen. Wir versuchen zu verstehen, wie Pflanzen sich gegen Krankheiten und Stress jeder Art wehren. Ziel unserer AG ist es, natürliche Abwehrstrategien auszunutzen, um krankheitsresistente Nutzpflanzen herzustellen. In Brasilien wird beispielsweise Soja stark vom Asiatischen Sojabohnenrost befallen. Daher suchen wir in anderen Pflanzen nach Genen, die Abwehrstoffe, sogenannte Cumarine, gegen den Pilz produzieren. Diese Gene übertragen wir mit gentechnischen Methoden in Sojapflanzen und testen, ob die Pflanzen widerstandsfähiger werden.

Pflanzenforschung.de: Haben Sie vielen Dank für das Gespräch!


Weiterführende Informationen:

Zum Weiterlesen und -hören:

Titelbild: Pflanzenforscher im Gespräch. (Bildquelle: © krautnah)