Schließung der genetischen Ertragslücke

Globaler Weizenanbau könnte um 100 Prozent produktiver sein

26.09.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Forschende weltweit arbeiten intensiv an Möglichkeiten zur Steigerung von Weizenerträgen. (Bildquelle: © U. Benz / TUM)

Forschende weltweit arbeiten intensiv an Möglichkeiten zur Steigerung von Weizenerträgen. (Bildquelle: © U. Benz / TUM)

Erstmals liegt eine Analyse vor, die das bislang ungenutzte genetische Potenzial von Weizen bestimmt hat. Die weltweiten Erträge sind demnach nur halb so hoch wie prinzipiell möglich.

Die globale Versorgungslage mit Grundnahrungsmitteln ist seit langem angespannt und jetzt zusätzlich durch den Ukrainekrieg belastet. Aber unabhängig davon sorgen Klimawandel und steigende Bevölkerungszahlen dafür, dass die Verbesserung der Ernährungssicherheit weiter eines der Top-Themen bleiben wird.

Bedeutung des Weizens für die Grundversorgung

Weizen ist weltweit eines der wichtigsten Getreide und Grundnahrungsmittel. In mehr als 100 Ländern wird er angebaut. Mehr als 20 Prozent der gesamten Kalorien- und Proteinzufuhr liefert das Getreide. Doch viele Entwicklungs- und Schwellenländer sind stark von Importen abhängig, leiden unter hohen Preisen und Versorgungsengpässen. Dadurch verstärken sich gesellschaftliche Risiken wie Unruhen, Migration oder kriegerische Auseinandersetzungen.

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Die Weizenerträge steigen zurzeit kaum noch. Für eine ausreichende Ernährungssicherheit sollten moderne Züchtungsmethoden konsequent genutzt werden.

Die Weizenerträge steigen zurzeit kaum noch. Für eine ausreichende Ernährungssicherheit sollten moderne Züchtungsmethoden konsequent genutzt werden.

Bildquelle: © Couleur / Pixabay

Potenzial ist da – Dank moderner Züchtungs- und Anbaumethoden

Vor diesem Hintergrund gibt eine internationale Studie unter Beteiligung der Universität Göttingen, der Technischen Universität München, der Universität Bonn und dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) etwas Grund für Optimismus. Sie untersuchte, wie hoch das globale Ertragspotenzial von Weizen sein könnte, wenn moderne und fortschrittliche Züchtungsinstrumente konsequent genutzt würden. Auch die möglichen Steigerungen durch einen optimierten Anbau – sprich fortschrittliches Pflanzen-, Wasser- und Bodenmanagement – haben die Forscher:innen dabei berücksichtigt.

Datengrundlage für die Modellierung waren 53 Weizenanbauregionen in 33 Ländern, die die unterschiedlichen Umweltbedingungen aller Anbauregionen repräsentierten. Anschließend berechnete die Modellierungssoftware den potenziellen Ertrag von 28 weitverbreiteten Weizensorten, unter der Voraussetzung optimaler Kultivierungsbedingungen. Dabei zeigte sich, dass  der reale Ertrag durchschnittlich nur 51 Prozent der möglichen Ertragshöhe erreicht.

Höchste Zeit für Innovationen

Die Forscher:innen betonen, dass schnell gehandelt werden muss. „Die Weizenerträge stagnieren in vielen Teilen der Welt. Gerade durch die steigende Weltbevölkerung ist eine kontinuierliche Ertragssteigerung in den kommenden Jahrzehnten notwendig, um den weltweiten Nahrungsmittelbedarf zu sichern”, sagt Professor Asseng, Direktor des Hans Eisenmann-Forums (HEF) für Agrarwissenschaften der TUM in Weihenstephan und Mitautor der Studie.


Quelle:
Senapati, N. et al. (2022): Global wheat production could benefit from closing the genetic yield gap. In: Nature Food, (7. Juli 2022), doi: 10.1038/s43016-022-00540-9.

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