Schon gewusst? Auch Dein Garten zählt!

Wie privates Grün die biologische Vielfalt schützen kann

06.05.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Privatgärten könnten ein Paradies für Insekten, Vögeln und Co. sein. (Bildquelle: © Stefanie Biel, NaturGarten e. V.)

Privatgärten könnten ein Paradies für Insekten, Vögeln und Co. sein. (Bildquelle: © Stefanie Biel, NaturGarten e. V.)

Tausende Arten sind vom Aussterben bedroht. Viele Pflanzen, Insekten, Vögel und andere Lebewesen finden in unseren monotonen Landschaften kaum noch ein Auskommen. Aber es gibt 17 Millionen Gärten in Deutschland, die hervorragende Lebensbedingungen bieten könnten. Nur sind die meisten davon eher „Wüsten“ ohne große Artenvielfalt. Ein neues Forschungsprojekt will das nun ändern: gARTENreich macht Gartenbesitzer:innen Mut, grüne Oasen zu schaffen, die auch für die einheimische Fauna und Flora eine Bereicherung sind.

In Deutschland sind ca. 7 000 Mikroorganismen, Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Das sind rund 10 Prozent aller Arten. Auch wenn noch nicht im Einzelnen geklärt ist, was alles zu dieser Entwicklung beigetragen hat, sind einige Faktoren unstrittig: monotone Ackerflächen, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, zunehmende Versiegelung und die Ausdehnung bebauter Flächen. Hinzu kommt der Klimawandel.

Wir brauchen eine Trendumkehr

Wie kann man den Artenschwund stoppen? Stadtplaner und die Landwirtschaft sind auf jeden Fall gefordert, etwas zu ändern. Aber auch alle Besitzer:innen von Gärten können einen Beitrag leisten. Denn die 17 Millionen Gärten und damit immerhin zwei Prozent der Landfläche in Deutschland sind meist noch keine wertvollen Biotope für ein artenreiches Leben. Sie sind oft monoton, bepflanzt mit wenigen und häufig nicht einheimischen Pflanzenarten und oft dominiert von kurzgeschorenen Rasenflächen, die kaum Nahrung und Unterschlupf bieten. Die Vielfalt in den Gärten hat in den letzten Jahren sogar abgenommen. Die neue Vorliebe vieler Deutscher zu geschotterten Vorgärten ist da ein Beispiel.

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Die Versiegelung von Gartenflächen und Verschotterungen lassen Gärten zu „Wüsten“ werden.

Die Versiegelung von Gartenflächen und Verschotterungen lassen Gärten zu „Wüsten“ werden.

Bildquelle: © Marisa04 / Pixabay

Gärten als ökologische „Trittsteine“

Wenn sich das ändern würde, könnten die Gärten einen effektiven Beitrag zum Artenschutz leisten. Nicht nur die Artenvielfalt würde sich auf dem heimischen Grün erhöhen, Gärten wären auch wichtige „ökologische Trittsteine“, die Schutzgebiete und andere naturnahe Areale miteinander verbinden: Tiere und Pflanzen könnten über die Gärten in andere Gebiete wechseln und damit für eine Wiederverbreitung bestimmter Arten und für einen genetischen Austausch zwischen den Populationen in verschiedenen Regionen sorgen – eine wichtige Voraussetzung für stabile Bestände einer Art.

gARTENreich verbindet Forschung mit Praxis

Das Forschungsprojekt will Bürgerinnen und Bürger konkrete Gestaltungsmöglichkeiten für ihre Gärten an die Hand geben. Denn die Gärten sollen nicht nur vielfältiger werden, sondern auch in puncto Pflegeaufwand und Ästhetik den Ansprüchen der Hobbygärtner:innen entsprechen – nur so wird die Motivation groß genug sein, den eigenen Garten umzuwandeln, so das Kalkül der Forscher:innen.

Also wird geforscht: Es geht nicht nur um eine rein ökologisch sinnvolle Gartengestaltung, sondern auch um sozialwissenschaftliche Gesichtspunkte oder wie Eigentümer:innen ihren Garten praktisch nutzen möchten. Mit Umfragen, Dialogveranstaltungen und mit der Gestaltung von Gärten als „Reallaboren“ in zwei Regionen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein soll diesen Gesichtspunkten nachgegangen werden. Die Ergebnisse fließen in praktischen Leitfäden und Tipps für Gartenbesitzer:innen ein. Auch sinnvolle Kommunikationsansätze und Förderinstrumente für mehr Vielfalt im eigenen Garten will das Projekt vorschlagen.

Das dreijährige Projekt ist im November 2021 gestartet und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Projektpartner sind das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, der NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V., der NaturGarten e. V. sowie die Stadt Gütersloh und die Gemeinde Aumühle.


Weiterführende Informationen:
Webseite des Projekts gARTENreich: www.gartenreich-projekt.de

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Titelbild: Privatgärten könnten ein Paradies für Insekten, Vögeln und Co. sein. (Bildquelle: © Stefanie Biel, NaturGarten e. V.)