Schon gewusst? Die Ackerflächen schrumpfen

Verlust von 300 000 Hektar bis 2030 befürchtet

26.10.2023 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Landverbrauch auf Kosten landwirtschaftlicher Fläche: Neubaugebiet am Rande von Gerhardshofen, Bayern (Bildquelle: © Heinrich Becker, Thünen-Institut)

Landverbrauch auf Kosten landwirtschaftlicher Fläche: Neubaugebiet am Rande von Gerhardshofen, Bayern (Bildquelle: © Heinrich Becker, Thünen-Institut)

In den letzten Jahrzehnten gingen in Deutschland jeden Tag ca. 70 Hektar landwirtschaftliche Fläche verloren – etwa durch neue Siedlungsflächen und Straßen. In den nächsten Jahren könnte sich dieser Trend noch deutlich beschleunigen. Eine neue Studie des Thünen-Institutes prognostiziert ein Flächenverlust von über 100 Hektar pro Tag in Deutschland. Das entspricht der Größe von mehr als 140 Fußballfeldern.

Die Politik hat Großes vor: Aufgrund der aktuellen Wohnungsnot werden bis 2030 mehr als 200 000 Hektar für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen benötigt. Und dann gibt es ja noch die Energiewende: Der geplante Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem Windräder und Freiflächenphotovoltaik, benötigt nochmals geschätzt 100 000 Hektar. Hinzu kommen Projekte zum Biodiversitäts- und Klimaschutz, bei denen auch landwirtschaftliche Flächen durch Wiederaufforstung oder Wiedervernässung von Mooren verloren gehen.

Synergien nutzen

#####1#####
Auch der Verkehrswegebau verbraucht landwirtschaftliche Flächen: Straßenarbeiten am Autobahndreieck Salzgitter, Niedersachsen.

Auch der Verkehrswegebau verbraucht landwirtschaftliche Flächen: Straßenarbeiten am Autobahndreieck Salzgitter, Niedersachsen.

Bildquelle: © Andreas Tietz / Thünen-Institut

Die Thünen-Studie prognostiziert, dass durch die bereits projektierten Maßnahmen insgesamt in den nächsten sieben Jahren bis zu 300 000 Hektar landwirtschaftliche Fläche verloren gehen – in einer Weltregion, deren Böden zu den fruchtbarsten weltweit gehören. Jeden Tag würde so die Fläche eines durchschnittlich großen Landwirtschaftsbetriebes zerstört.  Dadurch ergäbe sich auch die Notwendigkeit, mehr Nahrungs- und Futtermittel zu importieren – zu Lasten der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion.

Daher setzen sich die Studienautoren dafür ein, die Planungen z.B. für erneuerbare Energien stärker am Prinzip der Mehrfachnutzung von Flächen auszurichten. So sollten beispielsweise Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen bevorzugt auf wiedervernässten Mooren oder in Kombination mit landwirtschaftlicher Nutzung entstehen – sogenannte Agrar-Photovoltaik (Agri-PV)-Anlagen. Hierbei werden die Solarpaneele über die Ackerflächen montiert, die weiterhin bewirtschaftet werden. Dies kann etwa durch die Anpflanzung von schattentoleranten Pflanzen unter den Solarmodulen gelingen.


Quelle:
Osterburg B. et al. (2023): Flächennutzung und Flächennutzungsansprüche in Deutschland. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 96 p, Thünen Working Paper 224, doi: 10.3220/WP1697436258000

Zum Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de:

Titelbild: Landverbrauch auf Kosten landwirtschaftlicher Fläche: Neubaugebiet am Rande von Gerhardshofen, Bayern (Bildquelle: © Heinrich Becker, Thünen-Institut)