Schon gewusst? Fliegende Samen statt Setzlinge

Schnellere Aufforstung von Wäldern mit Drohnen

25.01.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

In den vergangenen Jahren haben die Trockenheit und Schädlinge wie der Borkenkäfer Spuren im Wald hinterlassen. (Bildquelle: © iStock.com / Oksana_Schmidt)

In den vergangenen Jahren haben die Trockenheit und Schädlinge wie der Borkenkäfer Spuren im Wald hinterlassen. (Bildquelle: © iStock.com / Oksana_Schmidt)

Hunderttausende Hektar Wald in Deutschland müssen aufgeforstet werden. Denn Klimawandel und Schädlingsbefall haben schwere Schäden angerichtet. Das Forschungsprojekt „Garrulus“ will Forstwirte bei dieser gewaltigen Aufgabe unterstützen und entwickelt Drohnen für die Aussaat neuer Bäume.

Sehnsuchtsort, Wirtschaftsfaktor, Sorgenkind – der Wald hat viele Gesichter. Fest steht: Wälder sind unersetzbar! Denn sie stellen uns Menschen wertvolle Ökosystemleistungen zur Verfügung und sind CO2-Speicher, Holzlieferanten, Sauerstoffproduzenten und Trinkwasserreservate in einem. Und: Ohne sie ist kein effektiver Klimaschutz möglich. Doch der Wald ist in Gefahr – auch in Deutschland.

Klimawandel und Schädlinge setzen dem Wald zu

Etwa ein Drittel des Bundesgebiets ist von Wäldern bedeckt – noch. Der Klimawandel hinterlässt auch hier seine Spuren. Die Jahre 2017 bis 2020 waren von Extremwetterereignissen geprägt, auf schwere Stürme folgten drei lange Dürrejahre. Für den Wald war die trockene Hitze Stress pur: Sie schwächt die Bäume und bietet zusätzlich optimale Brutbedingungen für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Fichten litten besonders unter der Doppelbelastung, aber auch Laubbäume kamen nicht unbeschadet davon. Die Folge: Immer mehr Bäume sterben ab oder müssen vorsorglich gefällt werden.

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Video zum Forschungsprojekt „Garrulus“: Die Waldschäden sind in Nordrhein-Westfalen besonders ausgeprägt. Ein mit einer Drohne aufgenommenes Video der Wissenschaftler zeigt das ganze Ausmaß der Zerstörung.

Videoquelle: © Hochschule Bonn-Rhein-Sieg / youtube.com

Konventionelle Aufforstung ist teuer und zeitaufwändig

Das stellt die Forstwirte vor gewaltige Herausforderungen: In Deutschland müssen knapp 300.000 Hektar Wald aufgeforstet werden. Das berichtet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Und dieser Wert könnte weiter steigen. Laut der Waldzustandserhebung 2020 des BMEL verschlechtert sich die Baumgesundheit über alle Baumarten hinweg.

Schon heute können die Forstwirte bei der Aufforstung nicht mehr mit dem Waldsterben mithalten. Denn die konventionelle Wiederaufforstung ist mit hohen Kosten verbunden. Gärtner:innen ziehen die jungen Bäume in Baumschulen heran, bis die Setzlinge groß genug sind, um im Wald gepflanzt zu werden. Das ist zeit- und arbeitsintensiv. Höchste Zeit für neue Ideen!

Drohnen könnten Aufforstung beschleunigen

Mit dem Projekt „Garrulus“ wollen Informatiker:innen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg die Aufforstung mit Hilfe von Drohnen revolutionieren. Zunächst sollen die mit Kameras und Sensoren ausgestatteten Drohnen detaillierte Karten von aufzuforstenden Waldstücken erstellen. Maximilian Johenneken erklärt: „Unser Ziel ist es, ein 3D-Modell des Waldbodens zu erstellen, in dem zum Beispiel auch Informationen zu Temperatur und dem Chlorophyllgehalt der Flora enthalten sind.“

Auf Grundlage dieser Daten will das Forschungsteam bestimmen, wie groß die Waldschäden sind und an welchen Stellen eine direkte Aussaat von Baumsamen erfolgreich sein könnte. Die Samen sowie wichtige Nährstoffe sollen dann von den Drohnen an den entsprechenden Stellen platziert werden. „Die Bepflanzung aus der Luft ist ungewöhnlich“, erläutert Johenneken. „Wir müssen also sicherstellen, dass wir die Samen mit allem ausstatten, was sie benötigen.“

Bis zum Ende des Jahres will das Forschungsteam einen Prototyp der Drohne vorstellen. Ob dieser tatsächlich in der Lage sein wird, die Wiederaufforstung schneller, einfacher und günstiger zu machen, muss dann getestet werden. Der Bedarf für die neue Technik ist jedenfalls groß.


Quellen und weiterführende Informationen:

Zum Weiterlesen:

Titelbild: In den vergangenen Jahren haben die Trockenheit und Schädlinge wie der Borkenkäfer Spuren im Wald hinterlassen. (Bildquelle: © iStock.com / Oksana_Schmidt)