Bäume als Schutzwall
Mit Agroforst gegen den Klimawandel und Monotonie
Können sogenannte Agroforstsysteme eine Antwort auf anhaltende Dürrephasen und Klimastress sein? In einem Feldversuch in Brandenburg untersuchen Wissenschaftler, ob Bäume die Felder vor Austrocknung schützen können.
Der Agrarökologe Dr. Ralf Bloch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNEE) in Eberswalde will Forst- und Landwirtschaft zu einer Einheit verschmelzen – um Felder besser vor Wind und Austrocknung zu schützen. „Der April war dieses Jahr so trocken, dass sozusagen 90 Prozent der April-Niederschläge ausgeblieben sind“, erklärt Bloch in einer Videoreportage vom Spiegel.
Die Gesamtniederschlagsmenge pro Jahr verändere sich aber kaum, heißt es hier, sondern lediglich die Verteilung: im Winter mehr Niederschläge, im Frühjahr weniger und im Sommer müsse man mit Extremereignissen rechnen. Aber Regen benötigten Pflanzen vor allem zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr, jedoch bliebe dieser aufgrund des Klimawandels zunehmend aus.
Agroforst: ein vielversprechendes System
Eine Lösung soll das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt DAKIS bringen – ein Projekt der Fördermaßnahme „Agrarsysteme der Zukunft“. Gemeinsam mit seinen Studierenden hat Bloch einen Acker im Löwenberger Land mit Streifen aus unterschiedlichen Baumarten gepflanzt, insgesamt acht Baumreihen auf 10 ha Fläche mit 340 Werthölzern wie Wildbirne, Roteiche und Baumhasel sowie rund 500 schnellwachsende Weiden.
Die Bäume sollen den Wind bremsen und so die Feuchtigkeit im Ackerboden länger bewahren. Von dieser Kombination aus Forst- und Landwirtschaft verspricht sich Bloch noch weitere Vorteile: eine steigende Bodenfruchtbarkeit, weniger Winderosion, geringere Temperaturen durch den Schattenwurf der Bäume und eine erhöhte Biodiversität auf den landwirtschaftlichen Flächen. Auch das Landschaftsbild wird attraktiver und das Holz der Bäume können Landwirte zusätzlich vermarkten, beispielsweise als Hackschnitzel für Biomasse-Kraftwerke.
Demonstrationsobjekt auch für die Politik
Agroforstsysteme sind bisher in Deutschland nicht förderfähig, trotz höherer Flächenproduktivität, der Verbesserung der Landschaftsästhetik und reichhaltigeren Ökosystemleistungen. Daher werden Landwirte schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen zögern, Bäume auf ihre Äcker zu pflanzen.
Der Anteil von Agroforstflächen beträgt in Deutschland lediglich 1,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Andere Länder sind da bereits weiter: In Griechenland liegt der Anteil solcher Flächen bei ca. 31 Prozent, in Frankreich bei rund 24 Prozent.
Damit sich die förderrechtlichen Rahmenbedingungen für Agroforste ändern, setzen die Beteiligten auch auf die Ausstrahlungswirkung ihres Modellprojektes. Sie hoffen, dass sie politische Entscheidungsträger aus dem nahen Berlin im Rahmen von Exkursionen von dieser nachhaltigen Flächennutzung überzeugen können.
Quellen:
- Spiegel-Videoreportage (2020): Klimawandel auf dem Acker, (03. Juni 2020 – abgerufen am 29.06.2020).
- Hofmann, P. et al. (2017): Konzeption eines Agroforst-Modellvorhabens für das Löwenberger Land (Brandenburg). In: Böhm, C. (Hrsg.): Bäume in der Land(wirt)schaft – von der Theorie in die Praxis. Tagungsband, (März 2017 – abgerufen am 29.06.2020).
Weiterführende Informationen:
- Projekt-Homepage: DAKIS
- Kay, S., Jäger, M, und Herzog (2020): Moderne Agroforstsysteme in der Schweiz - Partizipative Entwicklung und künftige Herausforderungen. In: BMEL (Hrsg.): "Berichte über Landwirtschaft", Band 98, Ausgabe 2, ISSN: 2196-5099.
Zum Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de:
- Die digitale Landwirtschaft der Zukunft - Neues Forschungsprojekt „DAKIS“ gestartet
- Holzproduktion auf Ackerflächen
- Kakao hätte es gerne etwas schattiger - Wie man Kakaoplantagen vor Klimawandel und Schädlingen schützen kann
- Die Vielfalt der Anbausysteme - Ein Überblick
Titelbild: Die Agroforstfläche in Großmutz (Löwenberger Land in Brandenburg). (Bildquelle: © HNEE).