Schon gewusst? Steinmehl als CO2-Schlucker
Beim Kampf gegen den Klimawandel könnte Basalt helfen
Werden fein gemahlene Silikat-Gesteine über Felder und Wälder ausgebracht, passiert erstaunliches: Bei der Verwitterung des Steinmehls wird Kohlendioxid dauerhaft gebunden. Zusätzlich gelangt Phosphat in den Boden und stimuliert das Pflanzenwachstum – und das bindet noch mehr Kohlenstoff.
Um den Klimawandel aufzuhalten, muss vor allem der Verbrauch von fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas schnellstens gesenkt werden. Doch um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens noch zu erreichen, ist auch eine aktive Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre erforderlich. Doch wie?
Negative Emissionstechnologien
Es gibt eine Reihe von sogenannten negativen Emissionstechnologien (NETs), die hier in Frage kommen. So könnte die Land- und Forstwirtschaft durch optimierte Anbaumethoden mehr und längerfristig Kohlenstoff binden. Andere Ansätze sind die Gewinnung von Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -speicherung, Herstellung von Biokohle, Gewinnung von Kohlenstoff aus der Umgebungsluft gefolgt von Abscheidung und Lagerung sowie die Nutzung von Holz und Karbonmaterialien statt Beton und Stahl bei der Errichtung von Neubauten. Doch auch eher unkonventionelle Methoden werden diskutiert. Dazu gehört die Ausbringung von Gesteinsmehl auf die Böden.
Mahlen, Ausbringen, Zersetzen
Das Prinzip der Methode ist recht simpel. Silikatmaterialien wie Basalt werden zu Pulver zermahlen und beispielsweise mit Flugzeugen über große Flächen verteilt. Hier reagiert das Gesteinspulver mit dem Kohlendioxid der Luft und es entstehen Bikarbonat-Ionen im Boden, die das CO2 dauerhaft speichern. Längerfristig werden die Bikarbonat-Ionen durch Niederschläge in Flüsse gespült und landen schließlich in den Weltmeeren – dem Endspeicher für das klimaschädliche Treibhausgas.
Gesteinsmehl düngt
Das Basaltpulver hat aber noch einen anderen Effekt – es düngt den Boden. Denn bei der Zersetzung des Pulvers wird Phosphat frei – ein Wachstums-limitierender Nährstoff für Pflanzen. Daher gibt es Überlegungen, Basaltpulver nicht über Äcker, sondern gezielt über natürliche, aber nährstoffarme Ökosysteme abzuwerfen. Der Effekt: Hier bekommt die spärliche Vegetation einen Wachstumsschub. Durch das mehr an pflanzlicher Biomasse wird entsprechend auch zusätzlich Kohlendioxid aus der Atmosphäre gespeichert.
In einer neuen Studie haben Wissenschaftler das Potenzial dieser Strategie berechnet: Es könnten auf diese Weise bis zu 2,5 Gigatonnen Kohlendioxid pro Jahr der Atmosphäre entzogen werden. Die Kosten für die Produktion des Gesteinsmehls und seine Versprühung mit Flugzeugen würden sich auf ca. 150 US-Dollar pro Tonne entfernten Kohlendioxids belaufen.
Ökologische Konsequenzen auch bedenken
Doch was passiert in den so behandelten Ökosystemen? Durch die zusätzliche Düngung könnten sich nährstoff-liebende Pflanzenarten verstärkt ausbreiten und andere Arten verdrängen. Ebenso wäre die Fauna vom veränderten Nahrungsangebot betroffen. Entsprechende Daten sind bislang noch nicht vorhanden und die Wissenschaftler:innen empfehlen daher zunächst Pilotstudien auf vom Menschen degradierten Gebieten wie stillgelegte Tagebauregionen oder Aufforstungsarealen. Im Zweifel könnte diese NET-Methode auf bewirtschaftete Flächen beschränkt bleiben, um natürliche Ökosysteme zu schützen.
Quelle:
Goll, D. et al. (2021): Potential CO2 removal from enhanced weathering by ecosystem responses to powdered rock. In: Nature Geoscience, (26. Juli 2021), doi: 10.1038/s41561-021-00798-x.
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Titelbild: Mit Flugzeugen könnte Gesteinsmehl in Ökosysteme eingebracht werden und der Atmosphäre Kohlendioxid dauerhaft entziehen. (Bildquelle: © Thomas Hays / CC BY 2.0)