Schon gewusst? Entwaldung ist Artenkiller Nr. 1

Klimawandel momentan nur viertstärkster Treiber des Artenschwunds

21.11.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Entwaldung und Umwandlung von Grünland in landwirtschaftliche Flächen sind die Hauptursachen für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt und für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. (Bildquelle: © Adobe Stocks)

Entwaldung und Umwandlung von Grünland in landwirtschaftliche Flächen sind die Hauptursachen für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt und für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. (Bildquelle: © Adobe Stocks)

Wer hätte das gedacht. Heute schieben wir gerne dem Klimawandel alle Schuld zu, wenn Ökosysteme aus dem Gleichgewicht kommen. Das ist aber zu kurz gedacht. Wenn wir die Biodiversität unserer Erde schützen wollen, müssen wir erst einmal andere Dinge sehr schnell ändern. Und das kommt auch dem Klimaschutz zugute.

Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht, wenn wir nicht gegensteuern. Die Folgen wären fatal: Ökosysteme weltweit verlieren an Qualität und können die für uns Menschen wichtigen Ökosystemleistungen immer schlechter erbringen. Dazu gehören beispielsweise die Bestäuberleistungen von Insekten, die uns hohe Erträge in der Landwirtschaft sichern. In Deutschland würden ohne diese Insekten Ernten im Wert von jährlich 3,8 Milliarden Euro verloren gehen, weltweit läge der Verlust bei rund 820 Milliarden Euro.

Die „Artenfresser“

Eine Studie des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung hat nun berechnet, welche Eingriffe des Menschen hauptverantwortlich für den rasanten Artenverlust auf unserer Erde sind.

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Acker, soweit das Auge reicht: Nahrungsmittelproduktion und Klima- und Artenschutz müssen laut der Nachhaltigkeitsziele der UN im Gleichgewicht bleiben.

Acker, soweit das Auge reicht: Nahrungsmittelproduktion und Klima- und Artenschutz müssen laut der Nachhaltigkeitsziele der UN im Gleichgewicht bleiben.

Bildquelle: © Wolfgang Stemme / Pixabay

Auf dem ersten Rang liegt die Umwandlung von naturnahen Wäldern und Grünland in landwirtschaftliche Fläche. Ein eklatantes Beispiel ist die Brandrodung riesiger Urwaldflächen im Amazonasgebiet. Auf den weiteren Plätzen folgen die ausbeuterische Nutzung wildlebender Pflanzen und Tiere und anschließend die Umweltverschmutzung. Erst dann kommt der Klimawandel – noch!

Auswirkungen des Klimawandels beschleunigen sich

Das ist aber kein Grund, den Klimawandel hier außer Acht zu lassen. Die Forscher:innen gehen davon aus, dass seine Rolle beim Artensterben in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch deutlich zunehmen wird. In den Ozeanen ist er als Artenkiller schon auf Platz 2 vorgerückt, direkt hinter der Überfischung.

Artenschutz ist auch Klimaschutz

Die gute Nachricht: Wenn wir das Artensterben eindämmen, wird das auch dem Klimawandel entgegenwirken. Denn die Forscher:innen betonen, dass zu den wirksamsten Artenschutzmaßnahmen die Erhaltung und die großflächige Wiederherstellung naturnaher Wälder und Feuchtgebiete gehören. Denn diese Naturräume sind nicht nur Lebensraum unzähliger Arten, sondern auch der größte Speicher für Kohlenstoff. Sie entziehen der Atmosphäre das Treibhausgas Kohlendioxid und speichern es für lange Zeit.

Pflanzenforschung auch entscheidend

Dass nicht noch mehr Wälder verloren gehen, ist auch ein primäres Ziel der Pflanzenforschung. Auf den bestehenden Ackerflächen soll mehr produziert werden, um den Bedarf einer wachsenden Weltbevölkerung ohne zusätzliches Ackerland zu decken.

Die Pflanzenforschung arbeitet daher daran, Kulturpflanzen ertragreicher zu machen und Ernteausfälle durch Krankheiten und Schädlinge zu reduzieren. Ein weiteres Ziel ist ein kleinerer ökologischer Fußabdruck der Landwirtschaft, z.B. durch die Züchtung von Kulturpflanzen, die weniger Düngung und chemischen Pflanzenschutz benötigen. Auch das fördert und schützt die Artenvielfalt auf und um den Acker.


Quelle:
Jaureguiberry; P., et al. (2022): „The direct drivers of recent global anthropogenic biodiversity loss." In: Science Advances, Vol 8, Issue 45 (2022). doi:10.1126/sciadv.abm9982

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Titelbild: Entwaldung und Umwandlung von Grünland in landwirtschaftliche Flächen sind die Hauptursachen für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt und für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. (Bildquelle: © Adobe Stocks)