Sparen tut not

Der globale Ausstoß von Treibhausgasen durch die Landwirtschaft steigt weiter an

25.04.2014 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Intensive Landwirtschaft: Auf der Suche nach Einsparungsmöglichkeiten bei den Treibhausgas-Emissionen gerät auch sie zunehmend ins Visier. (Bildquelle: © iStock.com/kadmy)

Intensive Landwirtschaft: Auf der Suche nach Einsparungsmöglichkeiten bei den Treibhausgas-Emissionen gerät auch sie zunehmend ins Visier. (Bildquelle: © iStock.com/kadmy)

Von der FAO berechnete Datensätze, die auch für den neuen IPCC-Bericht genutzt wurden, zeigen einen steigenden Trend der Treibhausgas-Freisetzungen in der Landwirtschaft.

Sparen ist angesagt: Dazu fordert der fünfte Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) die Weltgemeinschaft auf. Gespart werden müssen Treibhausgase in allen Lebensbereichen, und zwar jetzt, sonst droht in naher Zukunft eine globale Erwärmung mit nicht mehr kontrollierbaren Folgen. Neben den „üblichen Verdächtigen“ wie Energieerzeugung und Verkehr trifft es auch die Landwirtschaft. Deren Ausstoß an klimaschädlichen Gasen hat sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt und wird bis 2050 voraussichtlich noch um 30 Prozent steigen, sollten keine wirksamen Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen werden.

Neue Daten

Der fünfte IPCC-Bericht der Arbeitsgruppe III Klimaschutz umfasst knapp 1.200 Szenarien zur sozioökonomischen Entwicklung sowie Daten aus fast 10.000 wissenschaftlichen Studien, die von 235 Hauptautoren erstellt wurden. Erstmals hat auch die FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) ihre eigenen Daten zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen in der weltweiten Landwirtschaft erhoben. In der Datenbank FAOSTAT werden die jährlichen Emissionen erfasst und sind für jedermann einsehbar. Die Daten wurden auch für den fünften IPCC-Bericht zur Verfügung gestellt.

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In der Tierproduktion fallen weltweit die meisten Treibhausgase an.

In der Tierproduktion fallen weltweit die meisten Treibhausgase an.

Bildquelle: © iStock.com/ Petermooy

Wirft man einen Blick auf die letzten zehn Jahre, stiegen die Emissionen aus Pflanzenbau und Tierhaltung um 14 Prozent von 4,7 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) in 2001 auf 5,3 Milliarden Tonnen CO2e in 2011 an. Davon gingen allein 39 Prozent auf das Konto der Tierhaltung, ein Anstieg von 11 Prozent in den letzten zehn Jahren. Ein Hauptgrund ist die Freisetzung von Methan (CH4), einem 25 mal wirksameren Klimagas als CO2, aus den Verdauungstrakten der Wiederkäuer. Düngemaßnahmen waren für 13 Prozent der Emissionen verantwortlich, mit einem Anstieg von 37 Prozent zwischen 2001 und 2011. Emissionen aus Reisfeldern beim Nassreisanbau belaufen sich auf 10 Prozent pro Jahr. Hier werden ebenfalls große Mengen an Methan und Lachgas, einem nochmals wirksameren Klimagas freigesetzt, im Gegensatz zum Trockenanbau.

Bei den Landnutzungsänderungen und der Abholzung von Wäldern gab es einen Rückgang von 10 Prozent, was aber immer noch zu etwa 3 Milliarden Tonnen CO2e Freisetzung pro Jahr im Zeitraum 2001 bis 2011 ausmachte. Dieser Rückgang ist vor allem auf Aufforstungsprogramme und Schutzmaßnahmen zurück zu führen. Das spiegelt sich auch bei der Fixierung von Treibhausgasen durch die Wälder wider: Hier konnten im Jahr 2010 2 Milliarden Tonnen CO2e in Wäldern gebunden werden, ein Zuwachs von 21 Prozent gegenüber dem Jahr 2001 (1,7 Milliarden Tonnen CO2e).

Umdenken ist erforderlich

Es gibt also durchaus auch positive Entwicklungen. Zum Beispiel hat Europa im Bereich Landwirtschaft seine Emissionen von 21 Prozent im Jahr 2001 auf 12 Prozent im Jahr 2011 gesenkt. Leider ist das nicht genug: „Das wirtschaftliche Wachstum und die Bevölkerungsentwicklung haben die positiven Ansätze einfach überholt“, erklärte Prof. Ottmar Edenhofer, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe III Klimaschutz des IPCC, bei der Vorstellung des fünften IPCC-Berichts in Berlin. Trotz Eurokrise sind die Treibhausgasemissionen in den letzten Jahren auf neue Rekordwerte gestiegen.

Das heißt, jeder Bereich muss seinen Anteil leisten. Die Landwirtschaft steht hier vor großen Herausforderungen: Dringend nötigen Einsparungen bei der Freisetzung von Treibhausgasen steht eine stetig wachsende Weltbevölkerung gegenüber, die mit Nahrung versorgt werden muss. Dazu kommen zunehmende Wetterextreme als Vorboten des Klimawandels. Globale Schwerpunkte im Umgang mit diesen Problemen sind beispielsweise neue Techniken zur Ertragssteigerung, an die prognostizierten Klimaveränderungen besser angepasste Sorten, der Übergang vom Nass- zum Trockenreisanbau, verbesserte Düngetechniken sowie die Veränderung der Futterzusammensetzung bei Wiederkäuern.

Lassen sich die benötigte Produktionssteigerung und Treibhausgaseinsparung in der Landwirtschaft nicht reduzieren, müssen andere Bereiche ihre Emissionen noch massiver reduzieren. Das alles wird teuer. Denn auch in den anderen Bereichen wie Energie und Verkehr, werden Anpassungsmaßnahmen viel Geld kosten. Der IPCC schätzt, dass der globale Konsum um etwa 5 Prozent einbrechen wird, wenn die nötigen Anpassungsstrategien umgesetzt würden. Nichts zu tun würde die Weltgemeinschaft allerdings deutlich teurer zu stehen kommen. Und es wäre völlig sinnlos. „Denn“, so Edenhofer, „die Mittel, um die Probleme zu lösen, sind da, sie müssen nur eingesetzt werden.“ Und zwar jetzt.


Quelle:
FAO (2014): Agriculture, Forestry and other land use emissions by sources und removals by sinks. 1990 – 2011 Analysis. (Studie).

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Intensive Landwirtschaft: Auf der Suche nach Einsparungsmöglichkeiten bei den Treibhausgas-Emissionen gerät auch sie zunehmend ins Visier. (Bildquelle: © iStock.com/kadmy)