Weizen: Krankheiten und Schädlinge
Wie viele andere hochgezüchtete Nutzpflanzen ist Weizen anfällig für eine Vielzahl von Krankheiten und Schädlingen. Um einen Befall des Saatgutes mit Pilzen zu vermeiden, wird es heutzutage häufig gebeizt, d. h. mit bestimmten Stoffen behandelt, die einen Pilzbefall verhindern sollen. Eine Zeitlang waren Beizen quecksilberhaltig, wurden aber wegen der starken Gesundheits- und Umweltbelastung wieder aus dem Verkehr gezogen. Heute sind Beizen weit weniger giftig, aber trotzdem hochwirksam gegen eine Vielzahl von Erregern.
Das sind die wichtigsten Weizenkrankheiten
Pilze
Der Echte Mehltau ist eine der gefährlichsten Blattkrankheiten beim Weizen. Er wird durch den Pilz Erysiphe graminis ausgelöst, der auf Ernteresten überwintert und vor allem bei warmer, feuchter Witterung im Frühjahr auftritt. Es kann Ernteausfälle bis zu 25 Prozent bewirken.
Die Blattdürre, ausgelöst durch den Pilz Septoria tritici, ist erkennbar an der Vergilbung, später Verbräunung der Blattspreite, auf der sich anschließend schwarze Punkte (Fruchtkörper des Pilzes) zeigen. Sie tritt in Deutschland in der Regel nur in feuchteren Lagen auf, in nassen Sommern ist sie auch weiter verbreitet. Sie bewirkt Ernteausfälle bis zu 30 Prozent.
Der Gelbrost wird durch den Pilz Puccinia striiformis ausgelöst, der über die Stomata in die Blattadern eindringt. Er ist erkennbar an linienförmigen, orange-gelben Bereichen auf dem Blatt. Auch er verbreitet sich hauptsächlich in kühlen, feuchten Bereichen und verstärkt in nassen, kühlen Sommern. Er kann durch die schlechtere Photosyntheseleistung des befallenen Getreides Ernteausfälle bis zu 50 Prozent verursachen.
Der Weizenbraunrost sieht auf den ersten Blick ähnlich aus wie der Gelbrost, bildet aber erhabene Pusteln statt Streifen. Der Pilz Puccinia triticana dringt dabei ebenso wie der Gelbrost in die Spaltöffnungen des Blattes ein.
Der Weizenflugbrand (Ustilago tritici) verursacht schwarze, deformierte Ähren. Er spielt in erster Linie in den Entwicklungsländern eine Rolle, verursacht weltweit Ernteausfälle bis zu 10 Prozent.
Steinbrand/Stinkbrand (Tilletia caries) ist gut erkennbar an den Ähren des befallenen Weizens. Hier entwickeln sich statt Körnern sogenannte Brandbutten, die beim Zerreiben nach Fisch stinken.
Die Spelzenfäule (Septoria nodorum) verursacht eine Verbräunung zunächst auf den unteren Blättern, später im Endstadium an den Spelzen. Sie breitet sich vor allem bei warmem Wetter mit hoher Luftfeuchte und kräftigen Niederschlägen (Sommergewitter) aus.
Fusarien (u. a. F. graminearum, F. culmorum) verursachen ebenfalls eine Verbraunung der Blattspreiten und des Halmes sowie vor allem die sogenannte partielle Taubährigkeit, bei der es zum vorzeitigen Ausbleichen einzelner Ährenteile kommt. Dazu bilden sich für Mensch und Tier gefährliche Mykotoxine. Fusarien verbreiten sich ebenfalls gut bei warmem Wetter (über 18 Grad) und 'großtropfigen Niederschlägen'.
Die Typhula-Fäule (Typhula incarnata) tritt am Ende des Winters bei Wintergerste auf. Es zeigen sich großflächig vergilbte Pflanzen, die Blätter sterben von der Spitze her ab.
Ebenso tritt der Schneeschimmel (Fusarium nivale) nach dem Abschmelzen des Schnees auf, erkennbar an kleinen, korkenzieherartig verdrehten Keimlingen. Er gehört ebenfalls zu den Fusariosen (Krankheiten, die durch Fusarien verursacht wurden).
Die Halmbruchkrankheit (Pseudocercosporella herpotrichoides) zeigt sich durch glasige Bereiche an den Blattspreiten, Verbräunungen an der Halmbasis, die dadurch später morsch und brüchtig wird, und durch Notreife (vorzeitiges Ausreifen). Begünstigt wird sie u. a. durch lange, feucht-kühle Witterungsabschnitte und feuchte Standorte.
Die Schwarzbeinigkeit (Gaeumannomyces graminis var. tritici) zeigt sich im Frühjahr an schwärzlichen Wurzeln, Halmbasen und unteren Blattscheiden. Die Pflanze bleibt kurz im Halm, reift vorzeitig (Weißährigkeit) oder bildet taube Ähren. Tritt besonders nach einem feuchten warmen Frühjahr oder Herbst auf.
Bei der DTR-Blattdürre (Drechslera tritici-repentis) bilden sich auf der Blattoberfläche kleine gelbe Flecke mit dunkelbraunem Punkt, entwickeln sich von der Blattspitze her. Tritt bei warmer Witterung auf, auch wenn die Pflanzen unter Stress (Wassermangel) stehen.
Bakterien
Bakterielle Spelzenfäule (Pseudomonas syringae pv. atrofaciens) zeigt sich an dunkelgrünen Flecken am Spelzengrund, die sich später dunkelbraun färben. Ein anderes Symptom sind braune Verfärbungen auf den oberen Spelzenteilen. Begünstigt wird die Ausbreitung durch feuchte Anbaulagen z.B. Waldrändern oder Tallagen.
Virosen
Virosen durch das Gelbverzwergungsvirus und das Weizenverzwergungsvirus zeigen sich durch Gelbfärung älterer Blätter, Zwergwuchs und starke Verzweigung der Pflanzen, bei Befall im Frühjahr auch durch Notreife. Die Viren werden durch Getreideblattläuse oder die Zwergzikade (Psammotettix alienus) übertragen.
Insekten
Die Hessenfliege (auch Getreideverwüster, Mayetiola destructor) ist eine Gallmückenart, die besonders an Weizen, Gerste und Roggen schwere Schäden hinterlässt. Sie legt ihre Larven an den Stängeln der Wirtspflanze ab. Die Larven liegen dabei nicht in Gallen, sondern sind frei. Sie sondern ein Sekret ab, das die Zellwände auflöst, die Pflanze stirbt letztlich ab. Die Hessenfliege ist mittlerweile auch in Amerika, Neuseeland und Australien vorhanden, wo sie bei warmer Witterung bis zu fünf Generationen pro Jahr durchzieht.
Die Larven der Brachfliege (Delia coarctata) bohren sich nahe der Bodenoberfläche in die Pflanze und fressen sich von Pflanze zu Pflanze. Die befallenen Pflanzen vergilben. Befallen werden besonders lückige Bestände, die spät ausgesät wurden.
Die roten Larven der Sattelmücke (Haplodiplosis marginata) verursachen verdickte Blattscheiden und sattelförmige Wülste meist am obersten Internodium. Die Pflanzen bleiben hinter der Entwicklung zurück, die Ähren bleiben zum Teil stecken. Befallen werden besonders Bestände auf nassen, schweren Böden (Auen, Tonböden). Ernteverluste bis zu 30 Prozent sind aufgetreten.
Die Larven der Weizengallmücken (gelbe: Contarinia tritici, rote:Sitodiplosis mosellana) saugen an den Körnern der Ähren, als Folge bildet sich sogenanntes Schmachtkorn oder die Ähre bildet gar keine Körner. Auch hier sind Bestände auf nassen Böden stärker gefährdet.
Die Getreidehähnchen (Oulema melanopus, Oulema gallaeciana) verursachen Fraßschäden an den Blättern des Weizens. Die metallisch glänzenden Käfer fressen Löcher in die Blätter, die Larven fressen die oberen Schichten der Blätter ab, so dass nur noch die durchsichtige untere Epidermisschicht übrig bleibt (Fensterfraß). Die Schädigung durch Getreidehähnchen wird durch die Intensivierung der Landwirtschaft wieder häufiger.
Getreidethripse saugen an verschiedenen Pflanzenorganen (Blätter, Stängel, Ähren). Ähren entwickeln sich schlecht, an den Blattoberflächen erscheinen glasige Schichten. Begünstigt wird der Befall durch warmes, trockenes Wetter im Frühjahr.
Getreideblattläuse (Große Getreideblattlaus, Sitobion avenae, Haferblattlaus (Rhopalosiphum padi, Bleiche Getreideblattlaus,Metopolophium dirhodum) verursachen wie Thripse Saugschäden und sind gleichzeitig Überträger des Gelbverzwergungsvirus. Auf dem ausgeschiedenen Kot (Honigtau) siedeln sich häufig Pilze an. Bei starkem Befall vor allem an Ähren kann ein Ertragsausfall von bis 10 Prozent erfolgen.
Säuger
In Australien verursachen Hausmäuse (Mus domesticus) bis zu 10 Millionen Dollar Ernteausfälle jährlich.
Pflanzen (Beikräuter)
Typische Ackerunkräuter des Weizens sind:
Einkeimblättrige Ackerbeikräuter (Monokotyle)
Gemeiner Windhalm (Apera spica-venti), Trespen (Bromus spec.),Gemeine Quecke (Agropyron repens), Acker-Fuchsschwanz(Alopecurus myosuroides). Monokotyle Unkräuter können auch als Wirte für Weizenkrankheiten dienen (z. B. die Quecke).
Zweikeimblättrige Ackerbeikräuter (Dikotyle)
Kletten-Labkraut (Galium aparine), Vogelmiere (Stellaria media),Taubnesseln (Lamium spec.), Holhzahn (Galeopsis tetrahit),Ackersenf (Sinapis arvensis) VogelKnöterich (Polygonum aviculare), Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis), Kornblume (Centaurium cyanus) und Klatschmohn (Papaver rhoeas).
Titelbild: Weizen ist anfällig für eine Vielzahl von Krankheiten und Schädlingen. (Quelle: Rainer Sturm/pixelio.de)