Wie viel Mensch verkraftet der Boden?
Fruchtbare Böden sind nötig, um Nahrung und Rohstoffe zu erzeugen. Doch die Weltbevölkerung wächst - und mit ihr der "Leistungsdruck" auf die landwirtschaftlich genutzten Flächen. Wie lange Ackerböden eine intensive Landwirtschaft verkraften, untersucht ein deutsch-mexikanisches Forscherteam nun im Land der Maya.
Die Würzburger Geografie-Professorin Birgit Terhorst erforscht den Verödungsprozess von landwirtschaftlich genutzten Böden auf der Halbinsel Yucatan in der Region um Quintana Roo. Unterstützt wird sie dabei vom Geografen Professor Bodo Damm von der Universität Eichstätt und von Dr. Elizabeth Solleiro von der mexikanischen Hochschule UNAM (Universidad Nacional Autonoma de Mexico).
Die Region um Quintana Roo war während der so genannten präklassischen Periode (250 bis 950 n. Chr.) von den Maya dicht besiedelt und intensiv landwirtschaftlich genutzt. Zeitweise lebten dort über 13 Millionen Menschen. Heute ist das Gebiet nun noch schwach besiedelt und auf den Böden wird kaum noch Ackerbau betrieben. Welche Ursachen haben zu diesem extremen Wandel in der Bewirtschaftung geführt?
Maya hielten Brachzeiten nicht mehr ein
Die Hochkultur der Maya ist unter anderem berühmt für ihre Landwirtschaft, in der es bereits Bewässerungssysteme gab. Die Maya betrieben eine Form des Ackerbaus, bei der die Flächen regelmäßig brachzuliegen hatten. Je stärker jedoch die Bevölkerung wuchs, desto häufiger hielten die Maya die nötige Brache nicht mehr ein: Die Böden laugten aus, fielen verstärkt der Erosion zum Opfer und überzogen das Gestein am Ende nur noch als dünne Schicht.
Die Forscher um Birgit Terhorst sind überzeugt, dass die Zerstörung der Böden mit dazu beigetragen hat, dass die Kultur der Maya unterging. Andere wissenschaftliche Thesen weisen einem Klimawandel die Schuld zu: Ihnen zufolge wurden den Maya mehrfache Trockenzeiten zum Verhängnis, in denen die Niederschläge für die Landwirtschaft weitgehend ausblieben. Für den gleichen Zeitraum haben die Wissenschaftler anhand von Bodenproben jedoch eindeutige Beweise dafür gefunden, dass zumindest die Region von Quintana Roo gut mit Wasser versorgt war.
Geländeexkursionen im Frühjahr
Im Projekt verankert sind Geländeexkursionen. Bei diesen wird der mexikanischen Boden genau unter die Lupe genommen: Mit Erdbohrern ziehen sie Bodenproben und bestimmen Zustand und Mächtigkeit der Böden. Mikroskopische und bodenchemische Analysen geben dann unter anderem Aufschluss über Mineralgehalt und Pflanzennährstoffe. Interessant sind hierbei besonders Stellen, an denen geschichtlich "alte" Böden erhalten sind, meist überdeckt durch jüngere Schichten. Denn diese könnten Rückschlüsse auf die damaligen Verhältnisse und damit einen Vergleichswert zu heutigen Daten liefern.
Das Projekt läuft bis 2011. Es soll neue Erkenntnisse liefern, mit denen Wissenschaftler besser abschätzen können, wie viel "Besiedlungs- und Landwirtschaftsdruck" ein Ökosystem auf Dauer verkraftet und mit welchen Maßnahmen es sich womöglich stabilisieren lässt. Diese Frage ist in vielen Regionen der Erde aktuell - überall dort, wo die Bevölkerung stark wächst und wo Anbauflächen und Nahrung knapp sind.
Quelle:
idw (03.02.2010)