Weizen: Mehr Pilzinfektionen durch Klimawandel

Große Ertragseinbußen durch Weizenbrand prognostiziert

06.02.2024 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Weizen ist weltweit die wichtigste Nahrungspflanze. Durch den Klimawandel wird diese Kulturpflanze verstärkt von Pilzkrankheiten befallen. (Bildquelle: © H.-J. Sydow / Wikipedia, gemeinfrei)

Weizen ist weltweit die wichtigste Nahrungspflanze. Durch den Klimawandel wird diese Kulturpflanze verstärkt von Pilzkrankheiten befallen. (Bildquelle: © H.-J. Sydow / Wikipedia, gemeinfrei)

Forschende warnen vor dramatischen Folgen der Pilzkrankheit Weizenbrand für die globale Lebensmittelversorgung. Besonders in feuchtwarmen Regionen wie Südamerika, dem südlichen Afrika und Asien sind bis zu 75 % der Weizenanbauflächen betroffen. Bis 2050 könnten die globale Weizenproduktion um 13 Prozent einbrechen. Eine Resistenzzüchtung mit Hilfe der Genschere CRISPR/Cas könnte das Problem lösen.

Weizen ist weltweit eine der wichtigsten Nahrungspflanzen mit einer Anbaufläche von 222 Millionen Hektar und einer Erntemenge von 779 Millionen Tonnen. Doch der Klimawandel ist eine wachsende Bedrohung für die Weizenproduktion, wie eine Studie der Technischen Universität München (TUM) unter der Leitung von Prof. Senthold Asseng zeigt. Mit einem Simulationsmodell für Weizenwachstum und -ertrag hat die Forschungsgruppe die durch den Klimawandel begünstigte Ausbreitung der Krankheit Weizenbrand, verursacht durch den Pilz Magnaporthe oryzae, bis zum Jahr 2050 prognostiziert. Ergebnis: Die globale Weizenproduktion könnte um 13 Prozent schrumpfen.

Bis zu 75 Prozent der regionalen Anbauflächen betroffen

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Der Weizenbrand ist noch kein Problem für Europa, aber die Ernten in großen Teilen von Asien, Afrika und Südamerika sind vom Pilz bedroht.

Der Weizenbrand ist noch kein Problem für Europa, aber die Ernten in großen Teilen von Asien, Afrika und Südamerika sind vom Pilz bedroht.

Bildquelle: © Stan Petersen / Pixabay

Weizenbrand wurde erstmals in den 1980er-Jahren in Brasilien entdeckt. Seitdem hat sich der Pilz in den Nachbarländern rasch ausgebreitet und sprang schließlich auf andere Kontinente über: 2016 erreichte die Krankheit Bangladesch und 2018 Sambia. Nun sind praktisch alle Anbaugebiete in tropischen und subtropischen Regionen betroffen. Auch in den südöstlichen USA und Ost-Australien ist der Pilz angekommen. Die Studie zeigt, dass bis zu 75 Prozent der Weizenanbauflächen in Südamerika sowie in Teilen von Afrika und Asien vom Pilz bedroht sind.  In Europa ist die Gefahr noch relativ gering, allerdings gelten auch Italien, Südfrankreich und Spanien als gefährdet. Erkrankte Pflanzen erkennt man an den dunklen Flecken auf Blättern und Ähren. Der Pilz führt nicht nur zu drastischen Ertragseinbußen, auch die Qualität der Ernten sinkt deutlich. 

Dringend Gegenmaßnahmen erforderlich

Das zwingt Landwirte in den betroffenen Regionen, ihren Anbau rasch anzupassen. In einigen Regionen Brasiliens wird jetzt schon Weizen durch andere Kulturen wie Mais ersetzt. Eine andere Möglichkeit ist es, die Aussaattermine so anzupassen, dass zum Zeitpunkt des sogernannten Ährenschiebens – einer empfindlichen Phase bei der Weizenentwicklung – keine förderlichen Bedingungen für den Pilz vorherrschen.

Allerdings ist eine grundsätzliche Lösung eher durch die Pflanzenzüchtung zu erwarten: die Entwicklung resistenter Weizensorten. Hierbei kann die moderne Gentechnik, insbesondere die Nutzung der Genschere CRISPR/Cas, eine entscheidende Rolle spielen. Viele Experten sind davon überzeugt, dass dies gelingen kann: durch Stilllegung sogenannter Anfälligkeitsgene des Weizens, die der Pilz für die Infektion benötigt. Bei Reis konnte mit dieser Strategie bereits eine Resistenz gegen den Reisbrand – ebenfalls eine Pilzkrankheit – erzeugt werden.

Klimawandel: Mehr als nur steigende Temperaturen

Die Studie von Prof. Asseng und seinem internationalen Team markiert einen Wendepunkt im Verständnis der komplexen Wechselwirkungen zwischen Klimawandel, Pflanzenkrankheiten und Nahrungsmittelsicherheit. Vorherige Studien haben bei der Prognose von Ertragsveränderungen vor allem direkte Effekte des Klimawandels wie steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster berücksichtigt.


Quellen:

  • Pequeno D. et al. (2024): “Production vulnerability to wheat blast disease under climate change”. In: Nature Climate Change (01. Februar 2024). doi: 10.1038/s41558-023-01902-2
  • Hossain, MM (2022): “Wheat blast: A review from a genetic and genomic perspective”. In: Front. Microbiol. doi: 10.3389/fmicb.2022.983243

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Titelbild: Weizen ist weltweit die wichtigste Nahrungspflanze. Durch den Klimawandel wird diese Kulturpflanze verstärkt von Pilzkrankheiten befallen. (Bildquelle: © H.-J. Sydow / Wikipedia, gemeinfrei)